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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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Akt der Auflehnung, lächerlich eigentlich. Aber wir konnten sonst nichts tun, und einen Plan hatten wir nicht. Man könne nie wissen, was passiert, meinte Felicité, noch hätten wir Chancen. Man dürfe nie aufgeben, müsse hoffen bis zuletzt. Was man so sagt, ohne rechte Überzeugung, als eine Art Gebet. Mir jedenfalls gab das geheime Versteck in der trockenen roten Erde die Genugtuung, dass Duvalle die Diamanten, die darin steckten, nicht in die Finger kriegen würde. Vielleicht würde niemand sie bekommen. Dann waren sie wieder dorthin zurückgekehrt, wo sie hergekommen waren.
    Der Abend fiel herunter wie ein Verhängnis. Innerhalb einer Viertelstunde verschwand die Sonne in einem roten Schmelztiegel am Horizont. Wenig später hörte ich die Motorräder zurückkommen. Sie wurden abgestellt, das Bullern ihrer Motoren versiegte eines nach dem anderen. Ich hörte die Typen lachen und schwadronieren, mit ihnen kehrte meine Angst zurück.
    Als man uns abholte, sah mich Felicité nicht an. Wir hatten nicht über das gesprochen, was am Abend geschehen würde. Es hätte uns nicht geholfen. Wir hätten uns gegenseitig nur tiefer in die Verzweiflung hineingeredet. Was hier passierte, war nicht unsere Sache, es war der Plan Duvalles, wir mussten, jeder für sich, damit zurechtkommen. Dafür fanden wir keine Worte. Felicité konnte sich panzern, sie zog sich in sich zurück, irgendwohin, ich sah es an ihren gemessenen Bewegungen, als würden ihre Muskeln härter, an ihrer unbewegten Miene. Aber ich wurde flüssiger, in meinem Körper kam alles in Bewegung. Ganz oben schwamm Angst, Furcht vor dem Schmerz, die Versuchung, um Hilfe zu flehen, um Gnade. Darunter lag etwas Festeres, das neu war. Eine fatale Gleichgültigkeit, die nichts mehr bewegen wollte. Die eine Seite vertrug sich nicht gut mit der anderen. Ich durfte nicht zu viel darüber nachdenken, sonst bekam ich Angst vor meinem neuen Fatalismus.
    Wieder führte man uns in die Schule. Ab und zu wuselte am Weg ein flinkes Insekt vor der Taschenlampe davon ins Dunkel. Die Grillen sägten am Gerüst der Nacht. Sie würden es auch morgen wieder tun und übermorgen. Sie hatten keinen Begriff von drohender Gefahr. Wenn ihre Zeit kam, starben sie. Bis dahin lebten sie im Gleichmaß, im Kontinuum, das über den Tausch von Tod und Leben nichts weiß.
    Viel zu schnell waren wir an Ort und Stelle.
    In der Schule fanden wir Duvalle mit seinen Schergen versammelt. Sie erwarteten uns, saßen auf ihren Pulten. Das zerstörte Klassenzimmer zeigte sich unverändert im Licht der Gaslampen. Und auf einer der Schulbänke stand noch immer der Affenschädel. Die Zähne zum Grinsen gebleckt, von Verwesung überzogen wie der ausgestellte Rest einer Moorleiche. Das Anschauungsobjekt für den heutigen Unterricht, der uns erteilt werden sollte. Ich meinte, den Gestank riechen zu können, obwohl das Ding fünf Meter entfernt war.
    Duvalle hatte meinen Blick bemerkt, er lächelte. Gab einen Wink mit der Rechten, in der er heute eine Gerte hielt, ein Stöckchen. Das elegante Stöckchen des Befehlshabers aus einem alten Kriegsfilm, den Taktstock eines Dirigenten. Der bezopfte Stutzer und der Rastamann rutschten von ihren Pulten herunter, kamen auf uns zu. Sie packten Felicité an den Armen, stießen mich zur Seite. Der Stutzer hielt sie fest, der Rastamann, die Machete im Gürtel, trat hinter sie, griff in ihr Haar und riss ihr den Kopf nach hinten.
    Felicité zog die Luft durch die Zähne ein, gab einen stöhnenden Laut von sich und sah aus den Augenwinkeln auf Duvalle, das Weiß in ihren Augen glänzte. Der erwiderte ihren Blick, leckte sich über die Lippen. Dann ließ er das Stöckchen durch die Luft pfeifen. Felicité schrie auf, als ihr der Rastamann seine Machete am Rücken unter das T-Shirt schob. Die Klinge glitt nach oben und zerschnitt den Stoff. Die Machete wurde umgedreht und trennte ihr die Jeans samt dem Gürtel auf. Der Rastamann riss ihr die zerschnittenen Hosen zusammen mit den Schuhen herunter. Sie wand sich unter dem Griff des Riesen, der ihre Arme festhielt, es nützte ihr nichts, sie spielten mit ihr wie mit einer Puppe. Dann zerschnitten sie ihr den Slip und zogen ihn zwischen ihren Schenkeln heraus. Als Felicité nichts mehr am Leib hatte, drehte der Stutzer sie herum und packte sie an beiden Ellbogen, um sie den anderen zu präsentieren, der Dicke schnippte begeistert mit den Fingern.
    »Das reicht«, sagte Duvalle auf Englisch. »Zuerst wird gewürfelt.« Er sah in die

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