Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
aber eine dünne Haut, die inzwischen eine leicht bläuliche Färbung angenommen hatte, die sich ständig zusammenzog und an ihm schlotterte wie ein zu groß gewordenes Fell.
    Kleidung, dachte er. Ich brauche Kleidung. Sie muss mich vor Verletzungen schützen, und vor der Kälte.
    Vor allem vor der Kälte. Das einzige Fell, das ihm geblieben war, bedeckte seinen Kopf, struppig und kurz, und ein paar krause schwarze Haare zwischen seinen Beinen. Sein inneres Feuer konnte ihn derzeit nicht schützen.
    Er richtete sich auf und drehte sich, bis er auf allen vieren kauerte. Aber so konnte er sich nicht mehr fortbewegen. Nie mehr.
    Aldavinur schluchzte auf. Statt seines wunderschönen, eleganten Körpers war er nun in dieser kleinen mageren, zerbrechlichen Hülle gefangen, lächerlich nackt, frierend und völlig kraftlos. Wäre er nur im Feuer umgekommen! Er hatte sein Baiku verloren. Ein schlimmeres Schicksal konnte es für einen Fyrgar nicht geben.
    Die Sterblichkeit auf sich zu nehmen, um Nachkommen zu zeugen, war eine Sache. Aber zu einem kurzlebigen Menschen zu werden, war unerträglich.
    Wie konnten die Flammenritter das ertragen? Kein Wunder, dass man nicht über sie sprach. Hatten sie ihre Form freiwillig gewählt, oder waren auch sie in Schande davongejagt worden? - Doch mussten sie nicht als richtige Menschen leben, und sie besaßen ein Leben in der Dritten Stufe, das noch zwei bis drei Jahrtausende währen mochte. Aber auch als Sentrii waren sie in menschlicher Gestalt gefangen.
    Worüber zerbreche ich mir den Kopf?, dachte er. So ist es nun gekommen, und damit muss ich leben.
    Er nahm das Selbstmitleid, ballte es zusammen, riss es aus sich heraus und legte es energisch neben sich ab. Im Staub mochte es vertrocknen, er konnte es nicht brauchen. Diese neue Errungenschaft des Menschendaseins wollte er nicht haben.
    Energisch kämpfte er sich auf die Beine, wagte ein paar Schritte und fiel hin. Stand auf und versuchte es weiter.
    Die Sonne tastete mit dem ersten verschlafenen Finger über eine Bergkuppe, als Aldavinur auf und ab ging. Es war gar nicht so schwer, sobald er das Gleichgewicht gefunden hatte, da seine Füße jetzt sehr viel weniger Gewicht zu tragen hatten. Und die Arme dabei frei zu haben war nicht unangenehm. Der Blickwinkel änderte sich.
    Aldavinur blieb stehen, als eine schmale Gestalt auf ihn zukam. Es war Ró. Mit Erstaunen sah er, dass sie kleiner war als er, ihr Rücken war krumm, anders als seiner. Sie trug ein Bündel, das sie vor ihm ablegte.
    »Kleidung«, sagte sie. »Wir haben sie heute Nacht für dich gefertigt. Verzeih, dass ich so spät komme, du musst entsetzlich gefroren haben.«
    »Wir?«, wiederholte er rau.
    »Ja, Tangil und Ledda haben mir dabei geholfen. Wir konnten nur ein paar Felle zusammennähen, doch es sollte dir helfen. Für ... für deine Füße ... waren wir zu ungeschickt. Wir wissen zwar, wie man Schuhe herstellt, aber es auch zu tun ist etwas anderes.«
    »Danke«, stieß Aldavinur gerührt hervor.
    »Es sind auch ein Wasserschlauch und ein paar Trockenfleischstreifen dabei. Für den ersten Tag.«
    »Das ist wohl bedacht.«
    Sie sah zu ihm auf. »Für mich wirst du immer der größte Lehrer bleiben, den unser Volk je hatte, o Aldavinur. Du magst allen anderen etwas vorgemacht haben, aber ich weiß es besser. Ich weiß, was du uns verschwiegen hast.«
    »Ein Versager zu sein?«
    »Du solltest nicht so reden.«
    Nichts wusste sie. Sie konnte vielleicht ahnen, vermuten, aber nur einen Bruchteil. Doch er nickte ihr respektvoll zu.
    Sie verneigte sich vor ihm. »Leb wohl, Aldavinur.« Damit verließ sie ihn.
    Aldavinur hüllte sich in die Felle und spürte dankbar die Wärme. Dann griff er nach seinem Beutel, der nun sein kostbarster Besitz war, wandte sich nach Süden und verließ die Siedlung, ohne sich noch einmal umzudrehen.
 
    Erst, als die Lieblichen Höhen außer Sicht waren, blieb der Fyrgar, der zum Menschen geworden war, stehen und schaute über die Berge. Er war allein.
    Und außer seinen Erinnerungen gab es nichts mehr, das er kannte.
    Er war kein Lehrmeister mehr, und sein Name war Vergangenheit wie sein Baiku und alles andere.
    Neugeboren. Unbefleckt. Unbekannt. Genau wie die Welt dort unten.
    Aber ich erinnere mich. Mein Bewusstsein ist mir geblieben. Ich werde die Antwort finden. Jede Antwort, und die letzte wird Efrynn sein.
    Der Fyrgar atmete tief durch und streifte den letzten Rest seines Baiku von sich ab.
    Dann verließ der Mensch Dàvin die Höhe

Weitere Kostenlose Bücher