Gala der Herzen
aus.
James legte das aktuelle Blatt zur Seite und griff nach der Zeitung vom Vortag. Er suchte nach dem Gesellschaftsteil, und … Treffer! Umringt von einer Horde attraktiver Männer, lächelte sie direkt in die Kamera. James ging weiter im Datum zurück – dasselbe! Offensichtlich war die Prinzessin ziemlich fleißig ge wesen. Kein Wunder, dass sie sich ständig vertippte, wenn sie die Nächte durchtanzte und – feierte.
Was war er nur für ein Idiot, ihr auch noch einen Mitleidsbonus einzuräumen!
Mit zusammengeschobenen Brauen zog James erneut die aktuelle Zeitung heran und starrte auf das Foto. So hinreißend die Prinzessin darauf auch wirkte, wusste er inzwischen aus eigener Erfahrung: der Schein trog. Dass er sich von ihr angezogen fühlte, konnte er nicht leugnen. Kein Mann würde etwas anderes behaupten können, wenn er ehrlich war.
Doch James war an die Gesellschaft und Anhimmelei schöner Frauen gewöhnt und hatte längst gelernt, nichts davon ernst zu nehmen. Wie bunte Schmetterlinge flatterten sie von einem Partner zum anderen.
Lissa war zweifellos der schönste unter ihnen. Und einer der erfolgreichsten! Auf ihrer Abschussliste tummelten sich neben Reedereierben und Medienmagnaten, Society-Größen jeder Couleur. Die dazugehörigen Fotos wurden in internationalen Hochglanzmagazinen sowie einschlägigen Klatschblättern veröffentlicht.
Für eine begehrenswerte Frau ihres Formats zählte keine spontane Sympathie oder normale Anziehung. Sie gehörte zu der Sorte verruchter Vamp, dem es gefiel, aufreizend zu sein und kleine Spielchen zu inszenieren, um das Leben interessanter zu gestalten.
James’ Mundwinkel wanderten nach unten. Sich auf Elissa Karedes einzulassen bedeutete Ärger, und den konnte er wahrlich nicht gebrauchen. In dieser Hinsicht hatte er seine Lektion gründlich gelernt! Also hielt er sich an die Devise: Nichts Ernstes, nichts Langfristiges und nichts Kompliziertes. Nichts, was zu viel Aufsehen erregt …
Und Elissa war sozusagen das Synonym für Aufsehen. Offensichtlich konnte sie nicht genug davon bekommen.
Wütend über seine spürbare Irritation schob James die Zeitung zur Seite und griff nach einem weiteren Schriftstück, das Lissa ihm gegeben hatte. Ein flüchtiger Blick zeigte ihm, dass sämtliche Diagramme fehlerhaft waren.
James reckte den Hals, sodass er einen Teil ihres Schreibtisches durch die halb geöffnete Tür sehen konnte. Sogar die Art, wie sie auf ihrem Drehstuhl saß, wirkte irgendwie … königlich. Den Kopf stolz erhoben, als trage sie eine Tiara oder so etwas. Die Party-Prinzessin spielte Sekretärin!
Auch er war Spross einer wohlhabenden Familie. Nicht ganz auf dem Level eines Königshauses, aber immerhin. Und auch er hätte sich ein bequemeres, leichtfertigeres Leben leisten können, aber das tat er nicht. Im Gegenteil. Der angesehene Name seiner Familie und ihr Reichtum trieben ihn eher dazu an, aus eigener Kraft Erfolg haben zu wollen.
Sein Vater und Großvater hatten ihr Vermögen hart erarbeitet. Und James fühlte sich in ihrer Tradition. Seine anstrengende und verantwortungsvolle Tätigkeit forderte ihn heraus und bereitete ihm ebenso viel Freude wie Befriedigung, und zwar in einem Maße, wie es diese Person dort draußen wahrscheinlich nie kennengelernt hatte. Keine Frage, dass sie an die üppig beladenen Silbertabletts gewöhnt war, die ihr von einer devoten Dienerschaft hinterhergetragen wurden …
Nun, in seinem Boot war auf jeden Fall kein Platz für arbeitsscheue Passagiere! Hier wurde jeder nach dem beurteilt, was er leistete. Und ganz besonders verwöhnte Prinzessinnen!
James stand auf, schnappte sich die Unterlagen, marschierte mit grimmiger Miene ins Vorzimmer und knallte es seiner Ersatzsekretärin auf den Tisch. „Diese Grafiken müssen ebenfalls neu erstellt werden“, forderte er brüsk und wartete auf ihre Reaktion.
Diesmal errötete sie nicht, sondern wurde schlagartig blass. Was war nur mit ihr los? Scheute sie etwa vor ein wenig Zusatzarbeit zurück?
„Sie müssen sich unbedingt mehr anstrengen, Elissa. Nur weil Sie königlichen Geblüts sind, haben Sie keinen Anspruch auf Sonderbehandlung.“
Bisher hatte sie stumm auf ihren Schreibtisch gestarrt, doch sein sarkastischer Tonfall ließ sie aufschauen. Das humorvolle Funkeln und der goldene Schimmer in den Augen ihres Chefs waren verschwunden. Stattdessen wirkten sie kalt und regelrecht abweisend.
Lissa wusste genau, was das bedeutete – Missbilligung und
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