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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Zinßmeister
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hob anna Marias Laune wieder ein wenig. Leichtfüßig schritt sie durch ein großes umgepflügtes Feld. Schon von weitem sah sie am Rand des ackers ein Fuhrwerk mit einem Ochsen stehen. als sie näher kam, erkannte das Mädchen, dass am Karren ein Rad gebrochen war.
    Während eine Magd das Tier am Nasenring festhielt, schnallte ein Knecht ihm das schwere Holzgeschirr ab und legte es an den Wegesrand.
    Freundlich fragte anna Maria, ob sie helfen könne. Die Magd, ein recht junges Ding, beäugte sie kritisch, sagte aber keinen Ton. Der Knecht hingegen, dem der Schweiß auf der Stirn stand, nickte ihr lächelnd zu und sagte: »Ich benötige Steine, die ich übereinander legen kann, um das Fuhrwerk abzustützen.«

    Anna Maria legte ihren Stab zur Seite und sammelte rasch flache Steine aus dem acker zusammen, die der junge Mann neben dem gebrochenen Rad aufstapelte. Zum Schluss hob er das Fuhrwerk an, sodass anna Maria den letzten Stein dazwischenklemmen und er das Rad abnehmen konnte.
    »Ich muss zurück in den Ort zum Wagner. Thea, du wartest mit dem Ochsen hier.«
    Das Mädchen nickte mürrisch, sagte aber noch immer keinen Ton.
    »Willst du mich begleiten?«, fragte der Knecht anna Maria.
    »Nein, ich muss weiter. Kannst du mir sagen, ob es auf dem Weg ein Wirtshaus gibt?«
    »Einen Tagesmarsch von hier entfernt kommst du an dem Gasthaus ›Zur Rose‹ vorbei.«
    »Genau da muss ich hin!«, unterbrach ihn anna Maria jubilierend.
    Daraufhin warf ihr die Magd einen feindseligen Blick zu, und der Knecht meinte abschätzig: »Und ich dachte, du wärst ein anständiges Mädchen. So kann man sich täuschen! Pfui Teufel!« Mit diesen Worten ließ er anna Maria stehen und zog das kaputte Rad hinter sich her zurück in den Ort.
    Sprachlos schaute anna Maria ihm nach. als sie sich zu dem Mädchen umdrehte, spuckte ihr das vor die Füße.
    »Was ist mit euch los? Bedankt man sich so in dieser Gegend?«
    Doch noch bevor die angesprochene etwas erwidern konnte, nahm anna Maria ihren Stab wieder auf und ging kopfschüttelnd davon.
     
    Erst am späten Nachmittag des nächsten Tages erreichte sie das Gasthaus »Zur Rose«. Es lag nicht wie die anderen Wirtshäuser inmitten des Dorfes, sondern am Ortsausgang, versteckt hinter dichten Bäumen.

    Vor der Tür saßen drei Männer um ein Fass herum, würfelten und beschuldigten sich gegenseitig des Betrugs. als sie anna Maria gewahr wurden, musterten sie das Mädchen eingehend. Einer der Männer sagte etwas, was anna Maria nicht verstand, die anderen aber zum Lachen brachte. Sie beachtete die drei Gesellen nicht weiter und betrat zögerlich das Wirtshaus. Vorsichtig schaute sie sich im Schankraum um, in dem an einem Tisch nur ein Gast saß.
    Der Wirt hievte gerade ein Bierfass hinter die Theke, als er anna Maria bemerkte.
    »Seid Ihr Hannes Götze?«, fragte sie.
    Mit zusammengekniffenen augen musterte er sie und sagte: »Ich brauche kein weiteres Mädchen. Ich habe von euch Weibsbildern schon mehr als Zimmer in meinem Haus. also geh deines Weges!«
    Nun sah auch der einzige Gast zu anna Maria herüber und meinte lachend: »Ich hätte nichts dagegen, wenn du sie behalten würdest, Hannes. Den ersten Kunden hätte sie bereits!«
    Fragend blickte anna Maria von einem zum anderen. Ein jeder der beiden mochte so alt wie ihr Vater sein. Der eine leckte sich über die Lippen, der andere schüttelte den Kopf und sagte: »Wenn es dich juckt, Wendel, dann geh nach oben und nimm die Braunhaarige. Ich brauche kein weiteres Frauenzimmer. Und schon gar keines, das brav aussieht.«
    Langsam dämmerte es anna Maria, über was die Männer sprachen, und sie wurde puterrot. Sofort hob sie den Pilgerstab in die Höhe und kreischte: »Kommt mir nicht zu nahe!«
    Lachend streckte der Gast seine Hände in die Höhe und sagte: »Langsam, junges Fohlen! Ich will nichts von dir, was du mir nicht freiwillig gibst.«
    Anna Maria stutzte und starrte auf die rechte Hand des Mannes. Wie dem Landsknecht Kilian fehlten auch ihm Zeige- und Mittelfinger.

    Der Mann folgte ihrem Blick. Missmutig blaffte er sie an: »Hast wohl noch nie eine verkrüppelte Hand gesehen?«
    »Doch, erst vor wenigen Tagen!«
    Nun hielt der Wirt in seiner arbeit inne, kam um die Theke herum und baute sich vor anna Maria auf. als sie seine Statur sah, wusste sie, dass sie selbst mit ihrem Pilgerstab nichts gegen ihn würde ausrichten können.
    »Was willst du?« Der Wirt sah sie feindselig an. auch der Gast meldete sich zu Wort und wollte

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