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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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verschwand unter der Menge der goldenen Rahmen, welche die Wände bedeckten und Stiche zu zwanzig Franc oder schlechte Kopien von Meistergemälden enthielten, die man dem Käufer ohne Zweifel als Originale verkauft hatte. Vier Etageren standen in den vier Ecken des Salons; doch mitten unter sehr kostbaren chinesischen Gefäßen spreizten sich geschmacklose Elfenbeinfi guren von Dieppe und moderne Porzellane von so plumper Arbeit, daß man nicht im entferntesten auf den Gedanken gekommen wäre, sie hätten sich hier als wertvolle sächsische Figuren eingeschlichen.
    Die Pendeluhr und die Kandelaber waren von demselben Geschmack, und ein Tisch, beladen mit prachtvoll eingebundenen Büchern, vervollständigte den Eindruck; sie ergaben bestimmt einen richtigen Querschnitt von dem, was der Herr des Hauses ge-wöhnlich las.
    Alles war neu und schien vor drei oder vier Monaten gekauft worden zu sein.
    Ich vollendete meine prüfende Betrachtung, die mich nichts Neues lehrte, mich wohl aber in der Meinung bestätigte, daß ich mich bei einem erst vor kurzem Reichgewordenen von sehr mangelhaftem Geschmack befand – ich hatte schon viele solcher Wohnungen gesehen –, als die Wärterin eintrat und mir meldete, der Kranke sei soeben erwacht.
    Ich ging sogleich aus dem Salon in das Schlafzimmer.
    Hier wurde meine ganze Aufmerksamkeit durch den Kranken in Anspruch genommen.
    Beim ersten Blick bemerkte ich jedoch, daß sich sein Zustand nicht verschlimmert hatte, sondern daß es ihm eher besser gehen mußte.
    Ich beruhigte ihn über seinen Zustand, denn das Fieber, das ihn schüttelte, steigerte seine Angst auf einen Grad, der bei einem Mann schon peinlich war. Wie hatte dieser so schwache Mensch den Mut gehabt, einen Mann zu beleidigen, der wegen der Leichtigkeit, mit der er den Degen handhabte, so bekannt war wie Olivier, und 3 Gestelle für Geschirr oder Bücher.
    wie kam es, daß er, nachdem er ihn beleidigt hatte, sich auf dem Kampfplatz benahm, wie er es getan?
    Es war dies ein Geheimnis, dem entweder äußerste Berechnung oder im Gegenteil ungezügelter Zorn zugrunde liegen mußte. Ich dachte übrigens zuversichtlich, dies alles werde sich eines Tages für mich aufklären, denn einem Arzt bleiben Geheimnisse dieser Art nur selten verborgen.
    Minder beunruhigt durch seinen Zustand, konnte ich nun auch seine Person prüfen: Sie bestand wie seine Wohnung aus den wi-dersprüchlichsten Einzelheiten.
    Alles, was durch Äußerlichkeiten einen aristokratischen Anstrich bekommen konnte, hatte einen gewissen eleganten Charakter angenommen: seine aschblonden Haare waren nach der Mode geschnitten, sein spärlicher Backenbart war regelmäßig behandelt.
    Doch die Hand, die er mir reichte, damit ich den Puls fühlte, war plump und derb; die Sorge, die er seit einiger Zeit darauf ver-wandt zu haben schien, hatte davon noch nichts genommen; seine Nägel waren schlecht geformt und zernagt, und die Stiefel, die vor seinem Bett standen, zeigten, daß die Füße genauso plump wie die Hände waren.
    Der Verwundete, wie gesagt, fi eberte, aber dennoch verlieh nicht dieses Fieber seinen Augen einen ganz bestimmten Ausdruck; sie hefteten sich, wie ich bemerkte, nie unmittelbar auf einen Menschen oder auf eine Sache. Dagegen war seine Rede außerordentlich heftig und schnell.
    »Sie hier, mein lieber Doktor«, sagte er. »Nun, Sie sehen, ich bin noch nicht tot, und Sie sind ein großer Prophet; doch bin ich außer Gefahr? Dieser verfl uchte Degenstich! Er hat gut getroff en. Er bringt also sein Leben mit Fechten zu, dieser Raufer, dieser Verleumder, dieser elende Olivier!«
    Ich unterbrach ihn.
    »Verzeihen Sie«, sagte ich, »ich bin der Arzt und der Freund von Herrn d’Hornoy, ihm folgte ich auf den Kampfplatz und nicht Ihnen.
    Ich kenne Sie erst seit heute morgen, mein Herr, und d’Hornoy kenne ich seit zehn Jahren. Sie werden also begreifen: Wenn Sie weiter fortfahren, ihn anzugreifen, muß ich Sie bitten, sich an einen meiner Kollegen zu wenden.«
    »Wie, Doktor«, rief der Verwundete, »Sie würden mich in dem Zustand, in dem ich mich befi nde, verlassen? Das wäre gräßlich.
    Abgesehen davon, daß Sie wenige Kunden fi nden dürften, die Sie bezahlen werden wie ich.«
    »Mein Herr!«
    »O ja, ich weiß, ihr gebt euch alle den Anschein der Uneigennützigkeit; doch dann kommt der gewisse Punkt, und ihr wißt eure Rechnung gut aufzusetzen.«
    »Es ist möglich, mein Herr, daß man einigen meiner Kollegen diesen Vorwurf machen kann; doch

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