Fyrgar - Volk Des Feuers
Hände. »Schon gut! Ich mache keine Schwierigkeiten, und ich habe nichts zu verbergen.« Er hätte auf sein Gefühl hören und umkehren sollen. Noch nie hatte er etwas Ähnliches erlebt, und er ahnte, was jetzt kommen würde.
Voller Entsetzen musste er mitansehen, wie die Soldaten seine Wagen durchwühlten, alles durcheinanderbrachten, sogar Mehlsäcke aufschlitzten. Das waren erhebliche Verluste - für Kundor, aber auch für die Menschen hier, für die der karge Boden nicht genug hergab.
Dann blieb ihm fast das Herz stehen, als er plötzlich lautes Geschrei hörte. Die Stimme eines Kindes, die ihm nur allzu vertraut war.
Seines Kindes! Des Jüngsten, genau genommen, und dabei hatte er es vor seiner Abreise streng ermahnt, weil er schon ahnte, dass es ihm folgen wollte.
»Lundi, du ungehorsames, böses, dummes Kind«, flüsterte er erbleichend. »Was hast du nur getan ...«
Zwei Soldaten zerrten das heftig um sich schlagende, etwa neunjährige Kind herbei, das versuchte, sie zu beißen und zu treten und dabei aus Leibeskräften schrie. Ein wildes, mageres Bündel, das nur aus Augen zu bestehen schien.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte der Kontrolleur.
»Ich ... ich weiß es nicht, Lundi muss sich eingeschlichen haben ...«, stammelte Kundor verzweifelt. »Lundi gehört zu mir, ich bin der Vater und stehe für mein Kind ein ...«
Der Kontrolleur gab den Soldaten einen Wink, woraufhin sie das zeternde Kind zu einem in der Nähe gelegenen großen Zelt schleiften.
»Papa, hilf mir!«, schrie Lundi. »Bitte, Papa, ich will auch immer artig sein, ich verspreche es!«
»Sei brav, Lundi, ich komme dich bald holen!«, rief Kundor dem Kind nach und wandte sich an den Listenführer. »Bitte, Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass das nicht mehr vorkommt! Ich werde natürlich für die Passage aufkommen, und ...«
»Geld brauchen wir keins, davon haben wir genug.« Der Kontrolleur winkte ab. »Was wir brauchen, sind Nahrungsmittel und Arbeitskräfte, und beides habt Ihr im Überfluss zu bieten. Dafür danken wir Euch.« Er musterte den Händler von oben bis unten. »Doch welche Verwendung sollten wir für Euch selbst haben, frage ich Euch?«
Kundor wich einen Schritt zurück. »W-was sagt Ihr da?«, flüsterte er. »Ich bin ein ehrbarer Händler, meine Papiere sind in Ordnung, ich komme für Lundi auf - und Ihr werdet mich nun passieren lassen, sowie meine neunzehn Wagen samt Besatzung! Zwischen Nerovia und Barastie bestehen Verträge, in denen der Handel genau geregelt ist, und Ihr verstoßt soeben dagegen!«
»Beschwert Euch doch«, grinste der Kontrolleur und gab den Soldaten in seiner Nähe einen Wink. »Bringt die Waren zum Umschlagplatz, und die Menschen zum Zelt.«
Kundor war ein guter Geschäftsmann, er begriff schnell. »Flieht!«, schrie er seinen Leuten zu. »Flieht, zurück über die Grenze! Lasst die Wagen stehen und verschwindet, schnell, schnell!« Er fragte sich, wieso die Baronie Lasunt nichts dagegen unternahm; keiner ihrer Soldaten war hier. Das alles ging nicht mit rechten Dingen zu!
Doch niemand rührte sich, sie waren alle viel zu verblüfft und verunsichert, niemand konnte glauben, was hier geschah. Erst als der Soldat, der Kundor zuvor gedroht hatte, ihm tatsächlich den Spieß in den Bauch stieß, rannten sie schreiend davon.
Blut schoss aus Kundors Mund, als er in die Knie brach, der Schmerz raubte ihm fast das Bewusstsein. Von Ferne hörte er Lundis verzweifelte Schreie. Die Soldaten veranstalteten lachend eine regelrechte Treibjagd auf seine Leute, und auch an der Grenze brach ein Tumult aus, als die Leute aufmerksam wurden.
Mit wenigen Waffen, teilweise bloßen Fäusten griffen die Händler die Soldaten an, und die gingen mit rücksichtsloser Härte gegen sie vor. Schreie erfüllten die Luft, als ohne Warnung Arme abgehackt wurden, Kehlen aufgeschlitzt und Körper durchbohrt. Einigen Wagen gelang es, aus der Kolonne auszuscheren, und sie rumpelten über die Steppe davon. Die Reisenden, die zu Fuß unterwegs waren, flohen bereits an der Straße entlang und warnten die Nachfolgenden.
Der Himmel schien sich trotz strahlenden Sonnenscheins noch mehr zu verfinstern, oder war es Kundors Geist, der sich umwölkte und das Licht seiner Augen zum Erlöschen brachte? Er versuchte weitere Warnungen auszustoßen, doch das Blut rann unaufhörlich aus seinem Mund, und er brachte nur gurgelnde Geräusche hervor. Wo blieben die Soldaten Lasunts? Das war doch alles völlig unmöglich!
Und ich
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