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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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Runde, grinste. »Aber den Einsatz wollen wir doch erst einmal sehen.«
    Ein Blitz. Der Dicke hatte Felicité mit dem Handy fotografiert, begleitet vom Gelächter seiner Kameraden. In der anderen Hand hielt er bereits den Würfelbecher.
    Der Rastamann überließ Felicité der Aufsicht des Stutzers. Er kam auf mich zu, um mich für das Schlachtopfer herzurichten. Ich nahm mich zusammen, ich würde es durchstehen, schwor ich mir, der Hass auf Duvalle war jetzt da und gab mir Kraft. Ich versuchte, diesen Hass zu behalten, und schaute dem Rastamann absichtlich ins Gesicht, in dessen Augen die blanke Mordlust glomm. Ich verabscheute ihn, vielleicht mehr, als ich ihn fürchtete, und ich fürchtete ihn sehr.
    Da hörte ich ein Geräusch.
    Ein stetiges Klopfen, ganz leise zuerst, dann lauter werdend. Ich erkannte das Geräusch sofort. Es war das Motorengeräusch eines Helikopters. Auch Duvalle und seine Schergen hatten das Geräusch vernommen, und ich bemerkte, dass er nicht damit gerechnet hatte. Es überraschte ihn.
    Er schaute zur Tür, die Brauen zusammengezogen. Das Stöckchen in seiner Hand wedelte hin und her, als überlege er sich zuzuschlagen. Die Gesichter seiner drei Handlanger zeigten einen Ausdruck, als habe ihnen gerade jemand das Bier ausgegossen. Sie standen für einen Moment da wie die erstarrten Bewohner des Dornröschenschlosses.
    Duvalle rief dem Soldaten, der an der Tür Wache hielt, einen Befehl zu. Der Mann rannte hinaus. Das Rotorengeräusch, das inzwischen sehr nahe klang, verharrte an einer Stelle. Der Helikopter kam herunter, dicht bei der Schule. Von draußen hörte man Rufe, Stiefel trappelten auf dem Dach hin und her, anscheinend befanden sich dort oben Duvalles Leute, die ihre Positionen wechselten. Im Klassenzimmer herrschte Unschlüssigkeit; ich spürte, wie Duvalle die Situation entglitt, er wirkte mit seinen Schergen wie ein Dompteur, der drei Raubtiere in die Manege geholt und die Initiative aus der Hand gegeben hat. Das Klopfen wurde langsamer, der Hubschrauber musste inzwischen gelandet sein.
    Einer der Uniformierten kam zur Tür herein, das Gewehr in der Hand, die Augen aufgerissen. Worte sprudelten aus ihm heraus, so schnell und so viele, als habe er sie in seiner tagelangen Stummheit in sich aufgestaut. Duvalle machte eine Kommandeursbewegung mit der Gerte, schnitt den Strom der Worte ab, stieß ein paar kurze, entschiedene Befehle hervor. Der Mann nickte, verschwand mit seiner Order. Diese Order betraf wahrscheinlich den Verzicht auf Schusswaffengebrauch, vorläufig zumindest.
    Zwei Minuten später kamen die ungebetenen Gäste.
    In der Türöffnung erschien De Vries’, seine hagere Gestalt im Khakianzug. Er trägt einen neuen Hut, schoss es mir durch den Kopf, seinen anderen hatte ich ja verloren. Hinter ihm Wessing, ein Gewehr in der Hand, und danach, nicht zu glauben, auch noch Olson. Die bereits erwähnten Brocken fielen wieder von meiner Brust. Sie prasselten in den Orbit, für immer, hoffte ich. De Vries trat zu mir, reichte mir die Hand. Schob seinen Panamahut in den Nacken, lächelte in die Runde, nahm auf, was er sah, sein Blick ging hin und her.
    »Guten Abend«, sagte er. »Alte Freunde und neue Bekannte. Es ist mir ein Vergnügen. Monsieur Duvalle, nehme ich an.«
    Noch während er sprach, hatte De Vries seine Jacke ausgezogen, eine schicke khakifarbene Tropenjacke aus Baumwolle mit militärisch wirkenden Achselklappen daran, und reichte sie Felicité, die der stutzerhaft aufgemachte Riese inzwischen irritiert aus seinen Fängen gelassen hatte. Die beiden anderen Landsknechte im Klassenzimmer hatten sich nach hinten begeben. In strategischer Absicht vermutlich. Sie waren überrumpelt worden, sie waren nicht einmal bewaffnet, wenn man von der Machete absah, die noch auf einem der Pulte lag, wo sie im Licht der Gaslampe glänzte wie ein Richtschwert. Ich rührte mich nicht von der Stelle. So wie sich die Situation entwickelte, wollte ich keinen Fehler machen. Ich würde bei De Vries bleiben, nahm ich mir vor. Wessing und Olson, bemerkte ich, hatten bereits ihre Plätze eingenommen. Olson am Eingang, mit seinem Sturmgewehr seitwärts in die Türöffnung gedreht. Er behielt den Flur ebenso im Blick wie das Klassenzimmer. Wessing hatte sich in die nächstgelegene Zimmerecke begeben, dort drückte er sich gegen die Wand. Auch er hielt ein Gewehr in den Händen.
    Unsere Blicke trafen sich. Er lächelte und – was sonst? – er zwinkerte mir zu. Sein Zwinkern tat mir gut, so gut

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