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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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Vielleicht, dachte sie, könnte ich zuerst einen Blick auf die Sünder werfen, bevor ich mich wieder den Heiligen anschließe.
    So folgte sie dem Klang der unwiderstehlichen Musik, während sie vor Aufregung ein Kribbeln am ganzen Körper verspürte.
    Mit tödlicher Gelassenheit schritt Lazar durch den Oliven- hain in Richtung der Lichter, die von der kleinen neuen Stadt stammten, welche die Thronräuber Klein-Genua nannten.
    Morgen wird sie bereits eine rauchende Ruine sein, dachte er und lächelte böse.
    Er zog seine rostige Taschenuhr aus der Weste und stellte

fest, dass es gerade Mitternacht war. Als Erstes wollte er in einen der schwer bewachten Stadttürme eindringen. Noch wusste er nicht genau, wie er das machen sollte, war sich aber sicher, dass er es bewerkstelligen konnte. Es blieben ihm ganze zwei Stunden, um sein Vorhaben durchzufüh- ren. Um zwei Uhr wollte er die riesigen Stadttore öffnen, um es seinen Männern zu ermöglichen, hereinzukommen.
    Als er ein Feld mit hohem Gras erreichte, das sich sanft in der Nachtluft wiegte, stieg ihm der Geruch von Rauch in die Nase. Anscheinend kam er von den Lagerfeuern her. Und in der Ferne hörte er die Musik, die vom Emp- fang des Gouverneurs herrührte. All diejenigen, die La- zar bereits zum Tode verurteilt hatten, waren im Palazzo versammelt.
    Er kniff die Augen zusammen, als er von seiner erhöhten Position den Marktplatz betrachtete. Der Genueser Adel besuchte den Ball im glänzenden Marmorpalast, doch es schien so, als ob Monteverdi seine Staatskasse geöffnet hatte, um auch dem gemeinen Volk ein Fest auf der Piazza zu gönnen.
    Verdammt, dachte er. Diese Leute würden im Weg sein, denn er hatte wahrhaftig nicht vor, auch nur einem Be- wohner von Amantea ein Haar zu krümmen. Deshalb be- schloss er, den Platz räumen zu lassen, falls die Leute um zwei Uhr morgens immer noch dort feierten.
    Er ging weiter, um zu sehen, wie groß die Türme tatsächlich waren.
    Als er sich dem belebten Marktplatz näherte, machte sich Lazar erneut Gedanken darüber, dass er erkannt wer- den könnte. Das ist doch ausgeschlossen, sagte er sich schließlich energisch. Nach fünfzehn Jahren würde ihn sein Volk bestimmt nicht wieder erkennen. Außerdem hielt ihn ganz Amantea für tot. Und in gewisser Weise, dachte er mit einem Anflug zynischen Humors, haben die Leute auch Recht.
    Er erreichte den Platz und blieb stehen. Beinahe fehlte ihm der Mut, weiterzugehen, denn die Feier erinnerte ihn zu sehr an diejenigen Feste, die seine Mutter einst ausge- richtet hatte. Er roch den Duft des traditionellen Essens, hörte die alten Lieder, die ein Gitarrenspieler an einem Lagerfeuer einer kleinen Gruppe vorspielte und sich so einige Münzen verdiente. Lazar sah in die Gesichter der

lebenslustigen, bodenständigen Bauern, die sein Vater so geliebt hatte und die seine eigenen Untertanen geworden wären, wenn Monteverdi nicht Verrat begangen hätte.
    Es war seltsam, daran zu denken.
    Zögernd trat er auf die warmen Steinplatten. Schmerz- lich berührt schaute er sich um. Die Erinnerung an die Qualen, die er so lange hatte ertragen müssen, drohten ihn zu überwältigen. Er atmete einige Male tief durch und versuchte, die schrecklichen Bilder in seiner Fantasie zu verscheuchen.
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er zwei junge Mädchen, die ihn ansahen. Die hübschen Frauen mit Blumen in den langen Haaren, zerknitterten Schürzen und nackten Füßen beobachteten ihn aufmerksam. Die dunkelhaarige Schöne musterte ihn hitzig von Kopf bis Fuß, während sich die Blonde hinter ihrer Freundin verbarg und ihm schüchterne Blicke zuwarf. Erleichtert wandte er sich ihnen zu, denn nichts verminderte sein Leiden so sehr wie eine Frau, die ihn mit ihrem weichen Körper willkommen hieß.
    Doch dieses Vergnügen musste er sich leider versagen, obgleich er sich seit Wochen auf See befunden hatte, da er aus der Karibik bis nach Amantea gesegelt war.
    Später würde er sich mit Wein und ungezügelter Flei- scheslust betäuben können. Es gab stets Frauen, die willig waren, sein Verlangen zu befriedigen.
    Doch heute Nacht ging es darum, Monteverdi zu ver- nichten.
    Entschlossen löste er den Blick von den Mädchen und ging weiter, wobei er wachsam die Menge beobachtete. Von Zeit zu Zeit musterten ihn die Leute, ihre Aufmerk- samkeit galt vor allem seinen Waffen. Sobald er sie jedoch auf seine einschüchternde Weise ansah, schauten sie rasch woandershin.
    Als er schließlich am anderen Ende des Platzes ange-

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