Gabe des Blutes
er sanft, obwohl sein erster Impuls boshafter gewesen war. »Ich habe mit dir Sex gehabt, weil ich meine Finger nicht von dir lassen kann. Komm bloß nicht auf die Idee, dass ich das als Strafe oder Belohnung einsetzen würde. Sex ist unabhängig von diesen Dingen.«
»Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen. Ich habe es nur nicht verstanden.«
»Aber jetzt verstehst du es. Keine Sorge, Kébé«, dachte er höchst erregt, »du wirst alles über mich erfahren, was du über mich wissen musst. Das verspreche ich dir.«
Es kam keine Antwort, doch Reule spürte die sexuelle Erregung, die durch ihren ganzen Körper fuhr. Er stöhnte leise und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.
Er dachte darüber nach, wie er Para für den Rest des Abends aus Mystiques Nähe verbannen konnte.
9
»Herrje, Reule soll endlich mit diesem Frauenzimmer schlafen«, knurrte Rye, während er rastlos im Speisesaal auf und ab ging. »Mara wird noch denken, ihre Möse sei aus Gold, wenn ich sie so oft besuche.«
»Du meinst, das ist nicht so?«, erwiderte Saber und lachte leise. Rye war der sensibelste im Rudel, und er bekam das meiste ab, doch sie spürten alle die Auswirkungen von Reules unerfüllten Bedürfnissen.
»Ich begreife es nicht«, grummelte Delano. »Früher ist Reule hinter den Frauen hergejagt. Wollte sie unbedingt haben. Und es hat uns alle ein bisschen kribblig gemacht wegen unserer Verbindung, aber das hier ist krass! Eigentlich ist es grausam! Was zum Teufel ist so besonders an ihr? Beunruhigt es denn sonst keinen, dass sie Reule so nah ist?«
»Aus dir spricht Frustration«, bemerkte Darcio, bei Weitem der gelassenste des Rudels. »Tatsache ist, Reule ist in seiner Mnise , und es ist lange her, dass er sich darauf eingelassen hat. Mystique provoziert ihn, ob sie es nun will oder nicht. Hört auf, euch mit seinen Erektionen zu beschäftigen und passt auf. Schaut sie an. Spürt sie. Spürt Reule, wenn er sie beobachtet.«
Darcio beugte sich zu ihnen vor. »Wir haben ihm heute das Leben ganz schön schwer gemacht, indem wir mit ihr geflirtet haben, und es war ein Nervenkitzel, aber hat einer von euch die Eifersucht gespürt? Eifersucht! Bei Reule, dem nur zwei Dinge wichtig sind: Jeth und das Wohlbefinden des Rudels. Er hat sich uns gegenüber feindselig gezeigt, weil wir um eine Frau herumgeschwirrt sind, die zu hundert Prozent auf Primus-Territorium gehört. Spaß beiseite, wenn einer von uns es wagen würde, sie anzufassen, wäre das die größte Provokation, die man sich vorstellen kann. Der Rudelschwur wäre hinfällig. Das wäre so, als würde einer Reules Herrschaft infrage stellen.«
»Komm zum Punkt, Darcio«, sagte Rye kurz.
Darcio wusste, dass sie alle ein wenig gereizt waren, weil ihre Hormone sie beherrschten. »Der Punkt ist, meine Freunde, dass ihr euch Mystique anschauen und euch fragen müsst, wie ihr es finden würdet, wenn sie Prima würde.«
»Teufel auch!«, bellte Delano.
Saber schnaubte. »Reule würde nie eine Fremde heiraten.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Reule überhaupt heiratet, und dir müsste es genauso gehen, Darcio. Du kennst ihn am besten von uns allen. Er wird sich nicht binden, solange er eine andere Wahl hat«, sagte Rye.
»Rye, das würde zutreffen, wenn Reule gezwungen wäre, eine aus der Schar heiratsfähiger adliger Damen zu wählen, die er für verklemmt, habgierig und verwöhnt hält. Er hätte letztlich bloß seine Pflicht erfüllt, doch jetzt bietet sich ihm die Gelegenheit, seine Pflicht zu erfüllen, und zwar mit jemandem, den er tatsächlich sehr mag.«
»Saber, obwohl es riskant wäre, eine Fremde zu heiraten, und obwohl noch nie jemand auf die Idee gekommen ist, glaube ich, dass Mystique seine Überzeugung geändert hat, dass Fremde das Sánge-Volk eigentlich nicht kennen und nicht zu schätzen wissen.« Darcio holte tief Atem und lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zurück. »Und dann ist da noch die Tatsache, dass er scharf auf sie ist, dass sie eine fähige ’Pathin und, jawohl, ein richtiges Schätzchen ist.«
»Teufel auch«, wiederholte Delano, auch wenn es eher nachdenklich klang.
»Sie kommt. Mit Reule«, sagte Saber auf einmal, und jeder stellte sich hinter seinen Stuhl. Ärger und Erregung über das, was Darcio gerade gesagt hatte, verflogen fast ganz, und diejenigen, die es nicht abschütteln konnten, errichten Schutzmauern gegen jedes Leck, das den Primus womöglich durcheinanderbringen könnte.
Es war eine
Weitere Kostenlose Bücher