Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
Tal gerannt, auf zur Jagd, und alle wären erzittert vor seinem warnenden Gebrüll.
    Aber seine Berge waren fern.
    Dàvin starrte auf seine Hände, und dann sah er die drei Wesen an, die immer noch geduldig und ein wenig schmunzelnd vor ihm standen. Sie waren so viel kleiner als er und zerbrechlicher. Und doch war er nicht mehr als ein unbeholfener Schüler.
    »Ich werde arbeiten«, sagte er schwer.
 
    Die beiden Frauen begrüßten seine Entscheidung. Sie drehten sich um und gingen mit wiegenden Schritten, die bei Dàvin ein seltsames, unbekanntes Gefühl auslösten, auf das Haus zu.
    Dàvin merkte vor allem, während er ihnen nachsah, wie ausgedörrt seine Kehle schon wieder war.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Fothúm. »Du röchelst so komisch.«
    »Vielleicht das kalte Wasser vorhin«, krächzte Dàvin. »Und ich habe schon wieder starken Durst.«
    »Hoffentlich nichts Ansteckendes«, bemerkte der alte Lehrmeister, dann lachte er schallend und ging zum Haus.
 
    Harte Zeiten brachen an für Dàvin. Fragangu und Erla kannten keine Gnade. Noch vor dem Morgengrauen wurde er geweckt und zum Holzhacken geschickt, dann musste er Wasser aus dem Brunnen holen, in einem Kessel erhitzen - mit dem Holz, das er zuvor gehackt hatte - und in drei Badezuber füllen; für ihn blieb zum Waschen nur ein kalter Teich, in dem Enten schwammen. Danach hieß es Ställe ausmisten und Vieh füttern, bevor er endlich die erste Mahlzeit des Tages bekam.
    Und es war gekochtes Essen. Drei Tage brauchte Dàvin, und er war fast ohnmächtig vor Hunger, als er sich endlich überwinden konnte, davon zu kosten.
    Dann aber gewöhnte er sich schnell an die Speisen, die Erla zubereitete. Niemals hätte er sich vorstellen können, dass Gebratenes, Gegrilltes, Gesottenes und Gekochtes so wunderbar schmecken könnte. Nicht nur das Fleisch, auch das Gemüse, die Früchte, die zu unglaublichen Süßigkeiten gediehen, und diese Soßen, für die Kräuter und Beeren verwendet wurden, Butter und Milch und Sahne.
    Erlas Wangen wurden rosig, wenn sie seinen Lobpreisungen lauschte, und setzte ihm weitere Genüsse vor.
    »Du mästest ihn!«, mahnte Fragangu, doch Erla lachte nur.
    Dàvin hatte eher den Eindruck, dass er von seinem eigentlichen Ziel abgelenkt werden sollte. Die beiden Frauen genossen seine Anwesenheit und wollten ihn nicht mehr so schnell fortlassen.
    »Ich bin nun einen ganzen Mond hier«, sagte Dàvin daher eines Morgens zu Fothúm. »Es wird Zeit, dass du mir das Schwert gibst und mich ziehen lässt.«
    »Es ist noch nicht so weit«, erwiderte Fothúm. An manchen Tagen ging es dem alten Lehrmeister nicht gut, sein Knie schmerzte ihn, und er war verwirrt.
    »Zu jedem Dreiviertelmond ist das so«, raunte Fragangu dem Fyrgar zu. »Er wurde einst verflucht. Der Bann ist zwar schon lange vergangen, zusammen mit demjenigen, der ihn ausgestoßen hat, aber du weißt, wie das mit magischen Strömungen ist - ein Rest bleibt immer erhalten. Nichts stirbt ganz, solange noch irgendetwas in dieser Welt davon übrig ist. Und mein Bruder trägt von dem Kampf, der ihm den Fluch einbrachte, immer noch einen Dolchsplitter in seinem Knie, den man nicht entfernen konnte.«
    Dàvin suchte daraufhin nach dem Schwert, aber Fothúm hatte es gut versteckt. Zu seinem Ärger blieb ihm daher nichts anderes übrig, als weiterhin zu dienen. Doch er erkannte auch Fothúms Absicht hinter all dem. Dàvin musste zugeben, dass er viel lernte, wenn sie abends in der Stube oder draußen auf der Veranda saßen und sich Geschichten erzählten. Und die Arbeit zeitigte Wirkung, sein Körper wurde sehr viel geschmeidiger und er beherrschte ihn immer besser.
    Also wurde es Zeit für eine weitere, ganz besondere Lektion.
 
    Eines Nachmittags, als Bruder und Schwester gerade ruhten, befahl Erla Dàvin in die große Scheune, wo er in der Früh das erste frische Heu aufgeschichtet hatte. Der Frühsommer war da, und Hitze senkte sich über das kleine Tal, das umgeben war von rauschenden Wipfeln. Das Vieh döste im Schatten vor sich hin, und eine träge Stille hatte sich über alles gelegt, nicht einmal Fliegen waren unterwegs.
    Erla stand lächelnd in der Scheune, in der das Licht in Streifen hereinfiel; die Luft war ein wenig drückend, aber angenehmer als draußen. Sie sah sehr anmutig aus, fand Dàvin und fühlte sich ein wenig an Ró erinnert, auch wenn jene kleiner und zierlicher war.
    »Du hast dich verändert«, stellte die junge Zwergenfrau fest.
    Er hob leicht die Schultern.

Weitere Kostenlose Bücher