Fyrgar - Volk Des Feuers
es nichts mehr zu tun. Ich werde an die Silbernen Gestade reisen, wo Arlyn auf mich wartet.«
»Aber sicher wird doch jemand für Euch sorgen ...«
»Denkt Ihr, ich will jemandem zur Last fallen? Jeden Tag schwinde ich ein bisschen mehr. Ich bin nach Arlyns Tod nach Darystis gereist, und es war wundervoll, noch einmal in die Tiefe zu tauchen. Die Nauraka haben mich in allen Ehren empfangen. Aber ... dort gehöre ich nicht mehr hin. Also habe ich nach meinem Vater gesucht, und da sind wir nun.« Rowarn sah auf, als ein Diener an den Tisch trat.
»Edler Herr, Ihr werdet erwartet.«
»So schnell! Nun gut.« Rowarn sah zu Dàvin und hob leicht die Schultern. »Sieht aus, als wäre es so weit.«
Dàvin hätte noch viele Fragen gehabt, gern mehr gehört. Die Zeiten, da er sich als Lehrmeister gesehen hatte, der Fragen beantwortete, nicht stellte, waren vorbei. Ein tiefer Fall von den Bergen herab. Doch damit konnte er sich noch am ehesten abfinden. »Dabei hätte ich gern noch Eure Lebensgeschichte gehört.«
Rowarn lachte. »Ich fürchte, so viel Atem habe ich nicht mehr.« Er rüttelte seinen Vater leicht an der Schulter. »Komm zu dir. Es ist Zeit.«
Die Präsenz des widdergehörnten Dämons war nun wieder deutlich zu spüren. »Vergiss nicht, Aldavinur zu geben, was er braucht. Wegen deines Geredes sitzt er sicher nicht an unserem Tisch.«
Der Fyrgar zog eine verdutzte Miene. Der Dämon musste alles gehört haben, oder woher sonst sollte er seinen Baiku-Namen wissen?
»Ich unterhalte mich eben gern, und allzu viel Gelegenheit wird es bald nicht mehr geben.« Rowarn griff an seinen Gürtel. »Wisst Ihr, vor sehr langer Zeit, als ich zum ersten Mal ein Freies Haus betrat, hatte ich eine ähnliche Begegnung wie Ihr heute«, erklärte er. »Ich war zwanzig Jahre alt und stand am Scheideweg, und ich traf jemanden, der mir weiterhalf. Er rettete meine Hand, die ich in einem Kampf beinahe verloren hätte, und führte mich auf den ersten Pfad. Halrid Falkon, der Annatai, der die Geschicke dieser Welt sehr viel mehr lenkt, als er zuzugeben bereit ist. Wir haben vorhin von ihm gesprochen. Ich bin ein wenig verwundert, dass er nicht hier ist.«
»Weil wir hier sind«, warf Nachtfeuer ein.
Dàvin war beeindruckt. »Eben darum habe ich gehofft, ihn zu treffen. Ihm zu begegnen wünschen sich manche Fyrgar, denn seine Weisheit übertrifft die unsere.«
»Annatai bereisen nicht umsonst als Lehrmeister das Träumende Universum. Sie sind das Erste Volk Erenatars.«
»Und dennoch fehlbar«, knurrte der Dämon. »Ich kenne die Annatai, ich war einst mit einem von ihnen befreundet.« Er stieß einen trockenen Laut aus. »Herr des Flammenthrons nennt er sich jetzt und facht den Sturm des Ewigen Krieges an. Es würde mich nicht wundern, wenn er einen erneuten Versuch unternehmen würde, diese Welt in seinen Besitz zu bekommen, Siebenstern hin oder her. Leider kann ich Waldsee bald nicht mehr vor ihm schützen, das ist das Einzige, was ich bedaure. Diese Angelegenheit zwischen uns beiden kann ich nicht mehr beenden.«
Ein Dämon, der eine Welt vor einem Mächtigen der Finsternis beschützte. Dàvin hätte gern erfahren, wie es dazu gekommen war.
»Nun, aber sicher wird es einen anderen Wächter an deiner Stelle geben«, sagte Rowarn.
Nachtfeuer nickte. »Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, dass Efrynn dafür ausersehen ist, Aldavinur?«
»Nein«, antwortete er erschrocken. Aber es war nicht von der Hand zu weisen. Und dann würde sich die große Hoffnung der Fyrgar auf ganz andere Weise erfüllen! Vielleicht hatten die Schattenweber diese Möglichkeit ebenfalls erkannt ... und wollten den Jungen nun für ihre Zwecke benutzen.
Und ich? , dachte er bitter. Was bleibt dann am Ende von mir? So oder so: Er durfte nicht versagen.
Rowarn löste umständlich die Scheide mit dem Schwert von seinem Gürtel und hielt sie dem Fyrgar mit zitternden Händen hin. Das mit glattem Leder umwickelte Heft war in der Mitte leicht verdickt. Ein klarer Sonnenstein saß in der Mitte des goldfarbenen Knaufs. Die Parierstange war gebogen und mit geschwungenen Symbolen verziert. »Das hier ist nun das letzte Stück Erinnerung, von dem ich mich trennen werde. Danach bindet mich nichts mehr an diese Welt, und wenn ich das sagen darf: Ich bin über alle Maßen erleichtert, frei zu sein und wieder zu fliegen wie ein Kranich. - Verzeiht, das könnt Ihr nicht verstehen. Es ist eine Erinnerung an einen Poeten, der mir ein Gedicht über einen Kranich
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