Fyrgar - Volk Des Feuers
selten an.«
Sie führte Dàvin an einen Tisch, wischte mit einem Tuch darüber und hieß ihn, sich zu setzen.
»Warum ist das so?«, fragte er, nachdem er Platz genommen hatte.
»Ach, Gerüchte«, winkte die Wirtin ab. »Es heißt, dass Barastie einen Krieg vorbereitet, und die feigen Händler wagen sich nicht mehr her. Alles dummes Geschwätz. Wir sind ein friedliches Land voller Liebe.«
Sie verschwand hinter dem Tresen, und Dàvin beobachtete unauffällig die übrigen Anwesenden. Alle hatten die gleiche fahlbleiche Haut und das feine netzartige Muster, und ihre Augen waren ohne Glanz. Es herrschte Schweigen, und das Bier wurde gleichgültig getrunken, ohne dass sie miteinander anstießen.
Die Wirtin brachte ihm einen Krug Bier. »Was wollt Ihr essen?«
»Wenn es möglich ist, nur Rohes«, antwortete er höflich. Er erwartete Unverständnis oder zumindest Erstaunen, doch die Wirtin nickte nur.
»Ich stelle etwas für Euch zusammen.«
Kurz darauf kehrte sie mit einem Teller zurück, auf dem verschiedene Fleischstücke lagen, und etwas rohes Gemüse. Dàvin hatte zuvor misstrauisch an dem Bier geschnuppert und vorsichtig gekostet, doch es schien alles in Ordnung zu sein. Auch das Essen sah unbedenklich aus. Schweigend verzehrte er alles.
Die Wirtin setzte sich zu ihm, als er fertig war. »Ihr seid nicht von hier«, stellte sie fest.
»Nein.« Er musste schnell überlegen, bis er unbestimmt schloss: »Ich komme von weit her. Aus einem Gebiet ohne Namen, in dem Alte Völker leben.«
»Wie interessant! Eure Augen beweisen, dass Ihr kein Mensch seid, obwohl Ihr sonst so ausseht.«
»Ich bin zur Hälfte Mensch.« Er räusperte sich. »Betreibt Ihr dieses Gasthaus ganz allein?«
»Ja«, antwortete sie. »Ursprünglich stamme ich aus Barastie, doch besondere Umstände zwangen mich im letzten Herbst, ein neues Leben anzufangen. Also verschlug es mich hierher, und ich wurde von dem vorherigen Wirt in Dienst genommen. Doch er starb vor einem Halbmond bei einem Streit mit einem Gast, und seither führe ich das Haus allein. Mein Name ist Sansiri.«
»Ich bin Dàvin«, stellte er sich vor. Er deutete auf die übrigen Gäste. »Die leben hier?«
»Ja. Falls Ihr etwas zum Reparieren habt, oder falls Ihr Euer Pferd beschlagen lassen müsst ... dann seid Ihr hier richtig.«
»Ich habe nichts, und ich könnte ja auch nicht bezahlen«, lächelte Dàvin.
»Wir brauchen kein Geld als Bezahlung, uns genügt Dankbarkeit und Treue und ein wenig Unterstützung«, erwiderte Sansiri. »Ihr müsst verstehen, dass wir für jeden sorgen. Wir sind füreinander da. Ihr gebt uns Eure Arbeitskraft, und wir geben Euch Schutz, Unterkunft und Nahrung. Wir stellen alles selbst her und sind auf niemanden angewiesen, deshalb können wir frohen Herzens teilen. Was braucht es mehr?«
Dàvin fühlte sich immer unbehaglicher. Die Männer wirkten so leblos, und er sah keine Frauen. Auch auf dem Marktplatz, wenn er durchs Fenster hinaussah, rührte sich nichts.
Sansiri musterte ihn aus ihren kalten Augen. »Ihr seid sehr unruhig«, bemerkte sie lauernd. »Kein gewöhnlicher Reisender. Eine besondere Suche treibt Euch voran.«
Er konnte es nicht mehr verleugnen, wenn es für sie schon so offensichtlich war. »Ja, allerdings. Ich bin unterwegs nach Barastie.«
In ihrem Gesicht zuckte etwas, die feinen schwarzen Linien schienen sich zusammenzuziehen. »Was mag es dort geben, dass jemand eine so lange Reise auf sich nimmt?«
»Das Blut ruft mich«, antwortete Dàvin. »Ich stehe allein, vielleicht finde ich dort jemanden aus meiner Familie.«
»Das ist ein guter Weg«, äußerte Sansiri. »Niemand sollte allein sein; dafür sind wir nicht geschaffen. Wir sind füreinander da ...« Zum ersten Mal trat ein Ausdruck in ihre Augen, den Dàvin jedoch nicht deuten konnte. »Soll ich für Euch da sein? Euch Kraft mitgeben für den weiten Weg, den Ihr noch vor Euch habt?«
»Ich verstehe nicht ...«
Sie näherte ihr Gesicht dem seinen, und er spürte, wie etwas von ihr ausging. Eine starke Lockung, die ihn einhüllte, umhüllte, die ihn zu durchdringen versuchte und ein merkwürdiges Kribbeln auf seiner Haut auslöste.
»Was willst du?«, flüsterte sie.
Er war unfähig, sich zu rühren.
»Es ist schwer ...«, murmelte er.
Er verstand die Gefühle nicht, die auf ihn einstürmten, er verstand nicht, was da in ihn hineinzukriechen versuchte. Es war eine seltsame Kältehitze, die ihn durchdrang und sein Feuer zu löschen drohte.
»Empfange den
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