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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Voosen
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schon.
Man sollte nicht gleich das Schlimmste annehmen!« erwiderte Vera
und begleitete die beiden Kommissare zur Tür, wo sie sich von ihnen
verabschiedete. Nachdem eine Stunde später auch die Männer von der
Spurensicherung mit ihren Aluminium-Koffern abgezogen waren,
machten Vera und Carlo es sich erst einmal bequem. Bis zur üblichen
Öffnung um drei blieb ja noch ein wenig
Zeit und es gab eigentlich keinen Grund, das Bistro heute
geschlossen zu halten, denn gerade der Samstag lief immer besonders
gut. Der Schreiner, der einen Holzrahmen einsetzen sollte, hatte
sich erst für 14.00 Uhr angesagt.
    Zum Kaffee nahm jeder einen Grappa.
Beide unterhielten sich über das Vorgefallene, streiften den
gestrigen Abend und gingen dann ihrer Arbeit nach. Carlo bereitete
alles für die Öffnung des Bistros vor und Vera begann mit der
Zusammenstellung der Kunden-Datei.

 
    7
    Ziegenburg 3, Samstag, 9. Mai, 9.55
Uhr
    »Frühstück!« brüllte eine Stimme wie
aus weiter Ferne. Durch die aufgerissene Tür drang grelles Licht
herein. Welcher Idiot hat denn da das Radio auf volle Lautstärke
aufgedreht? Und was sollen diese Scheinwerfer? Niko war nicht in
der Lage, die Dinge um sich herum, richtig einzuordnen. Er musste
sich erst einmal sammeln, denn er fühlte sich schlapp, kaputt und
müde. Er war es einfach nicht gewohnt, so spät schlafen zu gehen.
Er gähnte herzhaft und schleppte sich ins Bad, um wenigstens seine
Zähne zu putzen, bevor er sich an den bereits gedeckten
Frühstückstisch setzte.
    »Na, du Casanova, muss ja ziemlich
spät gewesen sein! Ich hab dich nicht mehr kommen
gehört.«
    »Mmh«, kam es einsilbig
zurück.
    »Na, dann trink erst mal ne Tasse
starken Kaffee, dann sieht die Welt schon wieder besser aus! Noch
irgendwelche Erinnerungen an den gestrigen Abend?«
    »Mojito«, stieß Niko
hervor.
    »Seltsamer Name für eine Frau, oder
bist du über Nacht schwul geworden?«
    »Quatsch! Das ist der Name des
Cocktails!«
    »Und hing da auch noch eine Frau
dran?«
    »Jaaa … Sann-dra«, hauchte Niko
unmissverständlich schwärmerisch, so dass
Markus sofort klar war, es hatte seinen
Wohnungsgenossen erwischt.
    »Und habt ihr … ?«
    Niko schnitt ihm das Wort ab. »Du
kennst Sandra nicht, das ist keine Frau für eine Nacht!«
    Er schilderte den Verlauf des
gestrigen Abends und Markus hütete sich, irgendwelche anzüglichen
Bemerkungen zu machen. Offensichtlich war das Speed-Dating für
seinen Kollegen ein voller Erfolg gewesen. »Wenn ich dich richtig
verstehe, werdet ihr euch wiedersehen?«
    »Wie kannst du so was fragen?
Natürlich sehen wir uns wieder. Spätestens am nächsten Wochenende!
Vielleicht auch früher. Sie hat mir ihre Telefonnummer gegeben. Ich
muss sie nachher gleich mal anrufen!«
    »Bloß nicht!«
    »Wieso nicht? Klar, rufe ich nachher
an!«
    »Darf ich dir mal einen Tipp so von
Mann zu Mann geben?«
    »Nur zu!«
    »Wenn du sie heute anrufst, dann
macht sie mit dir den Molly!«
    »Versteh ich nicht. Wie meinst du
das?«
    »Denk doch mal nach! Im Moment ist
sie noch unsicher.
    Sie weiß nicht, ob du sie
magst.«
    »Natürlich weiß sie das. Ich hab's
ihr doch gesagt!«
    »Du kapierst überhaupt nichts. Glaub
mir. Egal, was du ihr gesagt hast, momentan
ist sie unsicher. Sie hofft, dass ihr euch
wiederseht, aber sie ist sich nicht sicher, ob auch du das willst.«
    »Und woher will ›Mister Schlaumeier‹
das wissen? Du kennst sie doch gar nicht!«
    »Muss ich auch nicht! Frauen ticken
nun mal so. Glaub mir! Wenn du jetzt - also heute - schon anrufst,
weiß sie, dass sie dich am Haken hat…«
    »Und was ist daran so
schlimm?«
    »Mensch, Niko, überleg doch mal.
Erinnerst du dich an das Kapitel Motivation während unserer
Trainee-Ausbildung?«
    »Was hat das jetzt mit unserer
Ausbildung zu tun?«
    »Ne Menge! Weißt du noch, wie das
Zauberwort hieß? Bedarfsweckung! Bei dem Anderen muss der Bedarf
geweckt werden. Du musst ihm suggerieren, dass er etwas ganz
Bestimmtes unbedingt haben will. Kapierst du, was ich meine? Der
Andere muss ganz heiß darauf sein!«
    »So langsam kapier ich's. Du meinst
also, ich muss mich ein bisschen rar machen?«
    »Bingo! Geschnallt!«
    »Das heißt erst morgen
anrufen?«
    »Nee, gar nicht!«
    »Das halt ich nicht aus!«
    »Gut. Wenn's unbedingt sein muss,
dann rufst du sie eben an. Aber nicht vor nächsten
Freitag!«
    »Du bist ein Sadist!«
    »Kann ich mit leben. Hauptsache, du
packst das richtig an. Und ich verspreche dir, es wird
klappen!«
    »Wenn du meinst«,

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