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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sterbe.«
    »Ich verspreche es Ihnen zum zweitenmal.«
    »Ich danke.«
    »Ist dies alles?«
    »Sind in derselben Schublade nicht mehrere Banknoten?«
    »Ja, zwei von tausend, drei von fünfhundert.«
    »Ich bitte, geben Sie sie mir, Doktor.«
    Ich nahm die Geldscheine und gab sie ihm; er zerknitterte sie und machte eine runde Kugel daraus, die er unter sein Kopfkissen steckte.
    »Ich danke«, sagte er, erschöpft durch die Anstrengungen. Dann sank er zurück und murmelte: »Ah, Doktor, ich glaube, ich sterbe.
    Doktor, retten Sie mich, und diese fünf Scheine gehören Ihnen, das Doppelte, das Dreifache, wenn es sein muß … Ah …!«
    Ich ging auf ihn zu; er war abermals ohnmächtig. Ich läutete einem Bedienten, während ich den Verwundeten an einem Fläschchen mit englischem Salz riechen ließ. Nach einigen Augenblicken fühlte ich an der Bewegung seines Pulses, daß er wieder zu sich kam.
    »Diesmal noch nicht«, murmelte er; dann öff nete er die Augen, schaute mich an und fügte hinzu: »Ich danke, Doktor, daß Sie mich nicht verlassen haben.«
    »Doch nun muß ich Sie aber wirklich verlassen«, erwiderte ich.
    »Bitte kommen Sie bald zurück.«
    »Gegen Mittag werde ich hier sein.«
    »Was meinen Sie, habe ich bis dahin mit irgendwelchen Gefahren zu rechnen?«
    »Ich glaube nicht. Hätte der Degen eine tödliche Wunde geschlagen, wären Sie jetzt schon tot; so aber werden Sie es überstehen.«
    »Und Sie schicken mit eine Wärterin?«
    »Auf der Stelle; mittlerweile darf Sie jedoch Ihr Bedienter nicht verlassen.«
    »Gewiß«, sagte der Lakai, »ich kann beim gnädigen Herrn bleiben.«
    »Nein, nein«, rief der Verwundete. »Gehen Sie zu Ihrem Kameraden, ich wünsche zu schlafen; wenn Sie dableiben, hindern Sie mich daran.«
    Der Lakai ging hinaus.
    »Es ist nicht klug, allein zu bleiben«, sagte ich.
    »Ist es nicht unklüger, mit einem Burschen zu bleiben, der mich ermorden kann, um mich zu bestehlen?« erwiderte er. »Das Loch ist gemacht«, fügte er mit leiser Stimme hinzu. »Schiebt man einen Degen in die Wunde, läßt sich das Herz fi nden, das mein Gegner verfehlt hat.«
    Ich zitterte bei dem Gedanken, der den Geist dieses Menschen durchzuckt hatte; wer war er denn, daß ihm solche Ideen kamen?
    »Nein«, fuhr er fort, »nein, im Gegenteil, schließen Sie mich ein, nehmen Sie den Schlüssel, geben Sie ihn der Wärterin, und empfehlen Sie ihr, mich weder bei Tag noch bei Nacht zu verlassen; nicht wahr, es ist eine ehrliche Frau?«
    »Ich bürge für sie.«
    »Nun gut, so gehen Sie; auf Wiedersehen – um Mittag.«
    Ich ging hinaus und schloß ihn seiner Bitte gemäß ein.
    »Doppelt«, rief er, »doppelt.«
    Ich drehte den Schlüssel noch einmal um.
    »Meinen Dank«, sprach er mit schwacher Stimme. Ich entfernte mich.
    »Euer Herr will schlafen«, sagte ich zu den Lakaien, die im Vor-zimmer lachten, »und da er fürchtet, ihr könntet bei ihm eintreten, ohne gerufen zu sein, hat er mir den Schlüssel für die Wärterin übergeben, die hierherkommen wird.«
    Die Lakaien wechselten einen seltsamen Blick, antworteten aber nichts.
    . Kapitel
    Der Kranke
    Ich verließ das Haus. Fünf Minuten später war ich bei einer vortreff -
    lichen Krankenwärterin, die sich sofort, nachdem ich ihr Instruktio-nen gegeben, in die Wohnung Henri de Favernes verfügte.
    Meinem Versprechen gemäß kehrte ich zur Mittagsstunde zurück.
    Er schlief noch.
    Ich hatte einen Augenblick den Gedanken, erst meine anderen Krankenbesuche zu erledigen und danach wiederzukommen. Doch er hatte der Wärterin so sehr empfohlen, man möchte mich, wenn ich käme, bitten zu warten, bis er erwacht wäre, so daß ich mich in den Salon setzte, auch auf die Gefahr hin, eine halbe Stunde von der einem Arzt stets so kostbaren Zeit zu verlieren.
    Während ich dasaß und wartete, warf ich einen Blick umher und versuchte, indem ich die Gegenstände seiner Umgebung betrachtete, mir ein Bild von dem Menschen zu machen, den ich behandelte.
    Beim ersten Anblick erweckten alle diese Gegenstände den Anschein von Eleganz; wenn man sie aber genauer betrachtete, erkannte man das Gepräge einer geschmacklosen Kostbarkeit: Die Teppiche waren schreiend bunt und gehörten zu den größten, welche die Magazine von Sallandrouze auf Lager haben, und sie waren auch nicht auf die Farbe der Tapeten und die der Möbel abgestimmt.
    Überall herrschte Gold vor. Die Türsimse und die Zimmerdecke waren vergoldet, goldene Fransen hingen an den Vorhängen, und die Tapete

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