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Gai-Jin

Gai-Jin

Titel: Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Chinesische Diener und Maureen rannten mutig durch die Haustür ein und aus und trugen Arme voll wichtiger Papiere ins Freie. Brennende hölzerne Dachschindeln prasselten ringsum nieder. Die Qualmwolken, die aus Drunk Town herübertrieben, ließen sie husten und nach Luft schnappen, oben verlor Jamie die Schlacht. Ein Windstoß trieb Flammen auf ihn zu; fast wäre er von der Leiter gestürzt. Nun kletterte er geschlagen herunter. »Es ist hoffnungslos«, keuchte er mit von Ruß geschwärztem Gesicht und versengten Haaren.
    »Jamie, helfen Sie mir bei der Presse, um Himmels willen!« rief Nettlesmith und rannte ins Gebäude. Maureen wollte ihm folgen, aber Jamie hinderte sie daran. »Nein, bleib hier! Paß auf dein Kleid auf!« schrie er über den Lärm hinweg, als ein Funkenregen sie einhüllte, und stürzte ins Haus.
    Klugerweise zog sie sich auf die Seeseite der Straße zurück und half anderen, Dinge, die bereits gerettet waren, sicherer zu stapeln. Das ganze Dach stand jetzt in Flammen, und weitere Funken rieselten auf Jamie und Nettlesmith nieder, als sie mit der kleinen, tragbaren Presse das Haus verließen. Als er sah, daß das Dach nicht mehr zu retten und das Gebäude zum Untergang verurteilt war, eilte Jamie zurück und half Nettlesmith, Lettern, Druckerschwärze, Tinte und etwas Papier zu retten. Bald war es zu gefährlich, den hölzernen Bau noch zu betreten. Die beiden Männer standen fluchend im Freien, und als einige Dachbalken einstürzten, wichen sie weiter zurück und brachten sich in Sicherheit.
    »Verdammtes Feuer!« schrie Jamie und trat wütend gegen eine Kiste. Als er spürte, daß Maureen seine Hand nahm, drehte er sich um.
    »Es tut mir so leid, Liebster«, schluchzte sie tränenüberströmt.
    »Laß nur, du bist in Sicherheit, alles andere ist unwichtig.«
    »Mach dir keine Sorgen, Jamie, warte bis morgen, dann können wir klarer und besser denken. Vielleicht ist es nicht so schlimm.«
    In diesem Augenblick trabten Samurai-Feuerwehrleute vorbei. Mit Gesten erkundigte sich Jamie bei einem von ihnen, wo er eine Feuermaske bekommen könne. Der Mann brummte etwas, zog eine Handvoll aus dem Ärmel und eilte weiter. Jamie tauchte die Masken in einen Eimer Wasser. »Hier, Maureen«, sagte er und gab ihr die erste und Nettlesmith, der niedergeschlagen auf einem Faß auf der Seeseite der Promenade saß, eine weitere. In diesem Moment stürzte das Dach ein.
    »Schrecklich«, sagte Jamie zu Nettlesmith.
    »Ja. Aber noch kein Desaster.« Der magere alte Mann zeigte die Promenade entlang. Das Nordende der Niederlassung war noch nicht vom Feuer erreicht worden, die Gebäude von Struan’s, Brock’s und den Gesandtschaften waren unversehrt. »Mit etwas Glück kommen die Flammen nicht so weit.«
    »Der Wind ist tödlich.«
    »Ja. Auf der Uferseite sind wir halbwegs sicher…«
    Weitere Hilfskräfte mit Äxten eilten vorbei, Dimitri unter ihnen. »Herrgott, das mit eurem Gebäude tut mir leid«, sagte er im Laufen. »Wir wollen versuchen, eine Schneise zu schlagen.«
    »Jamie, geh mit und hilf«, drängte Maureen. »Ich bin hier in Sicherheit.«
    »Hier können Sie ohnehin nichts mehr tun«, meinte Nettlesmith. »Ich passe auf sie auf. Hier sind wir sicher, und notfalls ziehen wir uns zum Struan-Building zurück.« Er nahm einen Stift und Papier heraus, leckte nachdenklich an der Spitze des Stifts und begann dann zu schreiben.
    Die Äxte gruben sich in den hölzernen Schuppen, die Bauten im Süden standen in Flammen, und der Wind wurde von Minute zu Minute heißer und stärker. Sie verdoppelten ihre Anstrengungen. Dann zwang ein Windstoß voller Funken sie zum Rückzug, dann noch einer, und sie brachten sich in Sicherheit. Hilflos stammelte Dimitri: »Mein Gott, hat man schon jemals gesehen, daß es sich so schnell weiterfrißt? Die Häuser sind Todesfallen, sie brennen wie Zunder. Was nun?«
    »Wie steht’s da drüben?« schrie Jamie und zeigte in Richtung Zaun. Alle folgten ihm, doch je näher sie dem Zaun und der Yoshiwara kamen, desto schlimmer wurden Rauch, Hitze und Feuer.
    Sie konnten wenig tun, im Grunde gar nichts. Das Feuer breitete sich zu schnell aus. Menschen rannten mit Eimern hin und her, doch sobald ein Flammenherd gelöscht war, entstanden in der Nähe zehn neue.
    Als die Yoshiwara unter dem qualmerfüllten Himmel fast verschwunden war, mischten sich Männer unter die Überlebenden und suchten ängstlich nach ihren Mädchen oder Mama-sans. Jamie schloß sich ihnen auf der Suche nach Nemi

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