Fyrgar - Volk Des Feuers
nach Farnheim zu Besuch, sondern auch die ersten schüchternen Verehrer, und sehr zum Leidwesen ihres Vaters fand Eírtiti großen Gefallen daran, umworben zu werden.
»Das muss den Fyrgar wohl im Blut liegen«, schmunzelte Alrydis, und Aldavinur bereute, ihr so viel von seinem Leben erzählt zu haben. Nachts bereute er es jedoch weniger, weil Alrydis einiges von ihm erfahren wollte, was er ihr gern im stillen und doch innigen Spiel preisgab. So fand einmal zusammen, was sonst unvereinbar schien, Feuer und Wasser.
An Eírtitis zwanzigstem Geburtstag bat ihr Vater sie zu einem Spaziergang, und sie wanderten hinaus in den altehrwürdigen Park, den Hügel hinan auf die warm dampfenden Kaskadenfälle zu.
Inmitten der Frühlingsgesänge sagte er zu ihr: »Eírtiti, es wird Zeit zu gehen.«
»Hast du Heimweh, Vater?«
»Nein, das hatte ich nie. Ich bin jetzt ein Mensch, und ich bin es zufrieden.«
»Ist das wahr?«
»Ja. Ich habe mich mit mir selbst versöhnt. Doch du musst zu deinem Volk, das steht außer Frage.«
»Es ist auch dein Volk.«
»Ich bin immer noch ein Verbannter, Kind. Vergiss nicht, ich habe Efrynn nicht zurückgebracht.«
»Weil er der Feind war! Du musstest ihn töten.«
»Das spielt keine Rolle. Aber du bist eine geborene, reinblütige Fyrgar.«
»Obwohl ich ein Mensch und weiblich bin?«
»Ja. Deine Mutter und ich waren Fyrgar und sind es geblieben. Unsere körperliche Veränderung fand statt, weil wir beide ein anderes Baiku annahmen. Auf dich aber wartet dein Baiku erst noch. Es wird Zeit, dass du durch das Feuer gehst, um deine wahre Gestalt zu finden. Und wer weiß, vielleicht wirst du dadurch sogar unsterblich.«
Eírtiti blieb stehen. »Aber Vater, vielleicht will ich diese Gestalt nicht aufgeben ...«
»Dann ist sie möglicherweise auch deine wahre«, antwortete er. »Aber es ist wichtig, dass du dein Baiku erhältst.«
»Das kann ich doch auch hier tun, ich meine, durch das Feuer gehen.«
»Nein. Du gehörst zu deinem Volk, sie alle sollen daran teilhaben. Sie müssen erfahren, dass es dich gibt, und du musst die Fyrgar kennenlernen. Du musst das Gebirge sehen, du musst hinaufgehen zum Wolkenreiter und den Göttern nah sein. Du hast das Wissen in dir, also musst du diesen Weg einschlagen, um wahre Erkenntnis zu finden.«
»Aber da ist noch etwas, nicht wahr? Ich kenne dich so gut, du kannst es nicht vor mir verbergen.«
»Ja. Eírtiti, du ... ich weiß nicht so recht, wie ich es dir sagen soll. Schon lange ringe ich mit mir, doch ich denke, der Zeitpunkt ist gekommen.« Er fuhr sich durchs Haar und starrte eine Weile düster zum Wald.
Sie machte eine besorgte Miene. »Sprich freien Herzens, Dádá, ich werde alles ertragen.«
Zweifelsohne. Sie war sehr stark, und sie war im Einklang mit sich selbst. Aldavinur liebte seine Tochter nicht nur. Er verehrte sie. Und den Grund dafür musste sie erfahren.
Aldavinur zögerte, suchte nach den richtigen Worten, die schon lange hinauswollten, doch seine Zunge fürchtete sich davor, sie zu bilden. Es ging um die Wahrheit, über sich, die er schon Jahrtausende mit sich herumtrug. Die er noch niemandem offenbart hatte. Aber wenn nicht Eírtiti, wem dann?
Also gab er sich einen Ruck. »Damals, nach dem Ende der Schattenweberseuche, brachte Halrid Falkon uns hierher, dich und mich.«
»Der ... Zauberer? Der Annatai? Der mit dem Drachen? Natürlich weiß ich alles über ihn«, sagte sie aufgeregt. »Alle meine Freundinnen geraten ins Schwärmen, sobald die Barden ein Lied über ihn zum Besten geben! Und wir sind damals mit dem Drachen geflogen? Oh, wieso kann ich mich nicht daran erinnern?«
»Tochter! Mäßige dich, ich ...«
»Wie kann ich das, Dádá? Warum hast du mir das nicht schon längst erzählt? Alle wären grün geworden vor Neid!«
Er seufzte. Eírtiti war die Weiseste der Fyrgar, und dennoch ein bezauberndes junges, unbedarftes, temperamentvolles Mädchen. Oh, wenn Nefreta das nur miterleben könnte! Sie hatte stets gegen die Gleichgültigkeit der Fyrgar gewettert, und sie war selbst ein überaus leidenschaftliches Geschöpf gewesen, das ihm nicht nur einmal den Atem geraubt hatte.
Aber das war es ja, was sie so sehr in Gefahr brachte.
Am liebsten hätte er seine Tochter in den Arm genommen und an seine Brust gepresst, sie ganz in sich aufgesaugt, so sehr liebte er sie. Solche Angst hatte er um sie. Er hoffte, dass er das in all den Jahren nie zu sehr gezeigt hatte, um sie nicht zu erdrücken, damit sie sich ungehindert
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