Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
Zeit schien stillzustehen. Liz- zie wandte den Kopf ab, als Blut auf sie spritzte, und das Auf- brüllen des Earls hallte ihr in den Ohren.
Als sie ihn wieder ansah, blickte Carstairs auf die Wunde in seiner Brust kurz unter dem linken Schlüsselbein. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie sein Herz getroffen hatte, aber dann hob er den Kopf und sah sie mit den Augen eines Dä- mons an.
„Lauf!“, schrie Dev ihr zu.
Ungläubig blickte Lizzie Carstairs an.
Er kam auf sie zu, obwohl er in die Brust getroffen war.
Lizzie schrie und wirbelte herum – aber es war kein An- griff.
Carstairs fiel tot vor ihre Füße, die Augen im Tod blicklos aufgerissen.
Lizzie stieß die Luft aus, ließ die Waffe fallen, presste die Hand auf den Mund und wandte sich von dem Toten ab.
Verblüfft sah Devlin zwischen dem getöteten Carstairs und ihr hin und her.
Lizzie schluckte und blickte ihn an. „Ich habe ihn getö- tet.“
Devlin nickte und warf einen beeindruckten Blick auf die Leiche. „Guter Schuss.“
„Oh, Devlin.“ Sie rannte zu ihm.
Dev kam ihr entgegen, und im nächsten Moment lagen sie einander in den Armen. Er drückte sie an sich und hielt sie so fest, als wenn er sie nie wieder loslassen wollte.
„Ich liebe dich“, flüsterte sie inbrünstig und sah ihm in die Augen. „Geht es dir gut?“ Sie berührte sein Haar, seine Wangen, seine Brust, um sicherzugehen, dass er unverletzt war.
Devlin nickte müde, nun spürte er auch die Erschöpfung durch den Kampf. „Jetzt geht es mir gut. Ich liebe dich auch. Oh, Liebste“, stieß er hervor. „Ich dachte, ich hätte dich ver- loren.“
„Niemals, Liebster, niemals“, erwiderte sie. „Komm, setz
dich hin, du bist verletzt.“
„Das ist nur eine Fleischwunde. Oh, Lizzie.“ Sanft um- fasste er ihr Gesicht und sah sie an. „Ich muss dich jetzt ein- fach richtig küssen.“
„Oh, nur zu gerne“, erwiderte sie und lächelte ihn an.
Leidenschaftlich presste Devlin seinen Mund auf ihre Lip- pen. Und sie erwiderte seinen Kuss mit aller Zärtlichkeit und Liebe, die sie für diesen Mann empfand.
Dann zog er ihren Kopf an seine Brust, und seufzend schmiegte sie sich an ihn, als plötzlich das gedämpfte Ge- räusch von Kutschenrädern vor dem Gasthaus zu hören war.
„Wo sind Sie, Mylord?“, rief eine vertraute Stimme.
Ben.
Voller Wärme lächelten Devlin und Lizzie einander an. Dann wurde Lizzie ernst. „Dev, es gibt da jemanden, den du kennen lernen solltest.“
Fragend sah er sie an, als Lizzie seine Hand ergriff und ihn zur Hintertreppe zog, wo sie Sorscha zurückgelassen hatte.
Als sie den Treppenabsatz erreichten, hielt Lizzie erschro- cken inne. Es war niemand da!
„Sie ist weg! Sorscha! Sor...“
„Hier drin.“ Der hohe Ruf schien aus dem Inneren der Treppe zu dringen.
Was hatte das zu bedeuten? „Wo zum Kuckuck bist du? Geht es dir gut?“, rief Lizzie verwirrt.
„Ist es jetzt sicher?“, fragte Sorscha aus der Wand.
„Ja! Bitte komm heraus.“
„Einen Moment.“
Devlin sah Lizzie verwirrt an. „Wer ist das?“
„Das wirst du gleich sehen.“
Aus dem Inneren der Wand erklang jetzt das Quietschen rostiger Angeln.
„Ah, sie ist im Speisenaufzug!“, rief Lizzie da aus und lief lachend zu einer kleinen Tür in der Wand am Fuße der Trep- pe. „Kluges Mädchen.“
Das Quietschen wurde lauter, als Sorscha an den Seilen zog und sich langsam im Liftschacht nach unten ließ.
Lizzie beugte sich vor und öffnete die Luke. Dann bedeu- tete sie Devlin, zu ihr zu kommen. Er runzelte die Stirn, bückte sich und spähte in die kleine Kabine.
Verwirrt sah er sich Auge in Auge mit einem jungen Mäd- chen, das zusammengekauert im Speisenaufzug saß.
Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, und dann fiel ihm ein, dass er sie in Lizzies Schule gesehen hatte. Als sie ihn ernst ansah, erkannte er, dass sie wie er wellige schwarze Haare hatte. Ihre Augen waren blaugrün wie seine eigenen.
„Hallo“, begrüßte das Mädchen ihn schüchtern.
Dev wandte sich ab und sah Lizzie an, während Erinnerun- gen in ihm wach wurden, denen er kaum zu trauen wagte. „Das kann nicht sein.“
„Doch.“ Lizzie sah ihn mit Tränen in den Augen an.
Verwundert wandte Devlin sich wieder zu dem jungen Mäd- chen um. „Sarah?“, fragte er unsicher. Er konnte kaum spre- chen.
„Ich erinnere mich jetzt wieder“, antwortete das Mädchen und sah ihn an. „Ich weiß alles wieder. Vor allem erinnere ich mich an dich. Du bist Devlin. Du bist mein großer Bru-
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