Gaelen Foley - Knight 07
einer der Schreibtischschubladen einen Kerzenstummel und eine Schach- tel Zündhölzer, die im Boden des Leuchters steckte.
Immer und immer wieder versuchte sie vergeblich, das Holz zu entzünden. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie die Geduld verlor und schließlich fluchte, als sie sich den Daumen an einer scharfen Kante verletzte. Sie packte die Hölzer fester, konzent- rierte sich ganz auf das, was sie tun wollte – da durchdrang ein langer Ton die stille Dunkelheit.
Ta-ra!
Sie hob den Kopf und lauschte mit angehaltenem Atem in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
Da war es wieder: Ta-ra!
Eine vage Erinnerung regte sich. Sie hatte diesen Klang schon einmal gehört ...
Das tiefe Echo eines Schiffshorns hallte meilenweit über dem Fluss wider.
Sie eilte zu dem Bullauge und stellte sich wieder auf den Ho- cker, um durch das kleine runde Fenster hinauszusehen. Dann holte sie tief Luft beim Anblick des großen Schiffes, das langsam hinter ihnen in Sichtweite kam – in der Dunkelheit war die Ent- fernung schwer zu schätzen.
Aber Eden erkannte eine Kleinigkeit, die ihre Stimmung ganz plötzlich hob und ihr Herz schneller schlagen ließ.
Die großen Tranlampen des Schiffes erleuchteten das rote Zeichen auf dem Hauptsegel, dass das Schiff als Eigentum von Knight Enterprises auswies.
Die Valiant!
Rettung nahte! Connor hatte also recht gehabt – Papa war entkommen und hatte Hilfe geholt! Von neuer Hoffnung erfüllt, begann sie zu handeln. Sie wusste nicht, ob Lord Arthur allein
zu ihrer Rettung kam, ob er Papa mitbrachte oder Damien und alle anderen Brüder der Familie Knight. Sie wusste nur, dass sie ihnen zuallererst zeigen musste, wo sie sich aufhielt.
Als sie jetzt das Streichholz anriss, gelang es ihr, den Funken mit einem Fetzen Leinen aufzufangen, den sie sogleich an den Kerzendocht hielt. Eine kleine Flamme erhob sich.
Nun, wenn Connor glaubte, sie würden sich im Dunkeln da- vonschleichen, so täuschte er sich. Ein winziger Kerzenstumpf aber würde nicht ausreichen, um die Aufmerksamkeit ihrer Retter zu erregen, verursachte er doch kaum mehr Licht als ein Glühwürmchen.
Mit hochgehaltener Kerze begann sie hastig, die unordentli- che Kabine zu durchsuchen, hielt das flackernde Licht in alle Ecken und Winkel des Raums. Die kleine, leichte Fregatte bot nicht dieselben luxuriösen Ausmaße wie die Winds of Fortune, doch Edens Verstand arbeitete rasch.
Sie sah ein Fischernetz.
Ein paar hölzerne Planken, falls es irgendwo einen Schaden am Boot gab.
Teer, um das Deck zu versiegeln.
Ta-ra!
Dann formte sich in ihrem Kopf ein Plan, und sie lächelte. We- nig später, der Kerzenstummel brannte immer noch neben ihr, begann sie mit dem Versuch, die Kabinentür einzutreten.
„Lasst mich hier heraus, ihr Halunken!“
Bei jedem Tritt spürte sie einen heftigen Schmerz bis hinauf zu ihrer Hüfte, aber nicht einmal zehn Tritte waren nötig, dann hing die Tür nur noch in der Hälfte ihrer Angeln, so entschlossen war sie.
Als Connor einen seiner Handlanger unter Deck schickte, um sich mit ihr abzugeben, war sie für ihn bereit und hielt das Fi- schernetz in den Händen.
„Lästiges Frauenzimmer, beruhige dich.“ In dem Augenblick, da der Seemann die zerstörte Tür öffnete, warf sie das Netz über ihn und stieß ihn mit aller Kraft zurück.
Taumelnd versuchte der Seemann, sich von dem Netz zu be- freien und fiel dann in dem engen Gang hintenüber. Eden blieb einen Moment stehen, um ihre selbst gemachte Fackel aus Holz und Teer mit dem Kerzenstummel zu entzünden, und hastete dann aus der Kabine. Der Seemann hatte sich gerade von dem Netz befreit, als sie ihm noch einen entschuldigenden Blick zu-
warf und das Schott entzündete, damit er sie nicht verfolgen konnte. Dann eilte sie, die Fackel noch immer in der Hand, den Gang entlang und stürmte hinaus auf Deck.
Unter den lauten Rufen der Mannschaft setzte sie alles in Flammen, alles, was sich in Reichweite befand: Die Reling, das Steuerrad und das Hemd eines Mannes, der versuchte, sie fest- zuhalten.
Mit einem Schrei sprang er über Bord, um die Flammen zu er- sticken, die an ihm emporzüngelten.
„Eden!“ Connor stapfte auf sie zu. Zorn zeichnete sich auf seinem wie aus Stein gemeißelten Gesicht ab.
Sie schwang die Fackel in einem Halbkreis herum direkt auf ihn zu, um ihn auf Abstand zu halten, aber Connor packte sie an der Schulter.
Da nahm sie die Fackel in die andere Hand und schleuderte sie mit aller Kraft gegen das Hauptsegel.
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