Gabe des Blutes
Sache, über das Liebesleben des Primus nachzudenken und es zu diskutieren, doch es war etwas völlig anderes, ihn auch merken zu lassen, dass es auf den Prüfstand gestellt und diskutiert wurde.
Als er den Raum betrat, wusste Reule sofort, dass etwas nicht stimmte, und er fand, dass es ungewöhnlich ruhig war an der ’pathischen Front. Sein Rudel hatte die schlechte Angewohnheit, ihn auszublenden, wenn etwas sie beschäftigte und sie es ihm nicht sagen wollten. Er blickte zu Darcio, der von allen am entspanntesten war, während er Mystique mit einer Hand am Rücken sanft in den Raum schob. Diesmal trug sie Handschuhe bis zum Ellbogen, und es tat ihm leid, dass sie Angst hatte. Sie hatte vollständig entwickelte Fähigkeiten, doch nicht das richtige Gespür, sie zu kontrollieren. Doch er vertraute darauf, dass sie sich entweder daran erinnerte oder es neu lernte.
Mystique war sehr selbstbewusst, als sie sich zu Reules Linker niederließ. Das letzte Mal, als sie in diesem Raum gewesen war, waren schreckliche Gefühle und Geheimnisse ans Licht gekommen. Heute Abend verhielten sich alle ein wenig seltsam, nicht mehr so unbeschwert wie zuvor. Sie nagte an ihrer Unterlippe und fragte sich, ob sie an das Abendessen vom Vortag dachten.
Dann war da Reule, und seine Gefühle und seine wilden Gedanken waren ganz anders. Sie konnte ihn kaum anschauen, ohne dass ihr Herz zu klopfen begann und sie errötete. Er war immer so fürsorglich mit ihr gewesen, so vorsichtig und respektvoll, dass sie so einen plötzlichen Ausbruch heftiger Leidenschaft von ihm nicht erwartet hätte. Sie wusste, dass er sich selbst an der kurzen Leine hielt. Doch dass er sich plötzlich so gehen ließ, hatte sie verwirrt, und sie hatte ganz weiche Knie.
Weil sie keine Erinnerung hatte, konnte sie die Erfahrung nicht vergleichen. Sie dachte an seine Hände auf ihrem Körper und in ihr, und sie errötete, während sie sich anspannte und wieder feucht wurde. Es kostete sie Mühe, ihre Gedanken im Zaum zu halten und den Blick nicht zu ihm zu wenden. Der Raum war voller Telepathen und Empathen, und sie wollte auf gar keinen Fall an irgendetwas um sie herum denken.
Sie hatte das Gefühl, dass alle Augen auf sie gerichtet waren und dass alle sie musterten. Sie fühlte sich ausgesprochen unwohl dabei. Sogar Reule starrte zu ihr hin, doch sie glaubte zu wissen, was er dachte. Er hatte ganz bestimmte Pläne für sie heute Abend, und es wurde auch Zeit. Sie brauchte ihn. Sehr sogar. Ihr ganzer Körper schrie nach ihm. Die Intensität löste ein leicht erregtes Zittern in ihr aus. Sie hatte einen Vorgeschmack auf Reules ungestüme Leidenschaft bekommen, und sie wollte mehr. Sie wollte Reule.
Sie sah, wie er aß, und unterhielt sich mit seinen Freunden, wobei sie an all das dachte, was sie mit ihm erlebt hatte. Seine Freundlichkeit, seine Fairness und seine Zärtlichkeit waren erstaunlich. Er konnte schroff und sogar kalt sein, doch er war stets besonnen und wachsam, bevor er handelte. Ehre, Wahrheit und Freundschaft prägten seine Regentschaft. Er lachte, wenn ihm danach war, verschwendete keine Energie an Nichtigkeiten und kümmerte sich vor allem um seine Stadt.
Diese unterschiedlichen Eigenschaften zusammengenommen machten aus ihm einen ungewöhnlichen Mann. Einen, der ihr sehr schnell wichtig geworden war. Auf jeden Fall sagte die Wahl seiner Gefährten alles über ihn aus, was sie wissen musste. Jeder war auf seine Weise einzigartig, und sie waren von ihrer Persönlichkeit her so verschieden wie die Jahreszeiten. Das Bindeglied waren Ehre und Loyalität, die sie alle dem Mann entgegenbrachten, den sie mehr liebten als alle anderen. Die Tatsache, dass diese fähigen Männer Reule so sehr liebten, dass sie ihr Leben in seine Hand legten, machte großen Eindruck auf sie.
Reule wünschte, er hätte ein intimes Abendessen nur für sich und Mystique arrangiert. Er war der Ablenkung durch die anwesenden Rudelmitglieder ein wenig überdrüssig. Doch dann würde Para ihnen nicht von der Seite weichen, und das wäre genauso schlimm. Was er wollte, was er brauchte, war Mystique in seinem Bett, unter ihm und um ihn herum. Seit dem Vorfall unter der Treppe war er in einem Zustand der Erregung, und er verzehrte sich nach ihr. Er aß kaum etwas, und er wusste, dass er sie ziemlich oft anblickte, denn eine ständige Röte hatte sich auf ihren feengleichen Zügen ausgebreitet.
Weil er den Kontakt zu ihr brauchte, legte er seine Hand auf die ihre neben sich, umschloss
Weitere Kostenlose Bücher