Gabriel oder das Versprechen
das
Polizeipräsidium erreicht. Wegen der schlechten Parkmöglichkeiten
fuhr Vera auf den schräg gegenüber liegenden ALDI-Parkplatz.
»Machen Sie das immer so, oder wollen Sie wirklich was einkaufen?«
grinste Carlo seine Chefin an. »Gewusst wie. Außerdem genießen wir
Polizeischutz!« konterte Vera mit spitzbübischem Lächeln. Es war
Punkt zwei, als sie das Präsidium betraten. Sie nannten den Grund
ihres Besuches. Nach der telefonischen Anmeldung durch den Portier
passierten sie die Personenschleuse und wurden von Oberkommissar
Feldt in Empfang genommen.
»Schön, dass Sie da sind. Hier ist
momentan der Teufel los. Haben Sie vermutlich auch schon gehört,
die Sache mit dem Mord in Vohwinkel,
oder?«
»Ja, in den Nachrichten«, bestätigte
Vera. »Furchtbare Sache. Dagegen ist der
Einbruch in unser Bistro ja gar nichts!«
»Stimmt, aber damit müssen wir uns
eben auch beschäftigen. Bin ganz froh, nicht im Mord-Dezernat zu
sein. Die Leiche muss ja…«. Hier stoppte der Oberkommissar abrupt.
»Tschuldigung, aber dazu darf ich ja gar nichts sagen! Sie wissen
schon. Nachrichtensperre und so!« Inzwischen hatten sie das Büro
von Hauptkommissar Klee erreicht. Die Begrüßung durch ihn war
herzlich, wie gegenüber alten Bekannten. Dann begann er ohne
Umschweife seinen Bericht.
»Leider habe ich keine guten
Nachrichten für Sie. Der Täter ist ziemlich professionell
vorgegangen. Offensichtlich hat er einen sogenannten Kuhfuß
benutzt. Das ist eine Art Brecheisen, mit dem Einbrecher schlecht
gesicherte Türen und Fenster aufhebeln. Ein
Kinderspiel!«
»Und hat er Fingerabdrücke
hinterlassen?« fragte Carlo neugierig.
»Nein, wie schon gesagt, das war
professionelle Arbeit!«
»Passt dann aber gar nicht zu einem
Spinner oder einem Psychopathen, wie Sie vermutet haben …«, fiel
Vera ihm ins Wort.
»Doch gerade die sind dann oft
erstaunlich gründlich und entwickeln einen systematischen Plan und
auch eine ausgereifte Logistik. Das könnte
erst der Anfang gewesen sein«, antwortete Klee. »Aber ich will
nicht schwarz malen. Vielleicht ist ja auch alles ganz harmlos und
er hatte einfach nur Angst vor Entdeckung!«
»Was wir von Ihnen beiden aber noch
benötigen, sind Ihre Fingerabdrücke«, schaltete sich nun
Oberkommissar Feldt ein. »Wir gehen davon aus, dass die in Ihrem
Büro genommenen Abdrücke ausschließlich von Ihnen beiden stammen.
Das wird der Abgleich sicherlich bestätigen.« Vera und Carlo
unterschrieben das Protokoll, in dem ihre Aussagen von
Samstagmorgen über den Verlauf des vorangegangenen Abends
festgehalten worden waren. »Haben Sie sonst noch Fragen an uns,
oder war's das schon?« fragte Vera die Kommissare. »Nein, von
unserer Seite aus ist das alles«, antwortete Klee. »Und vielen Dank
für die Dateien. Das war ja ein ganz schönes Stück Arbeit. Tut mir
leid, aber es musste sein. Jetzt sind wir am Drücker. Über 200
Namen. Das bedeutet Überstunden. Mal sehen, wie viele im Raster
hängen bleiben.«
Nach einer kurzen Pause fiel ihm
noch etwas ein. »Haben Sie Ihre Versicherung schon
verständigt?«
»Ja, gleich heute Morgen habe ich
meinen Makler angerufen, der das für mich erledigt.«
»Gut dann sind wir hier fertig. Mein
Kollege bringt Sie noch zur KTU, wo man Ihnen die Fingerabdrücke
abnehmen wird. Wenn sich im Laufe der Ermittlungen noch Fragen
ergeben sollten, rufen wir Sie an. Und wenn wir ihn haben,
verständigen wir Sie selbstverständlich sofort!«
»Wieso gehen Sie eigentlich immer
davon aus, dass es sich um einen Täter handeln muss? Es könnte doch
ebenso gut auch eine Frau gewesen sein!« meinte Vera im
Hinausgehen.
»Eher unwahrscheinlich. Solche - wie
soll ich sagen - psychischen Defekte treten eigentlich nur bei
Männern auf. Okay, ganz außer Acht lassen dürfen wir die
Möglichkeit natürlich nicht, dass es sich auch um eine Täterin
handeln könnte. Aber ich denke, dass wir uns in Ihrer Datei
zunächst mal nur die Männer vorknöpfen werden.« Sie verabschiedeten
sich von Hauptkommissar Klee. Nachdem ihnen anschließend die
Fingerabdrücke abgenommen worden waren, verließen sie das Präsidium
und fuhren ins Parkhaus ›Am Kasinogarten‹, wo Vera einen
Jahresparkplatz gemietet hatte. Carlo wollte noch zur Sparkasse,
sich bei Intersport ein paar neue Joggingschuhe kaufen und
ansonsten seinen freien Tag genießen. Vera ging ins Bistro. Sie
musste noch die Tagespost durchsehen und ein paar
Online-Überweisungen tätigen, wozu sie wegen der
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