Gäbe es die Liebe nicht
der ich mich je befunden habe.“ Noch immer kichernd hob sie den Kopf. „Fast glaube ich, wir könnten Freunde werden, wenn du endlich mit der anderen Sache aufhören würdest.“
„Wir werden Freunde sein.“ Er beugte sich vor und küsste sie, bevor sie ihm ausweichen konnte. „Ich will eine Frau, eine Familie. Es kommt die Zeit, da braucht ein Mann beides, denn sonst war alles andere umsonst.“
Sie starrte auf das hohe Gras neben der Straße. „Das stimmt wohl. Für dich. Ich glaube, du hast dir fest vorgenommen zu heiraten, und jetzt suchst du die passende Frau.“
Verlegen senkte er den Blick. Es würde nicht einfach sein, mit einer Frau zusammenzuleben, die ihn so mühelos durchschaute. Aber er hatte nun einmal Anna gewählt. „Wie kommst du darauf?“
„Weil es deine Art ist. Geschäftlich wie privat.“
Er wollte ihr nicht ausweichen. „Das mag sein. Aber … du bist nun einmal die Richtige. Nur du.“
Seufzend lehnte sie sich zurück. „Die Ehe ist kein Geschäft, zumindest sollte sie es nicht sein. Ich kann dir nicht helfen, Daniel.“ Anna fuhr wieder an. „Wir sollten umkehren.“
Er legte eine Hand auf ihre Schulter, bevor sie wendete. „Es ist zu spät zur Umkehr, Anna. Für uns beide.“
4. KAPITEL
Blitze zuckten über den Himmel, und in der Ferne grollte Donner. Der Sommer hatte gerade erst begonnen, aber der Abend war schwül. Mit quietschenden Bremsen hielt Myra vor dem Haus der Ditmeyers.
„Erinnere mich daran, dich nie meinen neuen Wagen fahren zu lassen“, sagte Anna lächelnd und stieg aus.
„Neuen Wagen?“ Myra folgte ihr und schob die Träger ihres Abendkleids zurecht. „Seit wann hast du denn einen neuen Wagen?“
„Ab morgen vielleicht.“
„Wirklich? Neue Wohnung, neuer Wagen.“ Myra hakte sich bei Anna ein, als sie zur Tür gingen. „Was ist denn mit unserer stillen Anna los?“
„Ich habe mir einen kleinen Vorgeschmack auf die Freiheit gegönnt.“ Sie schaute zum Himmel hinauf. Dort braute sich etwas zusammen. Aufregend. „Jetzt bin ich unersätt lich.“
Erstaunt sah Myra ihre Freundin an. Unersättlich war Anna bisher nur im Hinblick auf ihr medizinisches Wissen gewesen. Nachdenklich berührte sie ihre Oberlippe mit der Zungenspitze. „Ich würde gerne wissen, wie viel Daniel MacGregor damit zu tun hat.“
Anna zog eine Augenbraue hoch, bevor sie auf den Klingelknopf drückte. „Was soll der denn damit zu tun haben, dass ich mir einen Wagen kaufe?“
„Ich dachte da mehr an das … Unersättlich.“
Anna gelang es, Myras anzüglichen Blick zu ignorieren. „Du irrst dich, Myra. Ich habe nur beschlossen, stilvoll nach Connecticut zurückzufahren.“
„Einen roten“, entschied Myra. „Und auffällig muss er sein.“
„Weiß, finde ich. Und schick.“
„Weiß passt zu dir, nicht wahr?“ Myra trat zurück, um die Freundin zu betrachten. Annas Kleid war pfirsichfarben, sehr blass, sehr weiblich, mit schmalen Ärmeln, die in Manschetten ausliefen. „Du siehst zum Anbeißen aus.“
Lachend nahm Anna Myras Arm. „Dazu bin ich nicht hier. Dir stehen auffällige Sachen, Myra, wie keiner anderen.“
Geschmeichelt spitzte Myra die Lippen. „Ja, nicht?“
Als der Butler der Ditmeyers ihnen öffnete, schwebte Anna förmlich ins Haus. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie so gute Laune hatte. Vielleicht lag es daran, dass die Arbeit im Krankenhaus immer befriedigender wurde. Oder an dem Brief von Dr. Hewitt, in dem er ihr von einer neuen faszinierenden Operationstechnik berichtete. An den weißen Rosen, die sie noch immer jeden Tag bekam, lag es mit Sicherheit nicht.
„Mrs. Ditmeyer.“
In lavendelfarbenen Chiffon gehüllt kam ihre rundliche Gastgeberin auf sie zu. „Anna, wie bezaubernd Sie aussehen. Pastelltöne sind wirklich ideal für junge Frauen. Und Sie, Myra …“ Ihr Blick glitt an Myras leuchtend grünem Kleid hinab. „Wie geht es Ihnen?“
„Sehr gut, danke“, flötete Myra. Dumme alte Kuh, fügte sie im Stillen hinzu.
„Sie sehen wundervoll aus, Mrs. Ditmeyer“, sagte Anna hastig, bevor Myra aussprechen konnte, was sie offensichtlich dachte. Unauffällig versetzte sie ihrer Freundin einen Rippenstoß. „Ich hoffe, wir sind nicht zu früh.“
„Überhaupt nicht. Es sind schon einige Gäste im Salon. Kommen Sie.“ Sie eilte davon.
„Sie sieht aus wie ein Schlachtschiff“, murmelte Myra.
„Dann pass lieber auf, was du sagst, sonst wirst du versenkt.“
„Ich hoffe, Ihre Eltern kommen auch.“ Mrs. Ditmeyer
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