Gabriel
Hochzeit stattfinden, in Slains Castle, oberhalb des Meeres, und zwar nachts, damit Azrael daran teilnehmen konnte. Das hatte auch Uriel bei seiner Hochzeit berücksichtigt, denn die vier Brüder standen sich sehr nahe.
»He, habe ich dir von dem Kinderheim auf Harris erzählt?«, brach Jules das Schweigen. Das würde Soph interessieren, weil sie selbst so früh verwaist war.
»Welches Kinderheim?«
»Ein Waisenhaus, das abgebrannt ist.«
Abrupt blieb Sophie stehen. »Konnten die Kinder gerettet werden?«
»O ja. Und neulich wurden ein süßer kleiner Junge und seine Schwester von einem Ehepaar adoptiert, das Gabriel und ich kennen.«
»Wunderbar!« Sophies Augen strahlten. »Gute Eltern?«
»Ganz sicher. Der neue Dad ist bei der Polizei, sogar Chief Inspector, und die Mom Krankenschwester in einer Klinik. Schon seit einiger Zeit hatten sie über eine Adoption nachgedacht, weil die Mom keine eigenen Kinder bekommen kann. Beth und Tristan haben ihnen sofort ihr Herz geschenkt.«
»Ja, Kinder spüren gleich, wem sie vertrauen können.«
Eine Zeit lang schwiegen sie wieder, ehe Sophie erneut das Wort ergriff. »Ich hatte keine Ahnung, wie traumhaft Schottland ist«, sagte sie lächelnd an der Ecke einer Straße, die Juliette an Harry Potters Diagon Alley erinnerte.
»Atemberaubend.« Juliette warf einen kurzen Blick auf die Bodyguards, die ihnen im Auftrag der Erzengel und des Hüters in diskretem Abstand folgten, den Freundinnen aber dicht genug auf den Fersen blieben, um alle gaffenden Männer abzuschrecken.
Sophies Lächeln erlosch plötzlich, und Jules musterte sie besorgt. »Alles okay?«
»Klar, ich habe mich nur gefragt, ob in Großbritannien auch Erwachsene eine Hochschule besuchen können, wie in den USA, wenn sie aus irgendeinem Grund ihren Abschluss nicht geschafft haben.« Lässig winkte Soph ab, als würde sie dem Thema keine große Bedeutung beimessen.
Aber Juliette wusste es besser. Ihre Freundin hatte nie die Chance erhalten, eine Universität oder ein College zu besuchen. Nach der Flucht vor ihren letzten Pflegeeltern hatte sie notgedrungen sofort zu jobben begonnen. Den Wunsch, eine Schauspielschule oder Filmakademie zu besuchen, hielt sie für unrealistisch, obwohl Jules sie immer wieder drängte, sie solle sich doch anders besinnen.
»Das weiß ich nicht. Ich werde Gabe fragen.«
Vor einem Süßwarengeschäft blieb Sophie stehen. »Warte, da gehen wir rein.«
Schicksalsergeben verdrehte Juliette die Augen und folgte ihr in den Laden.
»Was passiert denn eigentlich auf so einer Junggesellenabschiedsparty?«, fragte Sophie und begann ihren Einkaufskorb zu füllen. »O Gott, diese Schokolade ist himmlisch. Mal sehen, ob etwas davon in meinen Koffer passt, wenn ich zurückfliege.«
Jules unterdrückte ein Grinsen. »Was da passiert, weiß ich nicht so genau. Vielleicht muss ich mich als Mann verkleiden oder zehn Kerle küssen.«
»Zehn?« Soph schaute sie skeptisch an. »Ob Mr. Black das erlauben wird?« Gabriel beeindruckte sie zutiefst, und sie hatte ihrer Freundin erklärt, kein Mann sei jemals so verrückt nach einer Frau gewesen wie dieser Erzengel nach seiner Verlobten.
Zugegeben, Juliette wäre natürlich schockiert, wenn Gabe ihr erlauben würde, zehn Männer zu küssen. Andererseits war er ein typischer Schotte, und bei solchen Partys ging es um Traditionen.
»Viel Glück, Jules«, sagte Sophie träumerisch. »Unfassbar, in welcher Gesellschaft du dich heutzutage bewegst. Erzengel!«, fügte sie im Bühnenflüsterton hinzu. »Und Michael und Azrael haben ihre Sternenengel noch nicht gefunden?«
Nervös spähte Juliette zu der Frau hinter der Kasse hinüber. Aber die war so in ihren iPod vertieft, dass sie von der Unterhaltung nichts mitbekam, und die Leibwächter warteten auf der Straße vor dem Geschäft. Sie nickte ihrer Freundin zu.
»Zu schade, dass ich kein Sternenengel bin, so wie du!«, seufzte Sophie. »Verdammt, es wäre so cool, einem zudringlichen Typen per Telekinese irgendwas auf den Kopf zu knallen oder seine Schuhe anzuzünden wie Drew Barrymore in Firestarter. «
Juliette begann zu lachen, dann hielt sie inne. Ja, in gewisser Hinsicht hatte Soph recht. So schön war sie, etwas ganz Besonderes, und so herzensgut, trotz allem, was sie durchgemacht hatte. Wenn jemand es verdiente, ein Sternenengel zu sein, dann war es Sophie. Dieser Gedanke stimmte Jules auf unerklärliche Weise traurig.
»He!« Sophie sah die gerunzelte Stirn ihrer Freundin. »Das war nur
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