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Gai-Jin

Gai-Jin

Titel: Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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des Handels.
    Tyrer dankte Hiraga. Er war in Hochstimmung und zu glücklich, um sich darüber Gedanken zu machen, wie sein Freund so schnell diesen Sinneswandel Raikos zustande gebracht hatte. Einiges an diesen Menschen werden wir nie verstehen. »Ich werde den Vertrag unterschreiben, wenn ich nach Hause komme, und morgen zurückbringen.«
    »Nur Zeit nehmen. Hündin warten lassen.« Hiraga lächelte und gab ihm die Rolle. »Jetzt ich bringe Sie Fujiko. Ikimasho.«
    »Domo arigato goziemashita.« Tyrer verbeugte sich, wie ein Japaner sich vor jemandem verneigen würde, dem er eine beträchtliche Gunst zu verdanken hatte.
    »Freund helfen Freund«, sagte Hiraga schlicht.

57
    Später an diesem Abend erwachte Tyrer, vollkommen befriedigt. Auf seiner Uhr war es zwanzig nach neun. Perfekt, dachte er. Er lag neben Fujiko, die fest schlief; Futons und Daunendecken waren so sauber und duftend wie sie, warm und behaglich – sehr viel besser als sein Bett, die grobe Strohmatratze und die schweren Wolldecken mit ihrem dumpfen Geruch. Fujikos Haut schimmerte golden im Kerzenlicht, der kleine Raum war behaglich, der Wind heulte um das Dach und die Shoji-Wände und ließ die Flammen flackern.
    Noch ein kurzes Schläfchen, dann werde ich gehen, dachte er.
    Sei nicht albern. Es ist nicht nötig, heute nacht noch zurückzukehren. Alle Papiere für das morgige Treffen mit Yoshi sind bereit, eine Abschrift des Vertrages auf japanisch und englisch befindet sich in Wee Willies Aktenmappe, und wir haben sie heute nachmittag noch einmal überprüft. Der vereinbarte Schlachtplan gegen Sanjiro von Satsuma liegt im Tresor bereit für seine und Ketterers Unterschrift. Ich werde aufstehen, wenn der Morgen hell wird, wie eine frisch aus der Münze kommende goldene Guinea – nach dem Schock mit Hiraga und dem noch größeren Schock mit Raiko habe ich mir eine Erholungspause verdient. Er lächelte. Ein zufriedener Seufzer. Guter alter Nakama, Hiraga, meine ich. Er gähnte und schloß die Augen, kuschelte sich enger an Fujiko. Sie wachte nicht auf, aber sie öffnete sich ihm.
    In einem anderen Teil des Gartens wartete Hinodeh ungeduldig auf André, der nun jeden Moment kommen mußte, wie Raiko ihr gesagt hatte, krank vor Erwartung.
    Raiko ruhte in ihren eigenen Gemächern und trank Saké. Bald würde sie zu Brandy und Vergessen übergehen, das Trinken würde alle schlimmen Gedanken wegspülen: Ihre Angst, ihre Verachtung für Hiraga und ihre Hoffnungen für ihn, ihr Entsetzen über Meikin und ihre Hochachtung vor ihrer Rache vertieften sich mit jeder geleerten Schale.
    Auf der anderen Seite des Gartens, versteckt in seinem sicheren Haus, saß Hiraga im klassischen Lotussitz und meditierte, um die üblen Kopfschmerzen zu vertreiben, die die Nachricht über Katsumata und Meikin ausgelöst hatte. Bald würde Akimoto zurückkommen. Dann würde er eine Entscheidung über Takeda fällen.
    Hinter dem nächsten Zaun in einem Gartenhaus der Herberge ›Zu den Kirschen‹ saß Akimoto, betrunken. Ihm gegenüber lag Takeda, rülpste und trank Bier. Akimoto leerte abwesend eine weitere Flasche Saké, bis sie ihm aus den Fingern glitt. Der Kopf sank ihm auf die Arme, und er begann zu schnarchen. Takeda lächelte. Er war bei weitem nicht so betrunken, wie er getan hatte.
    Als er sicher war, daß Akimoto schlief, schob er leise die Shoji-Tür auf und hinter sich wieder zu. Die Nacht war kalt, von Süden her wehte ein starker, schneidender Wind, der sein unangenehm verfilztes Haar zerzauste. Er kratzte sich heftig am Kopf und beobachtete den Teil des Gartens, den er überblicken konnte. Eine Dienerin mit einem Tablett eilte aus einem kleinen Haus zum Haupthaus. In der Ferne hörte er den Gesang betrunkener Männer. Irgendwo bellte ein Hund. Als die Dienerin verschwunden war, zog er seine dunkle, wattierte Jacke an, schob seine Schwerter in den Gürtel, schlüpfte in die Strohsandalen und eilte den Pfad hinunter, bog in einen anderen und dann in einen weiteren ein, bis er sich in der Nähe des Zauns befand. Sein Versteck lag unter einem Busch. Fünf Bomben, die er und Hiraga hergestellt hatten, mit verschieden langen Zündern.
    Die Bomben waren aus zwei zusammengebundenen Stücken Riesenbambus hergestellt, etwa dreißig Zentimeter lang und halb so breit, und die Höhlung jeweils eines Stücks war fest mit Katsumatas Schießpulver vollgestopft, die des anderen mit Öl gefüllt und verkorkt. Rasch versah er drei der Bomben mit den längsten Zündschnüren, die er

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