Fyrgar - Volk Des Feuers
nichts geändert, wenn Lúvenor rechtzeitig erkannt hätte, dass noch immer ein Teil des Schattenwebers existierte. Der hier unten auf der Welt war, seinem Zugriff entzogen, und dem Zugriff der anderen Götter.«
Eírtiti hing gebannt an seinen Lippen. Zum ersten Mal erzählte er ihr die Geschichte so, wie sie wirklich erzählt gehörte.
»Also war ich in der Lage, mit Lúvenor zu sprechen, weil ich in seinem Licht gebadet hatte, weil meine Eltern durch das Eisfeuer die Verbindung zu ihm geschaffen hatten. Aber ich war nicht sein Sendbote, oder der Hoffnungsträger des Volkes. Ich nahm an, dass immer noch etwas fehlte, und deshalb war ich sicher, dass Beserdem das Fehlende ersetzen würde. Deshalb wollte ich mit ihr sprechen, ihr alles anvertrauen. Doch dann gingen Resimbar und Sarundi durch das Feuer und traten in vollkommener Einheit daraus hervor. Ich wartete, was weiter geschehen würde, und Efrynn wurde tatsächlich wissend geboren.
Und meine Aufgabe war es, sein Lehrmeister zu sein. Das zumindest war meine nächste Schlussfolgerung, und leider war es wieder das Falsche.«
»Aber nein, Dádá«, sagte sie eindringlich. »Es war genau das Richtige. Es ist, es kann nicht deine Schuld sein, dass Efrynn einen anderen Weg einschlug.«
»Aber er lernte zu viel von mir, Eírtiti, was er im Bösen verwenden konnte. Und sag mir nicht, Wissen kennt nicht Gut oder Böse. Ich kenne es, und ich habe es vermittelt, das macht den Unterschied.
Doch ich spreche noch von der Vergangenheit. Ich habe mich entschieden, Efrynn anzuleiten und ihn auf den Weg zu bringen. Erst wenn er mich nicht mehr brauchen würde, wollte ich Beserdem bitten, mit mir durch das Feuer zu gehen, denn ich spürte, dass es geschehen musste. Ich empfand eine Nähe zu Beserdem wie zu niemandem sonst, und ihr schien es ähnlich zu gehen. Wir harmonierten. Doch dann habe ich die Gefahr durch Gondwin nicht rechtzeitig erkannt, und das Unglück nahm seinen Lauf.«
Seine Tochter öffnete den Mund, doch Aldavinur hob abwehrend die Hand.
»Bis«, fuhr er fort. »Bis ich Nefreta begegnete. Wir erkannten einander, und ich begriff, dass es gar nicht Beserdem gewesen war, die zu mir gehörte, sondern Nefreta, die genau von meiner Art war, genauso getrieben von Zweifeln wie ich und keineswegs so zielgerichtet wie einst meine Eltern. Anstatt zu den Lieblichen Höhen zu kommen und mir zu begegnen, ging sie allein durch das Feuer und wurde Flammenritterin. Sie tat es aus Überzeugung, und sie hat den Völkern hier unten so viel gebracht und so viel gegeben. Doch nichts kann Fyrgar, die füreinander bestimmt sind, die ... Zwei sind, zwei Hälften, die zusammengehören, daran hindern, eines Tages zueinanderzufinden. Egal, wo wir sind, egal, was wir tun, das Band ist unzerstörbar. Und deshalb ... bin ich ihr begegnet, und deshalb gibt es dich.«
»Und ich wiederhole noch einmal, Vater: Wieso soll ich nun die Hoffnung sein? Ich bin sterblich, ich bin weiblich, obwohl ich noch kein einziges Mal durch das Feuer gegangen bin, ich bin ein Mensch!«
Er legte seine Hände auf ihre schmalen Schultern. Sie war so viel kleiner und zarter als ihre Eltern, und doch ruhte eine ungeheure Kraft in ihr, eine Kraft, die sie nicht nur mit ihrem Willen, sondern auch mit ihrem Körper aufbrachte. »Weil deine Mutter und ich uns geliebt haben, Eírtiti. Wir haben alle Stufen erklommen ... und mehr. Wir waren Fyrgar und Flammenritter, wir waren Menschen, wir waren ... das Leben an sich. Du bist, was uns vollkommen macht, meine Tochter, und dir fehlt nichts mehr außer der letzten Erkenntnis.«
»Und was sollte dann daraus erwachsen?«, fragte sie leise.
»Ich weiß es nicht«, antwortete er aufrichtig. »Ich kann dir nicht sagen, ob es die Fünfte Stufe gibt, nach der die Fyrgar streben. Doch ich weiß, deine Existenz ist der Beweis, dass unser Volk noch lange nicht am Gipfel angekommen ist. Ich wünsche mir, dass du den Fyrgar zeigst, wie sie wieder zurück ins Leben finden und daran teilnehmen. Die Völker hier unten können unsere Weisheit und unseren Beistand brauchen.«
Eírtitis Lippen zitterten. »Wenn du es verlangst, Vater ...«
»Nein, Tochter«, unterbrach er hastig. »Nein. Ich verlange überhaupt nichts. Alles, was du tust, ist allein deine Entscheidung. Aber du hast ein Anrecht darauf, durch das Feuer zu gehen und die nächste Stufe zu erlangen. Ich habe meinem Volk Efrynn genommen, aber ich will ihm dich zurückgeben. Sie werden dich begrüßen, Eírtiti, und sie
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