Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
Vom Netzwerk:
begann zu berichten. Als ich zu der Stelle kam, an der ich Farouks Eingreifen schilderte, sagte Farouk, ohne die Augen zu öffnen:
    »Ja, ja. Und Bernd hier hat dabeigestanden und zugesehen, wie dieser Verrückte mich zusammengeprügelt hat. Du bist eine Memme, Bernd, ein richtiges Arschloch. Du bist –«, Farouk holte tief Luft und machte eine Pause, um Blut aus der Nase tropfen zu lassen, »– eine Ameise.«
    Ich sagte nichts dazu. Er hatte recht.

SIEBEN
    Als ich meinen abendlichen Küchendienst antreten wollte, traf ich auf Ze Zé.
    Er stand im Schuppen, das Kinn in einem Ledergürtel, den er um einen Deckenbalken geschlungen hatte. Beide Arme hielt er waagerecht von sich gestreckt. Sein Gesicht zeigte Schmerz, Konzentration.
    »Lendenwirbelblockade«, sagte er gepresst. Dazu kamen seine Arme langsam wieder aus der Horizontalen herunter. »Ganz großer Mist. Das dauert Wochen.«
    Probeweise ließ er die Arme pendeln, vielleicht um seine Probleme gestisch zu unterstreichen. Farouk, der mit geschwollener Nase, einen Tetrapak mit Orangensaft vor sich, am Tisch saß, warf ihm einen finsteren Blick zu und beschrieb mit dem Zeigefinger einen Kreis um seinen Hals.
    »Mach’s einmal, aber dann richtig«, brummte er. »Ich kann dir zeigen, wie der Knoten geht.«
    Ich setzte mich neben Farouk, achtete auf einen gewissen Abstand.
    »Tut mir leid«, sagte ich zu ihm. »Ich hatte vorhin einfach die Hosen voll.«
    »Ist schon okay«, sagte Farouk. »Der Kerl ist gemeingefährlich. Der muss gehen, sonst gehe ich.«
    »Das wird nicht so einfach sein«, quetschte Ze Zé heraus, den Kopf in der Schlinge.
    »Was soll das heißen?«, sagte Farouk, dann schlug er mit der Faust auf den Tisch, dass der Tetrapak einen Hüpfer machte, und brüllte: »Jetzt lass doch mal diese blöden Mätzchen und stell dich normal hin oder setz dich zu uns, zum Teufel!«
    »Du bist ganz schön nervös«, stellte Ze Zé fest. Er nahm seinen Kopf aus der Schlinge und hinkte zu uns an den Tisch herüber. »Der Kerl macht doch hier, was er will. Ich hätte ihm auch gern mal in den Arsch getreten.«
    Er holte zwei weitere Safttüten und setzte sich zu uns. Eine schob er mir zu.
    »Reg dich wieder ab«, sagte er zu Farouk. »Fox wird ihn feuern, aber nur, wenn er kann. Olson kommt von Dogou. So wie der andere, dieser Wessing. Das sind Spitzel, das weißt du doch.«
    Farouk winkte ab. »Wenn schon. Es gibt noch ein anderes Problem.« Er betupfte vorsichtig seine Nase, drehte seinen Saft in der Hand hin und her und machte dabei ein Gesicht, als prüfe er das Haltbarkeitsdatum. »Dieser Russe, Saffkin, er ist verschwunden. Jedenfalls hat ihn seit gestern Abend niemand mehr gesehen. Fox hat es mir vorhin gesagt, er hat ihn gesucht, um was mit ihm zu besprechen. Aber er war nicht in seiner Hütte und auch sonst nirgends in der Lodge.«
    »Die Krokodile«, sagte Ze Zé. »Vielleicht wollte er mal baden, und sie haben das nicht richtig verstanden.«
    »Du bist ein Clown. Weißt du nicht, was das für uns bedeutet, Mann?« Farouk knallte die Safttüte auf den Tisch. Ein Regen aus Tropfen landete auf der Platte. »Wenn er nicht wieder auftaucht, können wir alle einpacken«, schrie er. »Ein Ausländer verschwindet, ein Gast. Noch dazu einer, den Dogou kennt. Du kannst darauf wetten, dass die in Libreville wissen, dass Saffkin hier ist.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das gibt großen Ärger. Fox war schon am Fluss und überall sonst, wohin man sich hier verlaufen könnte. Saffkin ist nicht da.«
    »War jemand auf der Piste?«, fragte ich.
    Farouk nickte. »Wessing ist mit dem Jeep los. Vielleicht findet er ihn. Aber ehrlich gesagt, ich mache mir Sorgen.« Seine Augen waren verdunkelt, seine Brauen standen dicht beisammen in Schlechtwetterstellung. »Wenn wir Saffkin nicht finden«, sagte er, »müssen wir ihn als vermisst melden. Das gibt eine Untersuchung, und das Projekt nimmt Schaden. Wer kommt dann noch hierher? Nur weil der verdammte Kerl Extratouren machen muss.«
    »Du siehst das zu negativ.« Ze Zé drehte vorsichtig seinen Kopf hin und her mit einem Ausdruck, als horche er auf ein Knacksen im Halswirbelbereich. »Es gibt ein bisschen Ärger, ein paar Mails, dann pfeifen sie die Polizei wieder zurück.«
    »Falls sie ihn nicht finden«, ergänzte Farouk finster. »Dann vielleicht. Und was ist, wenn ihm was passiert ist?«
    Ze Zé hielt in seiner Kopfdrehung inne. Zog eine Augenbraue in die Höhe. Er zuckte mit den Achseln und stand auf. Warf die

Weitere Kostenlose Bücher