Fyrgar - Volk Des Feuers
kostbarer war als zuvor, und fand einige Kräuter. Beserdems Federn fielen ihm in die Hände, und er betrachtete sie nachdenklich. Kurz erwog er, sie wegzuwerfen, dann steckte er sie zurück.
Seine Hände waren eine große Hilfe. Mit der Geschicklichkeit seiner neuen Finger gelang es ihm, eine Paste herzustellen, die er auf seine geschundenen Füße strich. Er trennte zwei Stücke Fell von seiner Kleidung und umwickelte die Füße und wand geflochtene Wurzelfasern darum, die er bei Büschen und Bäumen fand. Dann rollte er sich zusammen und schlief ein.
Drei weitere Tage brauchte der Mann Dàvin, bis er endlich einen Weg ins Tal fand, auf dem er besser und schneller vorankam. Noch immer litt er unter der schweren, dicken Luft, und auch die zunehmende Wärme machte ihm zu schaffen. Er zerschnitt die Felle mit einem scharfkantigen Felsstück, bedeckte nur noch Lenden, Beine und Füße. Von seinem nackten Oberkörper rann trotzdem der Schweiß, solange die Sonne auf die bronzefarbene Haut brannte.
Seine Füße erholten sich und verheilten, das innere Feuer förderte dies. Dàvins Freude kannte fast keine Grenzen, als er einmal einen kleinen Wasserfall mit einem Becken entdeckte. Er stillte seinen Durst und badete ausgiebig, auch wenn die Quelle eiskalt war. Aber anschließend roch er besser, fand er, und seine Haut war gereinigt und erfrischt. Zum ersten Mal erblickte er sich selbst in einem schwankenden Wasserspiegel. Die schwarzen Kopfhaare hingen nun glatt bis fast auf die Schultern herab. Doch sie waren ganz anders als sein glänzendes Seidenfell. Nur die Augen, turmalinrotgrün mit schlitzförmigen Pupillen, waren ihm noch vertraut.
Dann bohrte der Hunger in ihm, aber sein Magen würde sich gedulden müssen. Vielleicht fand er im Tiefland wilde Bienen oder einen Kaninchenbau. Notfalls könnte er Mäuse fangen. Auch das würde sich finden, sobald er die unwirtlichen Berge hinter sich gelassen hatte.
Am Sonnenstand merkte er, dass es ihn inzwischen ziemlich weit nach Westen verschlagen hatte; er würde an einem ganz anderen Ausläufer der Berge herauskommen, weit entfernt von Barastie, seinem ursprünglichen Ziel.
Gondwin hatte von den Schattenwebern dort im Fürstentum gesprochen. Dàvin war sicher, dass der Halbkrahim Efrynn zu ihnen gebracht hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, wer sonst Interesse an dem Jungen haben könnte. Und es fiel alles zeitlich zusammen: Die Stürme, der Sturz des Mächtigen, die Schattenweber ... und nun Efrynns Entführung durch genau jenen Mann, der angeblich durch äußere Umstände hierher geraten war.
Aber warum hatte Gondwin die Schattenweber erwähnt, wenn er selbst dazugehörte? Somit hatte er Dàvin einen Hinweis gegeben, wo er Efrynn zu suchen hatte, obwohl er behauptete, dass Dàvin Efrynn niemals finden würde. Aus welchem Grund hatte er das getan?
Was genau hatte er ursprünglich gesucht in den Höhen? Er konnte unmöglich vorher von Efrynn gewusst haben!
Als ob er mir die Aufgabe gestellt hätte, das Rätsel zu lösen. In die Welt hinunterzusteigen und das Leben zu erfahren, denn das war doch sein Vorwurf an mich. Vielleicht gibt er mir dann Efrynn sogar zurück? Möglicherweise war ich es, den er in Wahrheit wollte? Oder ... uns beide, Efrynn und mich?
Ich hoffe nur, er tut dem Jungen nichts an ...
Nachdem die Hitze zu groß wurde und er nur sehr mühsam vorankam, entschloss sich Dàvin, in den kühleren Abendstunden und in den Morgenstunden zu gehen. Er musste sich Zeit geben, um sich allmählich dem Tiefland anzupassen. Gondwin konnte er ohnehin nicht mehr einholen, er hatte schon fast einen Viertelmond Vorsprung und war zudem auf Flügeln unterwegs.
Was wäre geschehen, wenn ich nicht durch das Feuer gegangen wäre?
Nein. Kein Fyrgar verließ jemals die Berge im Saviantain. Und der Lehrmeister hatte sich reinigen müssen, nachdem er so versagt hatte. Undenkbar, dass er sofort die Verfolgung aufgenommen hätte. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht.
Ich musste zum Menschen werden, um dem Rätsel zu folgen. Ich bin nun kein Lehrer mehr, sondern ein Lernender. Es war meine Pflicht, an Efrynns statt hindurchzugehen. Nur wenn ich lerne, kann ich das Geheimnis lösen. Diese Lektion von Gondwin habe ich jetzt begriffen. So kann mir der Makel vielleicht zum Vorteil gereichen, und es ist ein Opfer, keine Strafe.
Da höhnte eine andere Stimme in ihm: Klammere dich nur daran! Ausreden, Ausreden! Dein ganzes Leben ist doch so verlaufen.
Dàvin hielt
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