Fyrgar - Volk Des Feuers
brechen. Efrynn war nicht gefestigt genug für solche Herausforderungen, solange er nicht durch das Feuer gegangen war.
Aber er hatte immer noch eine tiefe Bindung an seinen Lehrmeister, die erst durch den Gang durch das Feuer gelöst worden wäre. Das war Dàvins große Hoffnung, dass diese Bindung ihn zu seinem Schützling führen würde. Efrynn würde sich daran erinnern und sich an die Überzeugung klammern, dass er nicht im Stich gelassen wurde.
Milde Luft wehte ihm um die Nase und brachte den Duft nach Blüten und nach Wachsendem mit sich. Grün wuchs nun zwischen den Felsen und drängte sie langsam zurück, und Ziegen zogen schon auf den Hochweiden umher, um an frischen Kräutern zu knabbern. Buschwerk und Bäume breiteten sich aus, deren Blätter und Blütenstände sich soeben öffneten. Hunderte zwitschernder Vögel lärmten im Geäst.
Dàvin musste immer wieder stehen bleiben, um diese Pracht mit allen Sinnen aufnehmen zu können. So schwach seine Sinne in dieser Gestalt auch sein mochten, er war dennoch überwältigt davon. Das alles zu erleben war nur ein Wunder zu nennen, und er schämte sich fast, weil er sich so sehr dafür begeisterte, anstatt in Düsternis versunken dahinzuwandern. Doch er war nun ein Lernender, kein Lehrender mehr, und Wissen zu sammeln war notwendig, sollte er an seiner Aufgabe nicht scheitern wollen. Die Schattenweber hatten ihm eines voraus - sie kannten diese Welt hier unten, sonst wären sie nicht in der Lage, sie umzugestalten. Dàvin musste wissen, worauf er sich einließ, damit er nicht ahnungslos in eine Falle tappte.
Und er zollte der Schönheit den gebührenden Respekt. Dies alles war Lúvenors Schöpfung, sie war einem Fyrgar heilig und durfte nicht unbeachtet bleiben.
So ging er weiter und staunte mit kindlichem Entzücken. Zu wissen, war eine Sache. Aber bewusst zu erleben ...
So erreichte Dàvin schließlich eine große Straße, die direkt in die Tieflande führte: Kunchava, daneben die Grünauen und Richtung Wüste Ra'go, die drei fruchtbaren Reiche Luvgars, die an Nerovia grenzten. Die Nordwestgrenze von Kunchava stieß fast an Valia, nur ein kurzes Stück weit über ein Waldgebirge. Dàvin konnte es von hier aus sehen, nicht mehr als ein paar Tagesmärsche entfernt. Kein Wunder, dass sich hier in der Nähe ein Freies Haus befand; solche Kreuzungspunkte waren sehr beliebt.
Bisher war Dàvin niemandem begegnet, doch nun belebte sich die Straße, je mehr Kreuzungen er passierte. Die meisten Leute waren schwer bewaffnet und hatten eine misstrauische Miene, der Blick huschte nervös umher, ohne sich irgendwo festzuhalten. Dàvin grüßte höflich und erntete dafür so manchen überraschten Blick, aber auch Kopfnicken oder eine hastig gemurmelte Antwort.
Am Nachmittag sah er dann kurz vor der Ebene das Gasthaus an einer Kreuzung langsam aus einer Senke auftauchen, an einem kleinen See gelegen. Ein großes, verschachteltes Gebäude ganz aus Holz, mit angrenzenden Stallungen. An der Abzweigung zum Haus entdeckte Dàvin die weiße Statue eines Menschen, der dargestellt war wie ein Ritter. Er stützte sich auf ein großes Schwert und musterte den Besucher aus stillen Augen. Dàvin hielt inne und betrachtete die Skulptur gebannt. Sie sah sehr lebendig aus, mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Der Stein, aus dem sie gearbeitet war, war matt schimmernd und warf flackernde Schatten.
»Großartig, nicht wahr?« Ein Mann, der das Gasthaus soeben verlassen hatte, schlenderte auf Dàvin zu. Er war unbestimmbaren Alters, dickleibig, mit einer krummen Pfeife im Mundwinkel.
»Allerdings«, stimmte Dàvin zu.
»Diese Statue hat einen weiten Weg hinter sich«, fing der Mann an zu erzählen. »Sie wurde einst von dem Velerii Schattenläufer geschaffen, nach dem Ende des Krieges um das Tabernakel.«
»Ich erinnere mich an den Namen!«, rief Dàvin aus. »Schattenläufer und Schneemond waren die Hüter von Weideling in Inniu, und sie zogen Rowarn Perlmond auf, den König von Ardig Hall.«
»Ganz recht.« Der Mann sog an seiner Pfeife. »Einer unserer Gäste schenkte uns diese Skulptur, um seine Zeche zu bezahlen. Sie stellt Fürst Noïrun dar, den größten Heermeister von Waldsee. Ihm ist es zu verdanken, dass der Krieg um das Tabernakel gewonnen wurde und das Reich des Friedens wiederkehrte. Lange hat der Frieden deswegen gehalten, auch wenn der Fürst schon lange im Staub verweht ist. Vor ihm und nach ihm gab es keinen Ritter, der besser gewesen wäre als er. Die Alten
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