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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Frieden des Netzes, und du bist nie mehr einsam«, wisperte sie dicht an seinen Lippen.
    Er war fast gewillt, dem nachzugeben, denn es schien alles viel einfacher zu machen, ihn zu erlösen. Erst jetzt merkte er, wie sehr ihn alles belastete, wie schwer es ihn getroffen hatte, wie tief verletzt seine Seele war ohne Baiku. Wäre dies hier seine wahre Gestalt und kein Symbol der Schande, wäre er ein Teil der menschlichen Gemeinschaft, anstatt diesen Fluch und die Einsamkeit mit sich herumzutragen.
    »Wir helfen dir. Sei ohne Sorge.«
    Ja, das wäre schön.
    Sein Verstand suchte nach dem Wort für das, was mit ihm geschah. »V ...«, fing er an. Wie hieß es nur? Er konnte kaum noch denken, alles war bleiern, so als ob eine graue Decke sich darübergelegt hätte.
    »Nichtdenken! Fühlen. Handeln.«
    »Ver ...« Es musste etwas damit zu tun haben. Mehr als Lockung.
    Ihre Lippen legten sich auf die seinen, und sie waren voll, aber kalt. Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte; nie hatte ihn jemand auf diese Weise berührt. Fyrgar teilten ihre Nähe anders.
    Es war ihm unangenehm, und er wich ein Stück zurück und sah ein kurzes Auflodern in Sansiris Augen; wilden, ungezügelten Zorn, der jedoch mit einem Lidschlag wieder der Ausdruckslosigkeit wich.
    Und jetzt wusste er auch wieder das Wort. Ernüchtert sagte er: »Ver-su-chung. Versuchung. Ja. Das ist es.«
    »Es ist ein Geschenk«, raunte sie.
    Dàvin versuchte den Ton zu ergründen, den Klang in dieser Stimme, die so gar nicht mehr der freundlichen Wirtin von zuvor ähnelte. Darin lag etwas anderes, unglaublich Fremdes, und doch ... Vertrautes. Er hörte diese Stimme zum ersten Mal, und dennoch kannte er sie.
    »Wer spricht da?«, fragte er leise.
    »Wir alle«, antwortete Sansiri. »Wir, die wir Eins sind im Netz. Und auch deine Stimme wird erklingen, wenn du zu unserer Gemeinschaft gehörst. Nimm Teil am Frieden.«
    Mit einem Mal erklangen von draußen lautes Hufgetrappel und kämpferische Rufe. Hastig stürzte er zum Fenster und und sah, wie bewaffnete Reiter den Marktplatz erstürmten. Die Pferde wurden dazu angetrieben, die Türen mit den Hufen einzutreten, ein oder zwei Männer liefen in die Häuser und jagten die Bewohner heraus.
    »Was geschieht da?«, rief er außer sich und rannte zur Tür. Sansiri und ihre Gäste standen ebenfalls auf und folgten ihm langsam.
    Dàvin riss die Tür auf und lief um das Gasthaus herum auf den Marktplatz zu. Er zählte fast zwei Dutzend Reiter, die die Einwohner zusammengetrieben hatten.
    »Was geht hier vor?«, wiederholte er und stellte sich dem Reiter entgegen, den er als Anführer ausgemacht hatte. Der trug einen Helm mit großen Hörnern und einen mit Goldfäden durchwirkten Umhang. Die Männer waren gewandet wie Krieger, doch sie trugen keinerlei Wappen oder sonst ein Symbol für ihre Stammeszugehörigkeit. Ihre Gesichter zeigten eiskalte Entschlossenheit.
    Der Anführer zügelte das Pferd und musterte ihn von oben herab.
    »Zuran!«, sagte ein Krieger, der gerade herankam, und wies mit dem Schwert auf Sansiri, die zusammen mit den anderen hinter Dàvin standen. »Da sind noch welche!«
    Der Fyrgar sah die versammelten Menschen, die völlig reglos dastanden, Kinder ebenso wie Erwachsene. Gleichgültig und mit leerem Gesichtsausdruck ließen sie sich festhalten. Ob sie begriffen, in welcher Gefahr sie schwebten?
    »Warum tut ihr das?«, fragte Sansiri nun wieder mit ihrer ruhigen, gewöhnlichen Stimme.
    »Das wisst ihr genau ... Schattenweber«, zischte Zuran, der Anführer. »Wir werden euresgleichen ausrotten, damit wieder Frieden herrscht im Land!«
    »Aber es herrscht Frieden«, erwiderte Sansiri ohne Regung. »Das Netz bringt den Frieden. Sieh uns an. Wir sind unbewaffnet. Wir leisten keinen Widerstand. Wenn ihr ruhen wollt, so kehrt bei uns ein und erfrischt euch. Auch für eure Pferde kann gesorgt werden. Wir teilen gern, denn Nächstenliebe ist unser Gebot.«
    Zuran gab seinem Vertreter ein Zeichen, der wiederum drei Männern den Befehl erteilte, Sansiri und die anderen zu den Dorfleuten zu treiben. Dann deutete er mit der Schwertspitze auf Dàvin. »Was ist mit dem da?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Zuran. »Sieht nicht aus wie einer von denen.«
    »Das bin ich auch nicht«, erklärte der Fyrgar.
    »Aber wie einer von uns siehst du erst recht nicht aus, auch wenn du ein Schwert hast«, knurrte Zuran.
    »Ich warte immer noch auf die Antwort auf meine Frage: Was hat das alles zu bedeuten?«, sagte

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