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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
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in Lon- don gewesen und hatte keine Ahnung, wie sie zum St. James’s Square gelangen sollte, wo, wie sie gehört hatte, das Stadthaus des Duke lag. Die Kosaken, die ihr auf den Fersen waren, er- leichterten die Sache nicht gerade, denn Michail würde auf kei- nen Fall zulassen, dass Becky sein brutales Verbrechen verriet. Nein, er hatte ganz andere Dinge mit ihr vor.
    An unterwürfige Leibeigene gewöhnt, war der Prinz beses- sen von der Vorstellung, sie sich Untertan zu machen. Mit einer Hand an ihrer Kehle hatte er ihr unmissverständlich ins Ohr geraunt, womit er ihren Ungehorsam bestrafen würde. Ich wer- de dich lehren, mir zu gehorchen. Durch Großvaters Tod war er ihr rechtmäßiger Vormund geworden, aber Michail befand sich in einem schweren Irrtum, wenn er glaubte, sie würde ihm gehö- ren wie ein Möbelstück. Lieber würde sie sterben, als sich dem brutalen Gewaltakt zu unterwerfen, den er ihr angedroht hatte. Der Gedanke daran trieb sie weiter.
    Sie schlüpfte aus ihrer Türnische, bewegte sich vorsichtig dorthin, wo die Gasse auf die größere Straße stieß, und schau- te angestrengt nach links und rechts. Die Kosaken waren fort. Noch einmal blickte sie prüfend um sich, bog in die beleuchtete Straße ein und setzte ihren Weg fort, indem sie sich dicht an den Häuserwänden hielt.
    Sie hoffte, dass es nicht mehr weit war, denn ihre Füße schmerzten, und sie war halb verhungert. Nun kam sie an vie- len kunstvoll angelegten Vorgärten vorbei. Zumindest schien diese elegante Gegend weitaus sicherer zu sein als die schmut- zigen Viertel, die sie bei Sonnenuntergang durchquert hatte. Jetzt allerdings war es nach Mitternacht und zu dunkel, um die Straßenschilder an den Häusern erkennen zu können. Sie versuchte, sie zu lesen, so gut sie es vermochte, wohl wissend, dass sie sich aufgrund ihrer großen Erschöpfung leicht in dem Labyrinth dieser weitläufigen und verwirrenden Stadt verirren konnte.
    Wie sehr sie den weiten Himmel über Yorkshire vermisste und erst recht die stillen Moore! Vor allem aber vermisste sie ihr Bett.
    Plötzlich durchzuckte ein Lichtblitz den Himmel. Becky fuhr erschrocken zusammen und zog die olivfarbene Pelerine fester

um sich. Die drohenden Wolken hoch oben schienen bereit zum Angriff. Sie wusste, sie musste sich irgendwo unterstellen; jetzt weiterzugehen, war sinnlos. Am klügsten wäre es, sich irgend- wo für den Rest der Nacht vor den Kosaken und dem nahenden Sturm in Sicherheit zu bringen.
    Am Morgen, wenn es hell war, würde sie die Straßenschilder wieder entziffern können. Sie könnte sogar nach dem Weg fra- gen – nicht, dass sie damit bisher viel Glück gehabt hätte. Seuf- zend betrachtete sie ihre zerknitterte, schmutzige Kleidung.
    Durch ihr schäbiges Äußeres hatten alle respektabel ausse- henden Leute, die sie ansprechen wollte, sie abgewiesen und waren möglichst rasch davongegangen, in der Annahme, sie wollte betteln – oder Schlimmeres. Wie es schien, spielte die äu- ßere Erscheinung in der Stadt eine weitaus größere Rolle als in ihrem Dorf in Buckley-on-the-Heath. Von einem gut gekleide- ten Mann, der alt genug war, um ihr Vater sein zu können, hatte sie sogar ein besonders abscheuliches Angebot bekommen, als sie an ihm vorüberging.
    Erschrocken angesichts der zweideutigen Worte, war sie da- vongelaufen. Erst später hatte sie erkannt, dass eine junge Frau, die nach Einbruch der Dunkelheit allein in London unterwegs war, grundsätzlich für eine Dirne gehalten wurde. Deshalb war niemand bereit gewesen, ihr zu helfen.
    Selbst der herzlose Schmuckhändler, dessen Laden sie nach ihrer Ankunft in der Stadt zuerst aufgesucht hatte, schien zu demselben Urteil gelangt zu sein. Als sie ihm ängstlich den gro- ßen Rubin gezeigt hatte, den sie unter ihrer Kleidung verbor- gen trug, und sich nach dessen Wert erkundigte, hatte er sie von oben bis unten gemustert, als vermutete er, sie hätte den Stein gestohlen. Er hatte Papiere sehen wollen, und von so etwas hat- te Becky noch nie etwas gehört. Außerdem hatte sie ihr Zuhause fluchtartig verlassen müssen. Es war keine Zeit mehr gewesen, um Geld, etwas zum Essen oder Kleidung zum Wechseln mitzu- nehmen, ganz zu schweigen von irgendwelchen Papieren. Dann hatte sie verstanden, was der Lump im Sinn gehabt hatte – sie zu beschwindeln.
    Nur einen kurzen Blick hatte er auf den Stein geworfen und ihr dann gesagt, dass es sich um eine Fälschung handelte. Becky war außer sich gewesen. Er mochte sie für ein

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