Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
Haut zu ihren größten Vor- zügen gehörte. Aber das war ihr jetzt vollkommen egal, sie würde sich nie wieder darum scheren, was irgendein Mann über ihr Aussehen dachte.
Während sie die Sonne genoss und ihre Zöglinge im Auge behielt, ignorierte sie den Umstand, dass das blaugrüne Fun- keln des Teichs sie an Devlin Strathmores Augen erinnerte. Was sie anging, konnte er ruhig im Schuldturm verrotten. Vielleicht würde sie ihm ein Buch vorbeibringen, mit dem er sich die Stunden der Gefangenschaft vertreiben könnte – am besten eins mit Predigten für einen tugendhaften Lebenswan- del oder die Bibel! Etwas, das er studieren konnte.
In dem Moment hörte sie das Geräusch einer Kutsche und sah zur Straße hinüber. Die Mädchen unterbrachen ihr Spiel, hielten die Bälle fest und betrachteten staunend die elegante Stadtkutsche, die von vier schwarzen Pferden gezogen wur- de und jetzt auf das Gelände der Schule einbog.
Lizzie kniff die Augen zu gefährlichen Schlitzen zusam- men. Er hatte sie also gefunden. Sie erhob sich, und der Wind drückte das rosa Baumwollkleid an ihre Beine. Trotzig sah sie zu, wie die Kutsche eine Runde fuhr und dann lang- samer wurde. Das Wappen der Strathmores war deutlich zu erkennen. Die Kutsche hielt, und alle Mädchen sahen neugie- rig zu.
Himmel, was würde Mrs. Hall dazu sagen, wenn gleich der Schlag aufging und ein Schuft wie Devil Strathmore heraus- stieg, um sie zu bedrängen? Nun, das würde sie gleich wissen, denn in dem Moment sprang er schon aus der Kutsche. Ben folgte ihm mit einer großen Kiste in der Hand, die einen Hen- kel oben drauf hatte.
Misstrauisch sah Lizzie Devlin entgegen und warf dann den Mädchen einen finsteren Blick zu, die ihn bewundernd betrachteten und hinter vorgehaltener Hand wisperten und
aufgeregt kicherten.
Devlin sah nur Lizzie. Ein zynisches Lächeln spielte um seine Lippen, und sein goldener Ohrring blitzte in der Son- ne. Jeder Zoll ein Schurke kam er auf sie zugeschlendert und schwenkte dabei lässig seinen Gehstock. Ein nachlässiger Schlag traf die Osterglocken, und weiße Blütenblätter riesel- ten zu Boden. Lizzie verschränkte die Arme und wappnete sich für den unvermeidlichen Zusammenprall.
„Miss Carlisle!“, rief er in völlig überzogener Freundlich- keit. „Ich habe dir und deinen entzückenden Schülerinnen ein Geschenk mitgebracht.“ Dabei deutete er mit dem Geh- stock auf die Kiste, die Ben trug.
Eine Welle neugieriger Aufregung ging durch die versam- melten Mädchen, als Ben seine Last auf der nächsten Bank absetzte. Devlin setzte sein charmantestes Lächeln auf und verneigte sich wie ein Prinz vor den Damen. Die Schülerin- nen drängten sich um Ben und die Kiste.
„Was ist das, Sir?“
„Was mag das sein?“
Ihre hohen Stimmen waren weithin zu hören. Lizzie ge- sellte sich vorsichtig zu ihnen, während einige Mädchen sich bückten, um in die Box zu gucken. In dem Moment war ein empörtes Miau aus der Kiste zu hören.
„Ein Kätzchen!“, rief eines der Mädchen.
„Oh, seht, sie ist wunderschön.“
„Sehen Sie mal, Miss Carlisle! Der nette Gentleman hat uns ein wunderbares Geschenk gebracht.“
Lizzie starrte Devlin an und kochte vor Wut über seine schamlose Geste. Auch sie bückte sich und spähte in die Kiste. Und tatsächlich lag da Pasha unglücklich zusammengerollt auf einem Samtkissen.
Der verwöhnte Liebling der Herzogin erwiderte ihren Blick, und das schwarze Katergesicht mit den langen Schnurrhaaren verriet Angst. Dann stieß Pasha ein mitleid- erregendes Miauen aus, das er durch ein Zischen noch be- tonte.
Lizzie richtete sich wieder auf und schirmte ihre Augen gegen die Sonne ab, als Devlin jetzt auf sie zutrat und sie anblickte wie ein frecher Schuljunge, dem ein guter Streich geglückt war.
„Du wirst diese Katze nicht hier lassen“, ließ sie ihn wissen.
Er lachte, als wenn sie etwas Charmantes gesagt hätte, aber seine Augen glitzerten selbstzufrieden, weil die Mäd- chen sich vor Aufregung über die Katze nicht lassen konn- ten.
„Sieh nur, wie süß! Sie trägt ein Diamanthalsband.“
„Oh, vielen Dank, dass Sie sie gebracht haben, Sir! Ich ver- misse meine Katze zu Hause so sehr.“
„Wie heißt sie?“
„Pasha“, erklärte Ben.
Lizzie packte Devlin am Mantelärmel und zog ihn mit einem wütenden Blick beiseite. „Ich weiß nicht, was du jetzt vorhast“, murmelte Lizzie, „aber ich habe dir nichts mehr zu sagen, außer dass ich nicht zulasse, dass du dieses kleine
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