Fyrgar - Volk Des Feuers
meinem Enkel und vermutlich auch den Ziegen, die unser Überleben sichern, das Leben gerettet habt. Der Krakenwolf machte uns schon lange das Leben schwer.«
»Nun, von jetzt an nicht mehr.« Dàvin lehnte sich zurück. »Erzählt mir von den Schattenwebern«, forderte er den Dorfvorstand auf. »Was wisst Ihr über sie?«
Der Grauhaarige stand auf, holte eine langstielige Pfeife von der Wand, stopfte sie aus einem Beutel und setzte sich. Bevor er nach dem Talglicht greifen konnte, beugte Dàvin sich vor und streckte den Zeigefinger aus. »Erlaubt Ihr?«
Der Mann nickte verblüfft, und Dàvin hielt den Finger dicht an den Pfeifenkopf. Seine Augen glühten kurz auf, und dann sprang ein Funke von der Fingerkuppe auf die Pfeife über, und es knisterte, als Hargred anzog und die erste kleine Rauchwolke ausstieß.
Die drei Menschen starrten den Fyrgar mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Furcht und Respekt an.
»Ihr seid, was Ihr vorgebt zu sein ...«, flüsterte Hargred schließlich.
Dàvin ging nicht darauf ein. »Die Schattenweber ...«
»Viel wissen wir nicht«, sagte Hargred und berichtete. Es war alles von Barastie ausgegangen, als Lýtir der Schmied aus dem Vulkan zurückkehrte. Prinzessin Nansha wurde daraufhin Fürstin und rief den neuen Glauben der Schattenweber aus. Sie schickte Ritter, um den Glauben zu verbreiten, und Soldaten, um das Land zu befrieden. Ein großes Heer wanderte nach Hasad, das im Verlauf des Winters dem Fürstentum Barastie zufiel. Gleichzeitig breitete sich der Glauben des Netzes - sie aber nannten es die Schattenweberseuche - rasend schnell aus, bereits bis nach Lasunt, und Kunchava war nun ebenfalls bedroht. Aufgrund eines Zwischenfalls im Herbst an der Grenze von Lasunt nach Barastie wurden die Grenzen Luvgars von Nerovia und Valia aus vollständig gesperrt. Ein Händler aus Nerovia schickte eine verstümmelte, mit Blut gezeichnete Botschaft an seine Familie in Nerovia, und diese setzte sofort die fünf Fürsten in Kenntnis. Auch Valia wurde informiert, und nun war ihr schönes Land abgeriegelt. »Nur der Weg durch die Wüste ist noch frei und der Zugang zum Meer«, schloss er, »aber sagt selbst, wer würde das auf sich nehmen?«
»Und ist Hilfe zu erwarten?«
»Nein, wo denkt Ihr hin? Unsere Nachbarländer halten uns für fähig, allein damit fertig zu werden. Wir wissen nur immer noch nicht, womit wir es zu tun haben. Doch eines steht fest: Fürstin Nansha will ganz Luvgar in ihre Gewalt bekommen, und sie ist dabei, ein großes, sehr großes Heer aufzustellen. Die adligen Herrschaften Luvgars treffen sich nun häufig, um zu beratschlagen, wie sie die Fürstin aufhalten sollen, aber wie Ihr Euch denken könnt, ist eine Einigung unmöglich. Keiner will einem anderen den Oberbefehl geben, und ohne einen solchen geht es nun einmal nicht.«
Dàvin rieb sich das glatt rasierte Kinn. »Also die Schattenweber sind die Anhänger dieses neuen ... Glaubens, der, wie Ihr annehmt, durch Ansteckung verbreitet wird?«
»Ja. Wer einem Schattenweber zu nah kommt, ist bald selbst besessen. Es gibt kein Heilmittel.«
Dàvin zog düster die schwarzen Brauen zusammen. Er war nun ganz sicher, dass Efrynn zu Fürstin Nansha nach Barastie gebracht worden war. Sie konnte aus dessen Wissen und Fähigkeiten Nutzen ziehen. Aber was hatte es mit Lýtir auf sich? Und welchen Rang nahm Gondwin in dieser Hierarchie ein?
Bei all dem begriff Dàvin eines: Das konnte er niemals allein schaffen. Er brauchte Hilfe, Unterstützung, Rat und Tat. Etwas ging hier vor sich, dem nur Mächtige begegnen konnten.
»Kennt Ihr das nächstgelegene Freie Haus, Hargred?«, fragte
er.
»Ich wäre ein schlechter Dorfvorstand, wenn dem nicht so wäre. Es gibt in der Tat eines, nicht weit von hier, am Kreuzungspunkt zwischen Luvgar und Nerovia. Ich werde Euch den Weg beschreiben. Aber versprecht Euch nicht zu viel davon, es ist nur ein einfaches Gasthaus, in dem sich hauptsächlich Bergführer und Viehhirten treffen. Möglicherweise kann man auch gar nicht mehr dorthin gelangen, wegen der Schließung der Grenzen.«
»Danke für die Auskunft«, sagte Dàvin. Er konnte ein Gähnen nur noch mühsam unterdrücken. Die Abenddämmerung tastete sich gerade heran, und er konnte seine Müdigkeit kaum mehr im Zaum halten.
Kanda bemerkte seinen Zustand und erhob sich. »Kommt, Dàvin, ich bringe Euch zu Eurem Zimmer. Ruht Euch aus, niemand wird Euch bis morgen stören.«
»Ich kann tatsächlich kaum mehr die Augen
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