Fyrgar - Volk Des Feuers
werden dich ehren. Nicht umsonst lautet dein Name ›die Allumfassendem Das bist du. Du bist das Ziel, das die Fyrgar seit jeher erstrebt haben. Aber ... die Entscheidung liegt bei dir. Du sollst frei sein. Du allein wirst erfahren, was das zu bedeuten hat.«
Sie schwieg eine Weile und nickte dann langsam. »Ich möchte mein Volk gern kennenlernen, Vater. Das wollte ich immer. Also werde ich dich begleiten. Wie es dann weitergeht, werde ich entscheiden, wenn ich dort bin. Aber ... was wird aus Mutter Alrydis, wenn wir gehen? Du hast doch sicher nicht vor, zurückzukehren, nicht wahr?«
»Sie wird Farnheim auch verlassen, Tochter, das hat sie mir eröffnet, bevor ich mit ihr darüber reden konnte. Sie weiß ebenso wie ich, dass die Zeit gekommen ist, für sie und für mich. Sie wird ans Meer hinunterziehen, zu ihrer Nauraka-Familie, die inzwischen ziemlich groß geworden ist. Dann wird sie nicht mehr hin- und hergerissen sein, so wie jetzt. Sie hat in Farnheim genug getan, und sie hat Ruhe verdient. Eine andere Ylwanin kann das Reich weiterführen.«
»Also gut. Dann hast du dein ursprüngliches Ziel nie aus den Augen verloren, nicht wahr? Du gehst dorthinauf, um mich in die Welt zu entlassen und um selbst zu sterben?«
»Ja. Wenn ich von meinen Eltern eines gelernt habe, dann dies: zu erkennen, wann es gut ist und nicht mehr besser werden kann. Genug ist genug, Eírtiti, und ich will dir die besten Voraussetzungen mitgeben, damit du das Leben führen kannst, das du dir wünschst. Sieh es als mein Erbe an.«
Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie mit sich, und sie gingen schweigend weiter, am Wald entlang und von den Kaskadenfällen aus zu den Weiden hinunter, wo Hunderte Pferde und Kühe grasten.
Schließlich brach Eírtiti das Schweigen. »Dann will ich packen gehen, denn wir haben einen weiten Weg vor uns.«
»Das sollte keine Schwierigkeiten bereiten«, erwiderte ihr Vater da unerwartet vergnügt. »Aber vorher wollen wir feiern. Alrydis hat ein großes, wirklich sehr großes Fest vorbereitet.«
Und Eírtiti staunte nicht wenig, als noch vor dem Mittag viele Gäste von überall herbeiströmten. Ylwanen, und Velerii, Zwerge und Menschen, sogar Flammenritter, darunter Andun, Etera und Wyndrit, und auch die geflügelten Daranil, Yahis stolze Söhne.
»Reisen wir etwa mit einem Luftschiff?«, fragte Eírtiti begeistert, doch Aldavinur schüttelte geheimnisvoll grinsend den Kopf.
Es was das größte Fest seit Langem, mit mindestens fünfhundert Gästen. Wie es schien, fiel Eírtitis Geburtstag mit mehreren großen Ereignissen zusammen: mit Alrydis' Abschied von Farnheim, der Übergabe an ihre Nachfolgerin und mit vielen Jahrestagen, wie dem Ende des Krieges um das Tabernakel, dem Wiederaufbau von Ardig Hall, aber auch mit Todestagen. Der Toten wurde ebenso gedacht wie der ehrwürdigen Lebenden, die sich noch an den Krieg um das Tabernakel erinnern konnten oder deren Väter und Mütter daran teilgenommen hatten, und viele berühmte Helden fanden in Liedern und Geschichten Wiederauferstehung. Es war fast so, als würden die Statuen dort draußen im Umland wieder lebendig werden und ebenfalls teilnehmen.
Das größte Aufsehen aber gab es, als ein paar erschrockene Kinder schreiend angelaufen kamen, dass ein Drache dahergeflogen komme! Eírtiti warf einen misstrauischen Blick zu ihrem Vater, der strahlte wie schon lange nicht mehr. Mit Alrydis an seiner Seite erwartete er die Ankunft des weißgoldenen Drachen auf dem großen Platz vor Farnheim und begrüßte lachend den riesigen, breitschultrigen schwarzhaarigen Mann, der gerade absaß.
Einige junge Damen schienen einer Ohnmacht nahe, als der sagenumwobene Annatai an ihnen vorüberging, der schon viele Jahrtausende alt war und keinen Tag älter aussah als ein Mann in den besten Jahren und dessen Aura brannte wie eine schwarze Sonne, doch er hatte nur Augen für Eírtiti, die errötete, als er sie behutsam bei den Schultern fasste, sich zu ihr hinunterbeugte und sie auf beide Wangen küsste.
»Herzlichen Glückwunsch dem zauberhaftesten Feuerkind unter dieser Sonne«, sagte er mit tiefer Stimme unter dem jubelnden Beifall der anderen. Eine neue Legende wurde in diesem Moment geschaffen, und die Barden waren schon dabei, die passenden Lieder zu schreiben.
Der Drache lachte scheppernd. »Genug der Rührseligkeiten! Gibt es einen Krug, der groß genug ist für die Zunge von Fylang, damit er sich am Bier laben kann?«, rief er.
Und erhielt sogleich
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