Fyrgar - Volk Des Feuers
Kein Wunder, seine glänzenden schwarzen Haare waren inzwischen mehr als schulterlang, und immer noch trug er Beserdems Federn eingeflochten. Seine glatte Bronzehaut spannte sich straff über seine Muskeln.
»Findest du mich eigentlich anziehend?«, fragte Erla.
»Du bist doch angezogen«, antwortete Dàvin verwirrt.
»Das Wort hat in diesem Zusammenhang eine andere Bedeutung«, lachte sie. »Anziehend heißt: Du willst mich an dich ziehen und im Arm halten.«
»Und warum sollte ich das tun?«
Sie verdrehte die Augen. »Gefalle ich dir? Magst du mein Aussehen?«
Endlich begriff er. »Ja, du bist sehr hübsch.«
»Du machst wohl nicht oft Komplimente«, stellte sie fest.
»Was immer das auch ist, damit kenne ich mich nicht aus«, gab er zu. »So etwas gibt es bei uns nicht.«
»Du besitzt so viel Wissen und hast keine Ahnung vom Leben.«
»Du bist nicht die Erste, die mir das sagt. Aber ich kann lernen. Ich ... will lernen.«
»Das ist gut«, kicherte sie. »Du brauchst dich also nicht in Zurückhaltung zu üben, wir sind völlig ungestört.«
Er zögerte ein wenig. »Und was wird passieren?«
»Das weißt du nicht?«
»Nein. Ich meine, doch, natürlich. Ich habe schon oft beobachtet, wie die Schönlippenhirsche und andere Tiere sich paaren, aber ich ...«
»Es ist dein erstes Mal? Oh, wie reizend! Ich bin entzückt. Wann trifft man schon mal einen ausgewachsenen jungfräulichen Mann?«
»Es ist nicht, wie du denkst. Dieser ... dieser Körper. Ich habe ihn noch nicht sehr lange, und ich kenne mich mit ihm nicht besonders aus.«
»Was meinst du damit? Bist du denn nicht so geboren worden?«
»Nein. Meine vorherige Gestalt war eher ... äh ... anders.«
Sie betrachtete ihn argwöhnisch. »Du bist nicht zufällig doch ein bisschen verrückt?«
Er schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht«, erklärte er überzeugt.
»Dann hast du wohl noch nie eine Frau gesehen? In dieser Gestalt?« Sie ließ die Hände an sich hinabgleiten.
»Nein.«
Erla lachte. »Du bist sehr direkt und offen. Du musst tatsächlich aus höheren Gefilden herabgestiegen sein. Allmählich glaube ich dir, dass du ein Fyrgar bist.« Die junge Zwergenfrau trat nahe an Dàvin heran. »Dann befolge jetzt meine Anweisungen, und du wirst etwas Erstaunliches erleben. Es wird dir gefallen.« Sie nahm seine Hände. »Als Erstes nimmst du mich in den Arm. Ja, so ... nicht zu fest, es soll angenehm sein.«
»Es ... es ist durchaus angenehm«, stellte er fest. »Du bist sehr warm und weich, und du duftest gut.«
»Du kannst mich ruhig berühren, du musst nicht so starr dastehen. Lass deine Hände meinen Rücken hinunter- und wieder hinaufgleiten. Wie fühlt sich das an?«
»Straff«, sagte er. »Es ... fühlt sich gut an.« Er räusperte sich. »Sehr, sehr gut.«
Sie grinste schelmisch. »Du lernst schnell.«
»Das ist die hervorstechende Eigenschaft meines Volkes.«
»Dann gehen wir einen Schritt weiter.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und zog seinen Kopf zu sich herab. »Was wir jetzt tun, nennt man küssen. Das machen hier unten alle Völker gern.«
»Was muss ich dabei tun?«
»Lass es einfach geschehen. Dein Körper weiß es schon. Dein Verstand ist jetzt nicht gefordert.«
»Nicht? Aber wie ... mhmmm ...« Erschrocken hielt Dàvin still, als die vollen Lippen des Mädchens seinen Mund berührten.
Das hatte auch Sansiri schon getan, aber das war etwas ganz anderes gewesen. Es war unangenehm gewesen und kalt, und damals hatte Dàvin noch nicht an Berührungen solcher Art gedacht. Diese Lippen jedenfalls waren weich und warm und süß wie Honig. Und ... als würde ihn der Blitz treffen, so kam es ihm vor. Zuerst war er besorgt, dass sein Körper das nicht verkraftete, aber das Gegenteil war der Fall. Er fühlte sich ausgesprochen wohl dabei. Sein Herz begann zu rasen, und in seinem Kopf spielten rosa Wölkchen miteinander um ein tanzendes Flämmchen Fangen.
Dàvin merkte, wie eine Menge Dinge in seinem Körper geschahen, während Erla ihn küsste. Er geriet in Hitze, als wäre er zu lange in der Sonne gewesen, überall kribbelte es, und immer wieder durchzuckten ihn Blitze. Aber es tat nicht weh. Ganz und gar nicht.
Und er wusste auch schon das Wort dafür, was mit ihm geschah: Verführung.
Viel, viel besser als Versuchung.
Verführung. Hörte sich gut an in seinen Gedanken. Schmeckte gut. Ein schönes Wort.
Dàvin schloss die Augen und ließ es geschehen, wie Erla ihm geraten hatte. Ganz von selbst tastete seine
Weitere Kostenlose Bücher