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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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hinhielt, ich brauchte auch eine.
    »Ich habe gestern den ganzen Tag im Netz gesucht. Er hieß früher Jack Barber. Aber Lars Olson ist sein richtiger Name, den trägt er offenbar seit einiger Zeit wieder. Er war vor Jahren bei Einsätzen im Kongo dabei, er war auch mal in der Fremdenlegion, und er ist einer der alten Kämpfer der Söldnerorganisation ›Executive Outcomes‹. Ich würde gern herausbekommen, was er hier zu suchen hat. Und ich möchte, dass du mir sagst, was du über Wessing weißt. Die kennen sich allem Anschein nach schon lange, vielleicht gehört er auch in diese Organisation. Und De Vries, der kennt die beiden auch. Wessing war es doch, der dich hierher mitgebracht hat, oder?«
    Sie sah mich an, die Augen schmal, ihre Brauen zusammengezogen. Solche Signale kannte ich: Gewitter.
    »Denkst du etwa, ich wäre auch ein Söldner?«
    Felicité schüttelte den Kopf. Wich meinem Blick aus, lächelte.
    »Nein. Sonst würde ich nicht mit dir reden. Aber ich wüsste gern, wer hier wohin gehört.« Sie schüttelte den Kopf. »Hör zu: De Vries taucht hier unangemeldet auf, er lässt einen Geschäftspartner nachkommen, um mit ihm zu verhandeln, und ganz zufällig findet er bei uns eine persönliche Eskorte vor, bestehend aus zwei alten Bekannten von ihm aus der Söldnerszene. Das ist doch kein Zufall. Wer ist dieser Wessing? Du kennst ihn aus Deutschland. Was weißt du über ihn? Ich habe im Netz nichts gefunden.«
    Ich erzählte Felicité von meiner Bekanntschaft mit Wessing auf Klemms Schrottplatz in Berlin-Britz und von seinem Vorschlag, für einen guten Job mit ihm nach Afrika zu kommen. Sah ihn wieder vor mir, in seinem fleckigen T-Shirt, die Hand in die Hüfte gestemmt. Wessing ein Söldner, ich konnte es nicht fassen.
    »Wie ist Olson überhaupt in das Projekt gekommen?«, fragte ich. »Er war es doch, der De Vries angeblich hierher eingeladen hat.«
    »Fox hat ihn nicht eingestellt, das war Dogou. Jaques Dogou hat ihn herbeordert, der ist Ministerialrat im Landwirtschaftsministerium. Wir haben Olson und Wessing von Dogou zugeteilt bekommen. Sie sind als Helfer oder als Aufpasser hier, das kann man nicht genau auseinanderhalten. Wenn sie von Dogou kommen, dann berichten sie ihm auch, was hier vor sich geht. Fox selber hat nur mich und Farouk eingestellt. Und Farouk kannte Ze Zé, der kam über ihn zum Team. Du kamst mit Wessing. Dogou ist es, der im Ministerium unser Projekt mit der Regierung abstimmt. Er organisiert den Verkauf der Carbon-Bonds und stellt unsere Vorfinanzierung.«
    Felicité sah zu Boden, wohin sie die Zigarette geworfen hatte, die sie gerade austrat. Mir fiel auf, dass sie ihre Zigaretten nur halb aufrauchte. Sie ist nervös oder dabei, es sich abzugewöhnen, dachte ich.
    »Du weißt, wie das läuft mit den Bonds, Bern’?«
    »So ungefähr«, sagte ich.
    »Vielleicht weißt du nicht alles. Bis jetzt können Carbon-Bonds nur für solche Gebiete zertifiziert werden, die aufgeforstet wurden, aber spätestens bei der nächsten UN -Klima-Konferenz wird wahrscheinlich auch naturbelassener Regenwald zertifiziert werden. Einfach dafür, dass er noch existiert. Unser Projekt, der ›Park‹, ist schon dafür konzipiert. Man rechnet eine Notierung mit fünf US -Dollar im Jahr für eine Tonne neutralisiertes CO 2 . Allein für uns hier bedeutet das etwa fünfhunderttausend Dollar, die das Ministerium jedes Jahr kassiert, ohne einen Finger dafür zu rühren.« Felicité ließ mich nicht aus den Augen.
    »Soll ich uns einen Kaffee holen?«, fragte ich, um irgendwie von Nutzen zu sein.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen Kompromisse akzeptieren, Bern’. Lass es ein Geschäft für die sein, okay, meinetwegen. Du kannst vielleicht nicht einschätzen, was unberührter Wald in Zukunft für uns alle bedeuten wird. Auf acht Prozent der Erdoberfläche wächst Wald. Aber der Anteil der Wasserfläche, der im Meer von Plastikmüll bedeckt ist, beträgt inzwischen bereits fünfundzwanzig Prozent, der Müll blockiert den Stoffwechsel der Unterwasserpflanzen, abgesehen davon, dass er beschissen aussieht.«
    Aus Felicités mandelförmigen Augen sahen mich Chinesen, Afrikaner, Inder und Franzosen an. Alle waren sie mit verantwortlich für im Meer schwimmenden Plastikmüll. Und alle erwarteten etwas von mir. Felicité schnippte die Asche von ihrer nächsten Zigarette, nahm einen tiefen Zug, blies den Rauch von sich.
    »Die Carbon-Bonds sind das, woran die Regierung wirklich interessiert ist, das weiß

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