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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Bergmann
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»Zuletzt bleibt uns nichts als die Hoffnung, dass dieser Unfall der letzte war und der Todesengel von uns ablässt.« Der Todesengel. Weit weg schrillten irgendwelche Alarmglocken in meinem Kopf. Ich hörte ein Klirren und spürte einen brennenden Schmerz, der meinen Fuß emporkroch. Registrierte, dass ich meine Kaffeetasse hatte fallen lassen.
    Und plötzlich war alles grau. Der Sonntagmorgen, das Frühstück, die Brötchen, der Kaffee, das Ei. Sogar die Tischdecke. Grau und hart.
    Ich sprang auf und stürzte mich aus dem Fenster.

27. Mai 2012, 10:51 Uhr
    Â 
    Seit einer gefühlten Ewigkeit nun kreiste ich über der Stadt und suchte ihn. Scannte mit meinem Blick jeden Winkel, jede noch so kleine Gasse. Frankfurt war unheimlich voll und belebt, von der ruhigen Stimmung beim Frühstück war draußen nichts mehr zu spüren. Alles grau, hässlich und schnell.
    Verdammt, irgendwo musste er doch sein! Ich spürte, dass er da war, spürte es und konnte ihn doch nicht sehen.
    Â»Oho, wer kommt denn da aus seiner Höhle gekrochen?!« Ich fuhr herum. Hinter mir schwebte Seraphin, die Arme verschränkt, den eisigen Blick starr auf mich gerichtet. »Versuchst den Helden zu spielen, oder wie darf ich das verstehen?«
    Â»Warum?«, stieß ich durch meine zusammengebissenen Zähne aus.
    Â»Warum was?«, fragte Seraphin gelangweilt. Er wusste genau, was ich meinte. Und er wusste, dass ich es wusste. Seine Scheißpsychospielchen gingen mir langsam auf die Nerven.
    Â»Warum tötest du Menschen? Kinder?« Mein Blick war gerade in seine Augen gerichtet. Er starrte zurück, sagte nichts, sah mich einfach nur an. Die Zeit schien stillzustehen. Oder zu rasen, ich wusste es nicht. Gerade als ich begann, mich irgendwie albern zu fühlen, wie ich so unbewegt dastand, verdrehte er die Augen und wandte den Blick ab. Blickduell: eins zu null für mich. Ich konnte es kaum fassen.
    Â»Warum?«, fragte er verächtlich. »Warum ich ein Mörder bin, willst du wissen?« Ich nickte nur steif. »Du fragst nach meinem Motiv?« Ich sagte nichts. Starrte ihn nur an. »Hm, wie wär’s damit: Mir war langweilig!« Er grinste breit. »Nicht überzeugend genug, nein? Gut, dann vielleicht dieses: Ich bin einfach ein böser Mensch!« Heiseres Lachen. »Hast ja recht, bin kein Mensch mehr. Aber ich war mal einer. Nehme ich an. Genau wie du.« Er zog die Augenbrauen hoch. Durchbohrte mich mit seinem Blick. Ich hielt stand. »Immer noch nicht zufrieden? Na gut, ein letzter Vorschlag noch! Die Menschen«, er schlug einmal mit seinen riesigen schwarzen Flügeln und schwebte plötzlich direkt vor mir, sein Gesicht auf gleicher Höhe mit meinem, ich konnte seinen kalten Atem auf meinen Wangen spüren, »die Menschen haben es nicht verdient zu leben. Ich meine, Gott hat ihnen ihr Leben geschenkt und was fangen sie damit an? Basteln Atombomben, führen Kriege, lassen durch Fahrlässigkeit und Dummheit Atomkraftwerke in die Luft fliegen. Sie zerstören Gottes Schöpfung. Unsere Erde wäre besser dran ohne sie. Viel besser. Und wenn du ehrlich bist, denkst du das auch.« Seine schwarzen Augen bohrten sich durch die Hüllen meiner Seele. Meine Gedanken verdrehten sich ineinander, ein riesiger verfilzter Gedankenball, ich konnte sie nicht mehr entwirren. Gedankenfetzen flogen um ihn herum wie die Monde um den Saturn. »All diese Kriege, Schmerz, Lügen und Hass … Ich wollte mich abwenden und nie wieder hinunterschauen.« Der Sternwanderer. »Aber Zeuge zu werden, wie Menschen sich gegenseitig lieben … Ich meine, man könnte in den entferntesten Winkeln des Universums suchen und doch würde man nie etwas Schöneres finden.«
    Â»Die Liebe«, keuchte ich atemlos. »Die Liebe ist das Werk der Menschen. Sie macht unsere Welt schön. Ohne sie wäre es leer und trostlos hier. Sie ist unsere Existenzberechtigung und zwar die stärkste, die es je geben wird.«
    Seraphin sah mich traurig an. »Schade«, flüsterte er. »Wirklich schade. Ich dachte, du hättest etwas Besseres zu bieten. Etwas Neues, Kreatives. Etwas Eigenes. Nichts, das so abgedroschen und totgedacht ist wie – Liebe .« Er blickte mir voller tiefster, ehrlichster Resignation in die Augen. »Die Liebe der Menschen ist armselig«, sagte er ruhig. »Kein Vergleich zur Liebe Gottes! Was sagen dir die steigenden

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