Fyrgar - Volk Des Feuers
Haus überein. Aber der Ort war nicht Barastie. Die Berge waren von Dàvin abgerückt, als wollten sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Als hätten auch sie ihn nun verstoßen.
Dàvin sah sich um. Eine breite Straße durchschnitt das hügelige Land wie eine Wunde. Richtung Berge, also nordöstlich, sah er ausgedehnte Wälder, wohingegen sich nach Süden und Westen weites Land erstreckte, gelegentlich von Wäldern durchsetzt, und Auen, die sich an Flussläufen entlangzogen.
Der Himmel war fahlbleich, und alle Farben waren wie ermattet und erstorben. Alles war sehr viel gedämpfter, selbst die Schatten erschienen weniger schwarz, eher trüb und verschwommen. Eine unbeteiligte Gleichförmigkeit, ja Gleichgültigkeit.
»Lasunt«, murmelte er. »Der Weg führte nicht nach Barastie hinein. Und dennoch habe ich bereits Schattenweberland erreicht, das ist deutlich zu sehen.«
Von hier aus musste er zu Fuß weiter nach Barastie. Wieder verfluchte er sich, dass er seine ursprüngliche Gestalt verloren hatte; die Wegstrecke wäre auf vier Pfoten leicht zu bewältigen gewesen, und unterwegs hätte er jagen können.
Aber diese neue Sicht der Dinge war dennoch überwältigend. Die Berge, obwohl entrückt, von hier unten aus zu sehen war eine ganz andere Erfahrung, als von oben über die Gipfel zu blicken. Und das Land um ihn herum, von Horizont zu Horizont, in alle Richtungen, ohne dass der Blick beschränkt wurde ... ja, er fühlte sich mittendrin, als Teil davon. Seine Augen hatten keine Schwierigkeiten, sich auf die neue Sichtweise einzustellen, und auch das Atmen fiel ihm hier unten schon sehr viel leichter.
Die Straße sah so aus, als ob sie ein öffentlicher Handelsweg wäre. Vielleicht fand er gegen Abend ein Gasthaus, wo er seine Dienste gegen eine Mahlzeit und ein Nachtlager anbieten würde, und sich gleichzeitig erkundigen konnte, wann er Barastie erreichte.
Stunde um Stunde schritt Dàvin aus, manchmal trabte er auch, doch dabei geriet er noch zu schnell außer Atem, und ihm wurde schwindlig. Hügel zogen an ihm vorbei, in von Flüssen durchzogenen Talsenken sah er ferne Dörfer, zu denen schmale, staubige Abzweigungen von der gut ausgebauten Steinstraße führten. Rauch stieg aus Kaminen auf, dort gab es also noch Leben.
Hier auf die Straße verirrte sich nicht einmal ein Vogel, geschweige denn ein Wanderer oder Händlerkarren. Eigentlich müsste hier lebhaftes Treiben herrschen, denn Barastie konnte von Westen her nur über Lasunt erreicht werden, und die Händler machten dort stets sehr gute Geschäfte. Aber das schien vorbei zu sein.
Erst am Nachmittag entdeckte Dàvin bei einem Blick über die Schulter eine Staubwolke, die wahrscheinlich von einer Karawane herrührte. Er verspürte Hunger und vor allem Durst, und als hätte ein freundlicher Gott das Wehklagen seines Magens gehört, stieß er in der Nähe einer Kreuzung auf ein Gasthaus, dessen Kamin rauchte und den Geruch nach Holz, Kräutern und Gebratenem mit sich trug. Um einen großen Brunnen standen einige weitere Häuser, ein kleiner Marktflecken war so entstanden, wo vermutlich hauptsächlich Handwerker lebten; Karrenbauer, Schmied, Werkzeugmacher.
Eine kleine Stärkung dürfte nicht schaden, befand Dàvin, dann konnte er noch gut bis Einbruch der Dunkelheit weiterwandern. Bei guter Wetterlage fand sich auch ein Bett unter freiem Himmel.
Kurz entschlossen ging der Fyrgar, der nun ein sterblicher Mann war, auf das Gasthaus zu, öffnete die Tür und trat ein.
Einige Männer hielten sich in der Gaststube auf und saßen still bei einem Krug Bier beieinander. Sie beachteten den fremden Reisenden nicht.
»Willkommen«, erklang eine kühle weibliche Stimme, und eine Frau kam auf Dàvin zu. Sie trug das Gewand einer Wirtin mit Schürze und Haube, aus der einige blonde Haare hervorlugten.
Ihre Haut hatte einen fahlbleichen Ton, und hauchfeine schwarze Fäden zogen sich darüber, auch über ihren Augen schien ein Netz zu liegen. Dàvin spürte, wie es ihn eiskalt überlief, als ihre frostige Ausstrahlung ihn erreichte.
»Bitte sucht Euch einen Platz, es gibt genug«, forderte die Wirtin ihn auf.
»Ich führe kein Geld mit mir«, begann Dàvin. »Ich biete Euch daher meine Dienste für die Mahlzeit an, wenn das möglich ist.«
Die Frau lächelte, doch ihre Augen blieben ausdruckslos. »Ich bin sicher, da wird sich etwas finden. Vielen Dank für Eure Ehrlichkeit, mein Herr. Doch zuerst sollt Ihr Euch stärken. Reisende halten dieser Tage nur noch
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