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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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nur noch Erinnerung ist. Ich sehe es dir doch an, und vor allem kann ich es hören, selbst mit diesen schwachen Ohren. Du empfindest nichts mehr für mich in dieser Gestalt. Ich bin nur noch ein rasch verwesender Fleischklumpen für dich. Unappetitlich und ungenießbar. Die Schönheit unserer Gedanken kann nicht mit dem unästhetischen Anblick dieses zerfallenden menschlichen Körpers vereinbart werden. Der Klang meiner Bewegungen stößt dich ab.«
    »Es tut mir leid.«
    »Du wiederholst dich.«
    Still stand sie auf und verließ ihn.
 
    Die Nacht war lang.
    Aldavinur lag da und sah den Sternen zu, wie sie über den Himmel tanzten und sangen. Er beobachtete den Perlmond, wie er langsam weiterwanderte, doch er blieb ganz nah, so als wollte er den Fyrgar nicht allein lassen. Ein Strahl des Siebensterns erkämpfte sich die Freiheit und flog gleißend über den Himmel, verfing sich in der Speerspitze in der Hand des Großen Läufers und entzündete sie wie eine Laterne.
    Lange lauschte er den Geräuschen rings umher. Sein Volk war fort. Verschmolzen mit den Scheinbäumen und den Felsen. Nichts regte sich.
    Er war zu bitterer Einsamkeit verdammt.
    Manchmal weinte er, dann wieder lag er ganz still da und dachte nach.
    Zu weinen war eine Erfahrung, die ihn zutiefst ängstigte. Fyrgar weinten nicht, niemals. Sie hatten auf alles eine Antwort, und sie sahen alles als Teil des Lebens an.
    Doch was genau war denn nun das Leben? Die Gleichgültigkeit der Fyrgar, die nur beobachteten und sich weigerten, ihr Wissen mit anderen zu teilen, oder die unbekümmerte Leidenschaftlichkeit der Menschen, die sich kopfüber und ohne nachzudenken in Gefahren stürzten, die sie vielleicht das Leben kosteten?
    Die Logik hatte vor allem Vorrang, so hielten es die Fyrgar seit Anbeginn. Gefühle behinderten den Verstand und die angemessene Lösung eines Problems.
    Doch Gondwins Anklage hatte Aldavinur aus dem Gleichgewicht geworfen, und das Ergebnis war diese Dritte Stufe, die so kostbar sein sollte, sein Baiku jedoch anstatt zu erheben in den tiefsten Abgrund gestürzt hatte.
    Er war jetzt ein Mensch, er besaß das Temperament eines Menschen, und er fühlte sich zutiefst unglücklich und verzweifelt,
    Er musste lernen, sich auf seine neuen Sinne einzustellen. Nie wieder würde er so gut hören, riechen und schmecken können wie einst. Nur seine Augen hatten sich nicht verändert. Sie waren nun schärfer als die Ohren.
 
    Am Morgen war er steif gefroren. Alles tat ihm weh von dem harten, rauen Boden. Ohne Fell spürte er jedes Staubkorn, das sich in seine zarte Haut bohrte.
    Im frühen Licht des Tages richtete Aldavinur sich leicht auf und betrachtete seinen neuen Körper, betastete ihn. Die Haut war so dünn, so empfindlich. Ein winziger scharfkantiger Stein hinterließ sofort deutliche Spuren, wenn nicht gar Verletzungen. Wie konnte ein Mensch damit Jahre und Jahrzehnte überleben?
    Seine Geschlechtlichkeit faszinierte ihn allerdings. Der Anblick war ihm nicht ganz neu, schließlich hatte er Gondwin nackt gesehen. Doch nun selbst damit ausgestattet zu sein war eine erstaunliche Erfahrung. Wie mochten Resimbar und Sarundi sich dabei gefühlt haben, als sie ihren neuen Körper entdeckten? Neugierig, aber auch ein wenig scheu erkundete Aldavinur seine nun offen liegenden und deutlich sichtbaren männlichen Genitalien, zupfte ein wenig daran herum, versuchte zu ergründen, ob sie sich anders anfühlten als sein übriger Körper, doch er spürte nichts. Schlaff hing sein Zeugungsorgan an ihm dran wie eine nutzlose Hautausstülpung. Am meisten verwirrte ihn, wie etwas so Kostbares und Verletzliches, das neues Leben schuf, derart ungeschützt herumbaumeln konnte. Das kannte er weder von den hier lebenden Tieren noch von den Fyrgar, aber er wusste, dass auch alle Sentrii, nicht nur die Menschen, so gebaut waren.
    Immerhin eines war gut an seinem neuen Körper. Er konnte nun alles anfassen und in die Hand nehmen. Und er hatte das Gefühl, als ob seine Fingerkuppen ziemlich tastempfindlich waren. Er berührte den Boden, zerrieb den Staub zwischen den Fingern, dann betastete er seinen Kopf. Er erschrak über das, was er fühlte - etwas wie trockenes Herbstgras? -, strich über sein haarloses Gesicht. Menschlich, kein Zweifel. Lächerlich winzige Ohren. Ein kleiner Mund, in den vermutlich so gut wie nichts hineinpasste. Zähne, die nicht einmal etwas zernagen konnten. Eine Nase, die irgendwelche Gerüche aufnahm, ohne sie zuordnen zu können.
    Vor allem

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