Gabun - Roman
Robert auch. Solange das funktioniert, werden wir unterstützt. Fox kann nur hoffen, dass man ihn das Projekt gestalten lässt.«
»Er hat den Büffel gesattelt«, sagte ich.
»Wie meinst du das?«
Ich erzählte ihr von dem Gespräch, das Wessing und Olson auf Afrikaans im Flugzeug miteinander geführt hatten, und jetzt fiel mir auch der Rest des Spruchs wieder ein.
»Wer einen Büffel sattelt, sollte ihn auch reiten können. Sie haben Fox damit gemeint.«
Ich sah das schicke Gebäude in Libreville wieder vor mir, das Landwirtschaftsministerium mit den Schalensesseln aus den siebziger Jahren. Ich erinnerte mich sonst an nichts mehr, außer an den Alten mit dem Huhn am Straßenrand und daran, dass ich anschließend im Auto geschlafen hatte. Der Alte mit dem Huhn. Ich vertrieb die seltsame Idee aus meinem Kopf, die mir gerade gekommen war.
»Wenn sie Söldner sind, Wessing und Olson, was schert uns das?«, sagte ich.
»Sie sind hier, um uns auf die Finger zu sehen, Bern’, im Auftrag von Dogou. Und seitdem De Vries hier ist, glaube ich, dass er uns benutzt. Er sucht einen sicheren Ort für sein Treffen mit diesem Russen, mit Saffkin. Möglich, dass jemand hinter ihm und seinen Geschäften her ist.«
»Was für Geschäfte sollen das sein?«
»Rohstoffe, Diamanten, Gold, Öl. Alles, was der Markt will. Man kann hier schnell reich werden, wenn man skrupellos genug ist.«
Ich fasste mir ein Herz. Machte ein Gesicht wie jemand, dem man vertrauen kann.
»Kann ich etwas tun?«
Sie zuckte die Achseln. Warf ihre Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Zwei zerdrückte Zigaretten lagen da.
»Ich weiß es nicht. Ich traue dir.«
Ich versuchte unwillkürlich, meinen Gesichtsausdruck so zu lassen, wie er war. Vertrauenswürdig. Brachte ein Nicken zustande und schenkte ihr ein Lächeln.
»Danke«, sagte ich und war alles andere als dankbar.
Zehn Minuten später stand ich vor meiner Hütte und überlegte, ob ich hineingehen sollte oder nicht. Ich starrte auf meinen Schatten, dessen Konturen sich scharf auf den Brettern vor der Eingangstür abzeichneten, spürte, wie die Sonne versuchte, mir ein Loch in den Scheitel zu brennen, mein dichtes braunes Haar in Asche zu verwandeln und mein Gehirn zu garen.
Drei Minuten brauchte ich, dann öffnete ich die Tür.
Gut, dass ich mich darauf vorbereitet hatte. Ich sah nämlich genau das vor mir, was ich befürchtet hatte. Vielleicht nicht die dicht frequentierte Ameisenstraße von einem Ende des Fußbodens zum anderen, an die hatte ich nicht gedacht. Das Ding aber, das lag wieder da. Es lag am Ende der Ameisenstraße auf dem Boden neben meinem Feldbett. Die Verpackung aus einem fleckigen Bananenblatt war verschwunden, es zeigte sich in seiner ganzen widerlichen Präsenz. Trupps roter Ameisen schwärmten zwischen den gebleckten Zähnen des Affenschädels ein und aus, koordinierten sich mit ihren Fühlern, werkelten geschäftig an den Proteinresten in den verschrumpelten Augenhöhlen. Und der Schädel, das ging mir nach einer Weile auf, während ich ihn anstarrte: Er starrte zurück. Grinste mich höhnisch an. Ich bin wieder da, schien er mir mitteilen zu wollen.
Ich machte einen großen Bogen um ihn, setzte mich auf mein Bett. Meine Gedanken liefen weiter, ohne dass ich es wollte, verfassten eine Presseerklärung für mein Selbst, sie lautete so: Ist doch ganz einfach. Der Alte ist wiedergekommen, streift sowieso ständig hier herum, hat das Ding im Gras gerochen und hat es, eigensinnig wie er ist, wieder in deine Hütte gelegt. Er will nun mal, dass du sein Geschenk annimmst. Er möchte sich erkenntlich zeigen für die beiden Tüten mit Fressalien. So weit die offizielle Version. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie der Schädel sonst wieder hätte hereinkommen können. Trotzdem dachte mein Gehirn anschließend weiter, das tut es eben, ich kann nichts dagegen machen, es arbeitet oft im Auftrag, aber nicht immer in meinem.
Ich stand deshalb auf und verließ meine Behausung, manchmal hilft es, wenn ich mich bewege. Die Sonne schlug wie mit Keulen auf das vertrocknete Gras ringsum ein, und ich spürte, wie die Schweißtropfen an meinem Rücken herunterliefen, während in meinem Kopf ein Gruselfilm weiterlief, der den Affenschädel in Nahaufnahme zeigte, wie er sich mit dem Unterkiefer Biss für Biss in mein Zelt zurückhakelte, begleitet von einem Fackelzug von … nein, das war ja bei den Hunden des Lords gewesen, begleitet also von einer Ehrengarde aus roten Ameisen. Ohne
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