Gabe des Blutes
Sie wandte sich zu ihm um, und lose Haarsträhnen wehten ihr übers Gesicht. Auch wenn er wütend war und besorgt um ihre Sicherheit, verschlug es Reule trotzdem den Atem, denn sie sah in diesem Moment wunderschön aus. Die anderen Reiter blieben auf der Straße stehen, während sie allein zu ihm ritt, wobei Staub und Rauch um sie herumwirbelten und ihr Zopf gegen ihre Brust schlug. Sie war klein, doch sie war quicklebendig. Er konnte sehen, wie ihre Augen entschlossen blitzten. Das, wie er feststellte, war kein Spaß für sie. Sie war aus einem bestimmten Grund hier, und es stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Als sie sich gegenüberstanden, war seine blinde Wut einer maßvollen Verärgerung gewichen. Er griff nach ihrem Zügel und zwang sie mit einem Ruck, stehen zu bleiben. Ohne ein Wort zu sagen, zog er sie vom Sattel und setzte sie vor sich auf sein Pferd, bevor sie an Protest auch nur denken konnte.
Doch selbst als sie zwischen seinen scharf abgewinkelten Schenkeln saß, wehrte sie sich nicht. Sie hob nur das Kinn und blickte ihn mit erwartungsvollen Augen an, während sie die Hände gegen seine Brust stemmte. Er war voller Ruß, Schmutz und Schweiß, doch sie beschwerte sich nicht. Er fragte sich, weshalb er noch immer erwartete, dass sie sich wie eine der hochwohlgeborenen Damen verhielt, an die er gewöhnt war.
Er packte sie mit der Hand besitzergreifend bei den Haaren und zog sie ganz dicht an seine wütend blitzenden Augen heran.
»Du begibst dich in Gefahr, wobei du ein unberechenbares Tier reitest und unangemessen gekleidet bist. Sag mir, Kébé , warum sollte ich nicht wütend sein?«
Er sprach sanft und bestimmt, weshalb Mystique sehr genau wusste, wie sehr er sein Temperament im Zaum hielt. Sie schob ihre warmen Finger unter seinen Hemdkragen.
»Ich bin Heilerin. Bei Gefahr braucht es immer einen Heiler. Ich habe das Pferd nicht ausgesucht, das Pferd hat mich ausgesucht. Ziemlich nachdrücklich, wenn ich das sagen darf. Er ist schnell, schön und feurig und nur gefährlich für ungeübte Reiter. Ich bin entzückt, dass ich so gut reiten kann. Was die Kleidung betrifft, so glaube ich, dass ein Kleid nicht richtig gewesen wäre. Damit bin ich zu langsam. In der Nähe eines Brandes bin ich lieber nicht langsam, vielen Dank.«
»Herrgott«, fluchte er leise und schüttelte sie so fest, dass sie an seine Brust stieß. Er hasste ihre Logik und diesen nüchternen Ton, vor allem, wenn dagegen kaum etwas einzuwenden war. »Sei vorsichtig, Mystique! Ich will nicht, dass du in die Nähe des Feuers und hinaus auf die Straßen kommst, wenn eine Horde Schakale ihr Unwesen treibt! Du bist nicht in der Lage, dich zu schützen, wenn …«
Er brach ab, um seine Lippen auf ihre zu pressen. Er spürte ihre Entschlossenheit und ihre Sturheit und dass sie nicht auf ihn hören würde, auch wenn er sich noch so sehr bemühte. Er müsste sie schon mit Gewalt daran hindern, und dazu hatte er kein Recht. Außerdem würde es sie sehr verletzen, wenn er das täte.
Er roch und schmeckte nach Rauch, doch sie wehrte sich nicht gegen diesen Überfall, sondern reagierte auf ihre gewohnte Weise. Mit Gelassenheit. Mit großer Gelassenheit. Eine Gelassenheit, die ihn ermahnte, selbst ein wenig toleranter zu sein. Er redete gern davon, wie unvoreingenommen er war, und schimpfte am liebsten auf diejenigen, die sich von den Sánge abwandten, dabei konnte er das eigenständige Verhalten einer einzelnen Frau kaum hinnehmen.
Er küsste sie sanfter, und auch das nahm sie gelassen hin. Reule löste sich von ihr, wobei er ihr Gesicht mit seinen riesigen Händen umfasste. »Der Wind dreht zu schnell, Kébé , als dass wir an einem festen Ort bleiben könnten. Hol die Verletzten und bring sie weg von hier. Bleib in Bewegung und lass dich von Telepathen begleiten. Zwei Wachleute, die ganze Zeit. Lass sie für dich arbeiten, wenn du willst, aber sie sollen in deiner Nähe bleiben. Sie sind verantwortlich für dein Leben und für deine Sicherheit, und ich bringe sie um, wenn dir irgendetwas passiert. Ist dir klar, dass das keine leere Drohung ist?«, fragte er.
»Ja, mein Sánge-Herr. Wie du siehst, habe ich zwei Wachleute und fünf Diener bei mir.« Sie zeigte mit einer Hand in Richtung ihrer Eskorte. »Ich bin nicht scharf darauf, zu sterben, Reule, aber ich werde nicht untätig herumsitzen, während andere ihr Leben für das riskieren, was derzeit mein Zuhause ist. Nicht, wenn ich mich nützlich machen kann.«
»Ich habe Angst dich zu
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