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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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wissen, wo sie solch eine Hand gesehen habe.
    Abwechselnd sah anna Maria von einem zum anderen und hielt den Stab als Schutz dicht vor sich.
    »Beantworte unsere Fragen oder ich schwöre dir, du kommst nicht mehr heil aus meinem Gasthaus heraus«, fuhr der Wirt sie ungehalten an.
    Anna Maria schluckte, dann sagte sie zögerlich: »Vor ein paar Tagen hat mir ein Landsknecht geholfen, als eine Horde Männer über mich herfallen wollte. auch ihm fehlten an der rechten Hand zwei Finger.«
    »Wie hieß er?«
    »Kilian.«
    »Weiter?«
    Anna Maria zuckte mit den Schultern. »Ich hörte nur, wie einer der Männer ihn beim Vornamen nannte.«
    Sichtlich unwohl kratzte sich der Gast am Kopf und wandte sich dem Wirt zu: »Scheinbar noch jemand, der mit der axt nicht umgehen kann!«, und zeigte dabei seine Hand. Doch der Gastwirt ging darauf nicht ein, sondern fragte anna Maria misstrauisch: »Wenn du keine Dirne bist, woher kennst du meinen Namen?«
    »Nichts denn die Gerechtigkeit Gottes!«, sagte anna Maria und wartete ab. Beide Männer starrten sie sprachlos an.
    ›Sogar beide kennen die Losung!‹, dachte sie und ließ den Stab nun sinken. Die Blicke der beiden Männer wanderten zwischen
dem Mädchen und ihnen hin und her. Plötzlich starrte Hannes Götze auf den Pilgerstab. anna Maria folgte seinem Blick – er hatte das Zeichen entdeckt! Es dauerte einige augenblicke, bis der Wirt seine Stimme wieder gefunden hatte.
    »Wer um alles in der Welt bist du?«
    Anna Maria erklärte, wer sie war und was sie wollte.
    »Daniel Hofmeister aus Mehlbach kennen wir nicht, ist aber auch nicht tragisch, denn man kann nicht alle im Verbund kennen!«, sagte der Gast, und der Wirt nickte zustimmend.
    »Würdet ihr mir sagen, zu wem ihr gehört? Wer seid ihr, dass ihr euch nicht kennt, aber einander vertraut, sobald ihr die Losung hört?«, wollte anna Maria wissen.
    Ohne lange nachzudenken, antwortete der Wirt: »Hättest du es wissen sollen, dann hätte dein Vater es dir erklärt. Da aber weder er noch dieser Kilian dich aufgeklärt haben, werden wir einen Teufel tun und dich einweihen. Es ist besser für dich, glaube mir, mein Kind. So, nun setz dich! Ich hole dir etwas zu essen, und dann erzählst du uns, warum du unterwegs bist und wie wir dir helfen können.«

    Nachdem anna Maria einen großen Teller mit Gemüse, Braten mit dunkler Soße sowie frisch gebackenem Brot gegessen hatte, fühlte sie sich träge und müde. Immer wieder hatte der Wirt ihren Teller nachgefüllt und der Gast namens Wendel ihr frischen apfelsaft eingeschenkt.
    Während des Essens hatte sie über sich erzählt und alle Fragen beantwortet. Jetzt, wo sie das Vertrauen der beiden Männer gewonnen hatte, behandelten sie das Mädchen wie eine Tochter. Der Schankraum füllte sich mehr und mehr, aber jedem Gast, der an anna Maria gewandt anzügliche Bemerkungen machte, fuhren der Wirt und Wendel schroff über den Mund.
    »Bleib heute Nacht hier, anna Maria! Eines der Mädchen
kann sein Zimmer räumen, sodass du unbehelligt schlafen kannst. Wendel und ich werden derweil versuchen zu erfahren, ob deine Brüder hier vorbeigekommen sind«, sagte der Wirt, doch als er anna Marias Blick sah, fügte er ernst hinzu: »Keine angst, mein Kind. Hier wird dir nichts geschehen, denn wir würden dich mit unserem Leben beschützen!«
    Auch in Wendels augen konnte sie bei diesen Worten Entschlossenheit erkennen. Beruhigt stimmte anna Maria zu und folgte Hannes zu den Schlafkammern.
     
    Als anna Maria die Treppe ins obere Geschoss hochstieg, hörte sie verschiedene Stimmen, die laut schimpften und durcheinandersprachen. In der Etage standen mehrere Mädchen auf dem Gang, verstummten aber, als sie den Wirt sahen. Schüchtern betrachtete anna Maria die jungen Frauen, die nur wenige Jahre älter als sie selbst waren, doch durch ihr äußeresErscheinungsbild reifer wirkten. auch die Dirnen beäugten anna Maria neugierig, und in ihren Gesichtern konnte man lesen, dass sie alles andere als erfreut über ihren Besuch zu sein schienen.
    Eine schöne schwarzhaarige Frau mit ebenso dunklen augen baute sich vor dem Wirt und anna Maria auf und sagte ungehalten: »Was soll das, Hannes? Wir können nicht noch eine gebrauchen. Weder haben wir genügend Zimmer noch ausreichend Kunden.«
    »Halt’s Maul, Philippa! Sie ist eine Freundin und wird nur eine Nacht bleiben. Ich erwarte von euch, dass ihr sie ordentlich behandelt und ihr ein sauberes Bett zur Verfügung stellt.«
    »Welches Bett soll deine

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