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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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neue Freundin bekommen? Etwa mein Bett? Dann verdiene ich kein Geld, und das wird dir kaum recht sein. Bekommt sie das Bett von Klara, verdient die heute Nacht keinen Pfennig.«
    Herausfordernd blickte Philippa den Wirt an. Ihre dunklen augen schienen Funken zu sprühen.

    Hannes schob die anderen Frauen zur Seite und stellte sich dicht vor die schwarzhaarige Schönheit.
    »Sie wird dein Bett bekommen, Philippa! Glaube nicht, dass du etwas Besonderes bist, nur weil ich ab und zu mein Lager mit dir teile.«
    Zu den anderen Frauen sagte er: »anna Maria ist wie eine Tochter für mich! Ihr werdet sie gut behandeln!«
    Erstaunt über diese aussage waren alle Blicke auf das Mädchen gerichtet, das sich schüchtern hinter dem breiten Rücken des Wirts versteckte. aufmunternd nickte Hannes anna Maria zu, ließ sie dann aber allein und ging zurück in den Schankraum.
    Hilflos stand das Mädchen zwischen den jungen Frauen, bis die Schwarzhaarige sie in ihr Zimmer zog. Die anderen Frauen folgten ihr sogleich in die enge Kammer.
    »Erzähl, Mädchen! Woher kennst du Hannes, dass er dich Tochter nennt?«
    Rasch hatte anna Maria die Lage erfasst. Sie wusste, dass sie nichts verraten durfte, und log deshalb ungeniert: »Er ist ein entfernter Verwandter meines Vaters.«
    Diese antwort schien den Frauen so langweilig, dass sie sich wortlos umdrehten und hinunter in den Schankraum eilten, um ihrem Gewerbe nachzugehen. Nur Philippa blieb zurück. Wortlos erneuerte sie das Laken und legte anna Maria eine saubere Decke bereit.
    »Es tut mir leid, dass ich dich aus deinem Zimmer vertreibe«, versuchte anna Maria sich zu entschuldigen.
    »Mach dir darüber keine Sorgen«, lachte die rassige Schönheit, »ich werde mir schon zu helfen wissen.«
     
    Als anna Maria am nächsten Morgen erwachte, wusste sie im ersten Moment nicht, wo sie sich befand, und brauchte einige augenblicke, um sich zu erinnern.

    Obwohl die Sonne bereits aufgegangen war, herrschte Stille im Haus. anna Maria gähnte und streckte sich. So tief hatte sie lange nicht mehr geschlafen.
    ›Ob Hannes und Wendel etwas über meine Brüder erfahren konnten‹, überlegte sie, während sie sich anzog. Sie wollte direkt hinunter in den Schankraum eilen, um den Wirt zu fragen. Zuerst aber flocht sie ihre Haare zu kleinen Zöpfen, die sie dicht am Kopf feststeckte. Dann öffnete sie leise die Kammertür. auf dem Gang war es ruhig. als sie die Stiege nach unten gehen wollte, ging eine der Türen auf und Philippa trat verschlafen heraus, nur ein Laken um den Leib geschlungen. Hinter ihr erschien Hannes und drückte sich seufzend an ihr Hinterteil. Peinlich berührt schaute anna Maria zur Seite, was der jungen Frau einen gurrenden Laut entlockte. Erst jetzt erblickte auch der Wirt das Mädchen und schubste daraufhin Philippa von sich. »Verschwinde!«, raunzte er, tätschelte aber freundlich ihre Hüfte. Lachend ging Philippa in ihre Kammer. anna Maria blickte den Gastwirt an, der ein zufriedenes Lächeln im Gesicht hatte.
    »Hast du Hunger?«, wollte er wissen. Das Mädchen nickte und folgte ihm nach unten.

    Als hätte Wendel die Eierpfannkuchen gerochen, erschien er in der Küchentür. Hungrig blickte er zu der Pfanne, in der die Omelettes in Schweineschmalz goldgelb gebacken wurden.
    »Mmh!«, entfuhr es ihm, und ohne zu fragen, setzte er sich zu anna Maria an den Tisch. Erwartungsvoll sah er zum Wirt, der ihn stirnrunzelnd musterte. Kaum sichtbar nickte Wendel daraufhin. als die Köchin ihm einen Teller mit dem Frühstück vor die Nase stellte, rief er freudig: »Das ist, als ob alle Sonntage zusammenfallen würden.«
    Während Wendel begierig sein Frühstück aß, bekam anna
Maria kaum einen Bissen hinunter. Besorgt fragte Hannes: »Schmeckt es dir nicht, mein Kind?«
    »Doch, aber …«, druckste sie herum und wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. Die beiden Männer sahen erst anna Maria und dann einander an.
    Wendel schob seinen leeren Teller von sich und sagte: »Ich wollte zuerst mit Hannes reden, aber ich kann verstehen, dass du ungeduldig auf Neuigkeiten wartest. Und deshalb werde ich dir jetzt sofort sagen, was ich letzte Nacht erfahren habe. Erst vor zwei Wochen ist eine Gruppe junger Burschen in einem Nachbarort gesehen worden. Es waren vierzehn junge Männer, von denen man weder Namen noch Herkunft kennt.«
    Als Wendel anna Marias enttäuschten Blick sah, lächelte er sie freundlich an und fuhr fort: »Ich weiß jedoch, wo ich auskünfte einholen kann, und

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