Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
auf die List herein- fielen, denn wenn nicht, bestand die große Wahrscheinlich- keit, dass Susanna und er sich am Grunde des Sumpfes wie- derfinden würden.
9. Kapitel
Carstairs wartete darauf, dass Strathmore seine Aufnahme- bedingung erfüllte, und achtete kaum auf Johnny, der sich auf die Lehne des Sofas neben ihn gesetzt hatte und ihm durch die Haare strich, während er ihm alle möglichen Din- ge ins Ohr flüsterte, die sie miteinander im römischen Salon anstellen könnten. Carstairs hatte aufgehört zu verbergen,
wie sehr ihn sein eifersüchtiger junger Liebhaber mittler- weile langweilte, obwohl er selbst Johnny von klein auf da- rin ausgebildet hatte, wie er ihm die größte Lust verschaf- fen konnte. Im Moment fand er es viel spannender zu sehen, wie Strathmore mit dem Mädchen wiederkam. Sie waren vor knapp einer Stunde in das Zimmer gegangen, und jetzt hörte er ihre Stimmen und das sich steigernde Knarren des Bettes.
„Ja, ja!“
„Ja, Susanna, gut so, nimm alles.“
„Oh, Lord Strathmore, bitte!“
„Ich weiß nicht, bist du sicher, dass das Mädchen noch Jungfrau war?“, fragte Big Tom mit vollem Mund, während er sich den Teller erneut voll lud.
Alastor nickte heftig. „Mutter Iniquity hat es garantiert.“
„Hab noch nie gehört, dass eine Jungfrau so klingt“, be- merkte der Heilige Rotter.
„Meine zumindest tun es nie.“
„Du bist auch kein Devil Strathmore“, warf Quint ein und streichelte die Waldnymphe, die auf seinem Schoß saß. Sie lachten.
„Beim Jupiter, ich nehme mal an, sein Ruf bei den Damen ist nicht übertrieben“, erklärte der junge Dudley mit breitem Grinsen.
„Du hast es immer zu eilig, Oakes, das ist dein Problem“, meinte Quint. „Nimm dir Zeit, und schon fressen sie dir aus der Hand.“
„Seit wann bist du denn da der Experte?“, erwiderte Oakes, aber Carstairs sagte gar nichts, achtete nicht auf ihre Witzelei- en und lauschte nur auf die Tür. Er war unerträglich erregt.
Seine Fantasie schaffte es leicht, ihm Bilder der Verführung vorzugaukeln, die da drinnen stattfand, und das erregte ihn viel mehr als Johnnys gekonnte, aber zu bekannte Berührun- gen. Er dachte zurück an die Zeit vor vielen Jahren, als er selbst fast den jungen Strathmore verführt hatte, auch wenn er sich sicher war, dass der Mann sich gar nicht mehr daran erinnerte.
Vor zehn Jahren hatte Carstairs sich bemüht, die Schrecken des Feuers hinter sich zu lassen, aber eineinhalb Jahre nach dem Vorfall war der junge Strathmore in der Gesellschaft er- schienen – neunzehn, umwerfend schön und völlig haltlos.
Seine herzzerreißende Schönheit hätte schon gereicht, um den Earl auf sich aufmerksam zu machen, aber da der auch noch wusste, welcher schreckliche Schmerz hinter den Exzes- sen des jungen Mannes lauerte – an denen der Earl teilweise mit Schuld hatte – galt seine Aufmerksamkeit ausschließlich dem jungen Strathmore.
Damals hatte er das Gefühl gehabt, als gäbe es ein starkes Band zwischen ihm und dem Jungen, dabei hatten sie einan- der vorher noch nie getroffen. Mit schuldbewusster Faszina- tion hatte er jede Bewegung des auffallenden jungen Mannes aus der Ferne verfolgt und sich danach gesehnt, den Schmerz zu lindern, den er verursacht hatte. Aber weil Carstairs so viel zu verbergen hatte, hatte er es nicht gewagt, sich Strath- more zu nähern.
Dann, nach dem Junggesellenabend eines gemeinsamen Freundes, hatte er eines Abends den jungen Dev allein neben einer Statue des entzückenden Narziss bei einem Springbrun- nen angetroffen, nachdem Dev auf dem Fliesenboden des Ar- beitszimmers im Haus des Freundes ohnmächtig geworden war.
Nach ein paar trunkenen Worten hatte der Jugendliche sei- ne Schleife gelöst, sich das Hemd aufgeknöpft und sich Ge- sicht und den muskulösen Brustkorb in dem halbherzigen Versuch nass gespritzt, dadurch wieder nüchtern zu werden. Carstairs hatte ihn gesehen und hätte weinen können, als ihm klar wurde, was er dem schönen Jungen angetan hatte, der so verletzlich und alleine war. Er dachte jetzt daran, wie er sich auf den Rand des Brunnens gesetzt hatte, während der Junge zu seinen Füßen schlief.
„Devlin“, hatte er leise gefragt. „Soll ich dich nach Hause bringen?“
Die erstaunlichen grünblauen Augen hatten sich halb geöff- net. „Nein danke, ich schlafe hier“, hatte er dann gelallt.
Carstairs hatte schwach gelächelt und sich danach gesehnt, ihn anzufassen. „Weißt du, wer ich bin?“
„Sollte ich das?
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