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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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warten, so schimmernd nah, dass es schien, als könnte man mit einem Sprung dorthin gelangen. Die Zeit bis dahin wurde von dem siebenstrahligen Schutzstern überdauert, und, langsam über den Himmel wandernd, von dem riesigen Sternbild des Großen Läufers, mit der Laterne in der einen und dem Speer in der anderen Hand. Sein Auge, genannt Ishtrus Träne, brannte beinahe so hell wie der Siebenstern. Ishtrus Träne galt heute noch als Schutzstern aller Reisenden, und der Siebenstern galt als Symbol des Glücks.
    Diese beiden Gestirne waren immer die ersten, die das Himmelslicht entzündeten, dann kamen die zwei Monde, der weiße und der kleine grüne, der aber nicht immer und überall sichtbar war, und zuletzt, kurz vor der Kalten Stunde, der riesige Perlmond, hinter dem alles verblasste.
    Manchmal sah Aldavinur einen Gott vor dem schimmernden Mond dahinwandern, und er sah Sphärennebel aufwallen, oder er sah den Schemen einer der Geflügelten Frauen, den Dämoninnen, mit den Schwingen schlagen, auf dem Weg weit nach Norden ins Dämonenreich. So lag er träumend da und erfreute sich an dem Anblick und fühlte sich als Teil davon, erfüllt von Glück und Zufriedenheit. Und manchmal überkam ihn dann Sehnsucht nach noch größerer Einsamkeit, und er wanderte auf den Gipfel des Wolkenreiters, nur um zu schauen, um dabei zu sein, um der Weltenmelodie zu lauschen und sich mittendrin zu fühlen, und doch nicht ganz der Welt entrückt.
    Bis zum Morgen musste er sich dann stets eilen, um wieder zurück zu sein, bevor Efrynn erwachte.
    »Du bist ein Getriebener«, hatte Beserdem einmal zu ihm gesagt. »Rastlos, auf der Suche nach etwas, von dem du nicht weißt, was es ist.«
    »Meister!« Efrynn kam angesprungen, über und über mit Schnee bedeckt, sprang übermütig umher wie ein Schneehase und schüttelte sich. Die Kälte machte ihm nichts aus, ihn wärmte sein inneres Feuer, das bei ihm stärker brannte als bei jedem anderen Fyrgar. Manchmal hustete er es unbeabsichtigt aus, und man konnte von Glück sagen, dass er derzeit nur den Schnee anzünden konnte. Aldavinur hatte nach einer etwas unangenehmen Erfahrung gelernt, einen Ausbruch rechtzeitig zu erkennen und sich dann rasch außer Reichweite zu bringen.
    Efrynns Entwicklung schritt selbst in dieser stillen Winterzeit in großen Schritten voran. Aldavinur hatte mehr denn je zu tun, damit der Junge lernte, seine täglich steigenden Kräfte zu beherrschen.
    »Ich habe eine Schneeskulptur gebaut!«, verkündete er strahlend. »Du musst sie dir ansehen!«
    »Das werde ich«, versprach Aldavinur.
    Mit der Ruhe, die er sich erhofft hatte, war es schnell vorbei gewesen. Efrynn hatte es genau zwei Tage bei seinen Eltern ausgehalten, dann war er einfach auf eigene Faust zu seinem Meister zurückgekehrt. Ihn plagte die Neugier, was aus Gondwin wurde, und er wollte keinen Wintertag versäumen; in den Lieblichen Höhen fiel sehr viel weniger Schnee. Und das Leben bei Aldavinur war aufregender, jeden Tag warteten neue Herausforderungen.
    Efrynns Eltern hatten es geduldig hingenommen, auch der Rat hatte sich mit Bemerkungen zurückgehalten. Broddi selbst war sogar an einem milden Tag durch den Pass heruntergestapft und hatte sich für sein ungebührliches Verhalten entschuldigt. Den Fremden wollte er allerdings nicht sehen und hatte sich bald wieder empfohlen.
    »Ich breche jetzt auf«, rief Ró sich in Erinnerung. Wie jeder war sie daran gewöhnt, dass Aldavinurs Gedanken mittendrin abschweiften.
    »Ja. Wann kommst du wieder?«
    »Offen gestanden besteht keine Notwendigkeit mehr. Gondwin kann sich selbst versorgen, ich habe ihm die entsprechenden Heilmittel dagelassen, und wenn er sich auf einen Stock stützt, kann er auch schon mit Gehübungen anfangen. Die Beinschienen kann Efrynn ihm anlegen, wenn er will, aber er braucht sie meiner Ansicht nach nicht mehr.«
    Aldavinur nickte. »Vielen Dank, Ró. Wir sehen uns dann zur Sonnenwende.«
    »Bis bald«, sagte Beserdem. »Ich werde dich weiterhin besuchen, wenn es dir recht ist.«
    »Du bist nach wie vor jederzeit willkommen.«
    »Eines Tages werde ich auch fliegen können, so wie du!«, rief Efrynn und winkte, als die Grypha mit der Ranagui aufstieg. Solange Efrynn klein gewesen war, hatte Beserdem ihn oft auf einen Ausflug mitgenommen, und das hatte ihn begeistert, mehr noch als die Lektionen seines Meisters.
    Als Aldavinur sich zur Höhle hinwandte, sah er dort Gondwin mit staunendem Gesichtsausdruck stehen, blass und schwankend vor

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