Gala der Herzen
plötzlich im gleichen Konferenzraum standen wie auf der letzten Party, konnte sie nur mit Mühe einen Seufzer zurückhalten. Hatte James etwa doch noch etwas einzuwenden gefunden?
„Der … dieser junge Mann, der heute Morgen aus deinem Schlafzimmer kam, war dein Designer.“ Es war eher eine Feststellung, als ein Vorwurf.
„Ich habe nie etwas anderes behauptet.“
„Wahrscheinlich ist er sogar schwul.“
„Nein, das ist er nicht.“
„Nein? Aber auch nicht dein Typ, oder?“
Lissa schüttelte den Kopf.
„Bin ich dein Typ, Prinzessin?“
„Darüber möchte ich nicht mit dir reden.“ Die Worte waren heraus, ehe Lissa sie zurückhalten konnte. Am liebsten hätte sie James, der plötzlich ganz dicht vor ihr stand, einfach zur Seite gestoßen und wäre geflohen. Wo sollte dies alles hinführen?
„Es tut mir leid, Lissa!“, erklärte James atemlos und umfasste ihre Hände. Irritiert von seinem Ton versuchte sie, sich zu befreien, aber das ließ er nicht zu. „Es tut mir wirklich leid.“
Da sie sich nicht an ihm vorbeischieben konnte, verlegte sich Lissa darauf, seinen obersten Hemdknopf anzustarren. Endlich lockerte James seinen Griff.
„Du musst mir zuhören, bitte …“
Sie antwortete nicht, versuchte aber auch nicht, ihm ihre Finger zu entziehen. Es dauerte noch einen Moment, bevor er anfing zu sprechen. Und dann hörte sich seine Stimme an, als sei sie eingerostet.
„Du hast mich einmal gefragt, wie ich zu meiner Mutter stehe. Nun, wir haben eigentlich gar kein Verhältnis zueinander … Eines Tages kam ich aus der Uni nach Hause und überraschte sie und ihren Liebhaber. Sie hatte eine Affäre. Kurz darauf fand ich heraus, dass es nicht die erste war, und es blieb auch nicht ihre letzte …“
Er seufzte. „Ich habe noch nie zuvor darüber gesprochen, nicht mal mit meinem Vater. Ich war so wütend auf ihn, weil er es nicht mitbekam … oder es nicht sehen wollte. Auf jeden Fall habe ich mir geschworen, dass keine Frau so mit mir umgehen darf.“ James schnitt eine Grimasse. „Ein paar Jahre später traf ich dann Jenny und habe mich in sie verliebt. Ich dachte, wir seien glücklich. Sie war wie ein bunter Schmetterling, auf jeder Party zu Hause und immer auf Aufmerksamkeit aus. Meine reichte ihr wohl auf Dauer nicht. Alle wussten es vor mir, dass sie die ganze Zeit über hinter meinem Rücken mit anderen Männern im Bett war.“
Lissa stieß einen kleinen Laut aus, weil James den Druck um ihre Hände wieder verstärkt hatte. Doch das tat nicht so weh, wie sein verwundeter Blick, der ihr ins Herz schnitt.
„Ich habe mir geschworen, mich nie mehr so bloßstellen zu lassen und eine derart enge Beziehung zu einer Frau einzugehen. Und ganz bestimmt wollte ich mich nie mehr in ein Partygirl verlieben …“
Hatte er gerade ver lieben gesagt?
„Und dann hast du dich in mein Leben gedrängt – wunderschön und sprühend vor Vitalität. Ich habe wirklich alles versucht, dich nicht zu mögen, Lissa“, gestand er mit einem schiefen Lächeln. „Ich habe mir eingeredet, du seist egoistisch, oberflächlich und verantwortungslos. Doch mit jedem Tag, den ich dich besser kennenlernte, hast du mir gezeigt, dass du anders bist. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. Und dann diese aufdringlichen Presseleute! Ich hasse sie, und du schienst in ihrer Aufmerksamkeit zu baden. Und als ich dann auch noch dachte, du würdest dich nachts lieber in angesagten Clubs rumtreiben, als in meinem Bett zu liegen …“
„Aber ich habe doch nur versucht, einen DJ für die Party zu finden, genau, wie in der anderen Nacht und …“
„Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich habe längst gemerkt, was für ein Idiot ich war.“ Er lächelte reuig. „Trotzdem war es für mich schlimmer, als damals bei meiner Mutter, und viel schmerzhafter als bei Jenny. Und dann noch das Zeitungsfoto …“
Lissa stieß einen gereizten Laut aus. „Diese verdammten Paparazzi haben mich genau in dem Moment abgeschossen, als ich beim Verlassen des Clubs in meinen phänomenalen neuen Schuhen umgeknickt bin und die Balance verloren habe!“
„Auch das leuchtet mir inzwischen absolut ein … verzeih …“
Lissa schaute ihm fest in die Augen. „Habe ich dir jemals einen Grund gegeben, an mir zu zweifeln, James?“
Seine Miene verdüsterte sich. „Nein, ich weiß, dass ich unfair zu dir war. Und dass ich dich immer wieder verletzt habe. Ich wollte nur noch weg, Lissa. Weg von dir, weg aus diesem verdammten Aristo. Ich wollte, dass
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