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Gabriel Lambert

Gabriel Lambert

Titel: Gabriel Lambert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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gutwillig.«
    Der Name V… war so bekannt, daß ich erschauerte.
    »Ihnen folgen«, fuhr der Vicomte fort, der sich immer noch sträub-te. »Ihnen folgen, und wohin Ihnen folgen?«
    »Bei Gott! Wohin man die Leute Ihrer Art führt, Sie brauchen sich nicht zu erkundigen, Sie dürften das doch wissen: zur Polizeipräfektur!«
    »Nie!« rief der Gefangene. »Nie!«
    Und mit einer heftigen Anstrengung machte er sich von den beiden Männern, die ihn hielten, los, stürzte zu seinem Bett und ergriff einen türkischen Dolch.
    In demselben Augenblick zog der falsche Kommis mit einer Bewegung, die schnell war wie der Gedanke, zwei Taschenpistolen hervor und richtete sie auf den Vicomte.
    Aber er hatte sich in der Absicht de Favernes getäuscht, denn de Faverne wandte die Waff e gegen sich selbst. Die zwei Agenten wollten auf ihn stürzen und sie ihm entreißen.
    »Unnötig«, sagte V…, »unnötig! Seien Sie unbesorgt, er wird sich nicht töten; ich kenne die Herren Fälscher seit langem: Es sind Burschen, welche die größte Achtung vor ihrer eigenen Person haben.
    Immerzu, mein Freund, immerzu«, fuhr er fort, indem er die Arme verschränkte und es dem Unglücklichen freistellte, sich zu erstechen.
    »Genieren Sie sich nicht unsretwegen; tun Sie es, tun Sie es nur.«
    Der Vicomte schien den falschen Kommis, der eine so seltsame Auff orderung ergehen ließ, Lügen strafen zu wollen, er stieß zu und stürzte, einen Schrei ausstoßend, nieder. Sein Hemd bedeckte sich mit Blut.
    »Sie sehen«, sagte ich, indem ich auf den Vicomte zueilte, »der Unglückliche hat sich getötet.«
    V… lachte.
    »Getötet – der! Ach, er ist nicht so dumm. Öff nen Sie das Hemd, Doktor.«
    »Doktor?« versetzte ich erstaunt.
    »Natürlich«, sprach V…, »ich kenne Sie, Sie sind der Doktor Fabien. Öff nen Sie das Hemd, und wenn Sie eine einzige Wunde fi nden, die mehr als vier oder fünf Linien Tiefe hat, verlange ich statt seiner guillotiniert zu werden.«
    Ich war mir jedoch nicht so sicher wie V…, denn der Unglückliche war wirklich ohnmächtig geworden.
    Ich öff nete das Hemd und betrachtete die Wunde.
    Es war wirklich nur, wie V… vorhergesagt hatte, ein Nadelstich.
    Ich entfernte mich voll Ekel.
    »Nun«, sagte V…, »bin ich ein guter Psychologe, Herr Doktor?
    Vorwärts, vorwärts«, fuhr er fort, »legt diesem Burschen Handschellen an, sonst wird er auf dem ganzen Weg zappeln.«
    »Nein, nein, meine Herren!« rief der Vicomte, den diese Drohung aus der Ohnmacht riß. »Nein, wenn man mich im Wagen fahren läßt, werde ich kein Wort sagen, keinen Versuch machen zu entweichen, darauf gebe ich Ihnen mein Ehrenwort.«
    »Hört ihr, meine Kinder, er gibt sein Ehrenwort; das ist beruhi-gend, wie? Was sagt ihr zu dem Ehrenwort des Herrn?«
    Die zwei Agenten lachten und gingen mit den Handschellen auf den Vicomte zu.
    Ich fühlte bei dieser Szene ein Mißbehagen, das ich nicht beschrei-ben kann, und wollte mich entfernen. »Nein! Nein!« rief er, indem er sich an meinen Arm klammerte.
    »Nein, nein, gehen Sie nicht; wenn Sie gehen, werden diese Leute kein Mitleid mehr mit mir haben und mich wie einen Verbrecher durch die Straßen schleppen.«
    »Womit kann ich Ihnen dienen, mein Herr?« fragte ich. »Ich habe keinen Einfl uß auf diese Herren.«
    »Doch, doch, Sie haben, Doktor, täuschen Sie sich nicht«, sagte er mit halber Stimme. »Ein ehrlicher Mann hat immer Einfl uß auf diese Leute. Verlangen Sie, mich bis zur Polizei zu begleiten, und Sie werden sehen, daß sie mich in einem Wagen fahren lassen und nicht fesseln.«
    Ein Gefühl tiefen Mitleids schnürte mir das Herz zusammen und trug den Sieg über die Verachtung davon.
    »Herr V…«, sagte ich zu dem Anführer der Polizisten, »dieser Unglückliche bittet mich, zu seinen Gunsten zu vermitteln; er ist bekannt, man hat ihn in die Gesellschaft aufgenommen … kurz, ich ersuche Sie, ersparen Sie ihm unnötige Demütigungen.«
    »Herr Doktor Fabien«, erwiderte V… mit der größten Höfl ichkeit,
    »einem Mann wie Ihnen habe ich nichts abzuschlagen. Ich hörte, daß dieser Mensch Sie bat, ihn bis zur Polizei zu begleiten. Gut, wenn Sie einwilligen, steige ich mit Ihnen in den Wagen, und die Dinge gehen ganz sanft ab.«
    »Doktor, ich fl ehe Sie an«, sprach der Vicomte.
    »Gut, es sei«, sagte ich, »ich werde Ihrem Wunsch entsprechen.
    Herr V…, haben Sie die Güte, einen Wagen holen zu lassen.«
    »Und lassen Sie ihn vor die Tür fahren, die zur Rue du Helder geht«, rief

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