GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
der sich leise mit den beiden anderen Gefangenen unterhielt. Ihnen schien es gut zu gehen. Das beruhigte mich ein wenig.
Jeremia regte sich nicht. Ich beugte mich zu ihm hinunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Er fehlte mir so sehr, dass sich mein Herz vor Schmerz verkrampfte. Ich wollte ihm unbedingt helfen, dafür würde ich alles tun, was in meiner Macht stand, auch wenn ich mich gegen meine Eltern stellen müsste. Ich würde ihn retten. Dann bewegte er sich plötzlich. Er schlug seine Augen langsam auf. Seine Lider flatterten ein wenig. Ich bemerkte, wie schmerzhaft die kleinste Bewegung für ihn sein musste.
„Charisma“, flüsterte er.
Mein Herz begann sofort zu rasen. Er konnte mich fühlen, und auch wenn er mich nicht hören konnte, antwortete ich ihm. „Ich bin hier.“
„Ich dachte, du hättest mich verlassen“, gestand er mit trauriger, nuschelnder Stimme.
Tränen rollten mir über meine Wangen. Wie konnte ich ihm sagen, dass ich ihn niemals verlassen könnte, da mein Herz für immer ihm gehörte. Er sprach weiter und seine Worte erfüllten mein Herz mit noch mehr Schmerz. „Ich fühle dich, ich weiß, dass du bei mir bist. Ich habe so lange auf dich gewartet, und ich dachte, du hättest mich verlassen. Was würde ich dafür geben, dich zu sehen, deine Hand zu halten, dich zu berühren. Wir gehören zusammen, aber meine Lage ist nicht gerade die Beste. Ich weiß nicht, wie lange ich diese Schmerzen aushalten kann. Ich weiß auch nicht, was Netan mit mir vorhat, aber falls ich sterben sollte, solltest du eins wissen: Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr, als ich es für möglich gehalten hätte.“
Seine Stimme versagte. Tränen schimmerten unter seinen Augen, die er wieder geschlossen hatte. Nein, er durfte nicht aufgeben. Wie konnte ich ihm klarmachen, dass ich ihn genau so sehr liebte und ich ihn retten wollte? „Bitte, Jeremia, gib nicht auf“, flehte ich. „Ich kann nicht ohne dich weitermachen.“
Er öffnete wieder seine Augen. „Verlass mich bitte nicht. Ich habe keine Angst zu sterben, aber ich habe Angst, dich nicht noch einmal spüren zu können, dich in meinen Armen zu halten und deine Lippen zu berühren.“ Er sprach so leise, dass ich Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen.
Ich fing an zu weinen. Ich wollte ihn küssen, ihn in meine Armen schließen und ihm sagen, dass ich ihn liebe und dass ich ihn nie verlassen würde, aber mir blieb keine andere Möglichkeit, als ihm einen Kuss auf den Mund zu geben.
„Danke“, war das Einzige, was er sagte, bevor er wieder die Augen schloss. Er hatte ein flüchtiges Lächeln auf den Lippen.
Eigentlich hätte ich gehen müssen, aber ich wollte noch ein wenig in seiner Nähe bleiben. Während ich ihm zuschaute, wie seine Atmung immer flacher wurde, spürte ich plötzlich ein Summen in meinem Inneren, das immer stärker anstieg. So etwas hatte ich noch nie gespürt. Ich wurde auf einmal ganz unruhig. Vielleicht war es Jason, der in mich gegangen war. Ich wusste es nicht. Ich hörte seine Stimme nicht, aber etwas zog meine Seele von hier weg. Ich hatte das Gefühl, dass meine Seele von jemand gerufen wurde, aber das konnte doch nicht sein. Jemand oder etwas war Herr über meine Seele geworden. Ich wollte bei Jeremia sein, versuchte mich zu wehren und konzentrierte mich darauf, hier an diesem Ort zu bleiben. Es war zwecklos. Mir wurde schlecht, ich brach zusammen und gab auf. Ich hatte keinen eigenen Willen mehr. Ich flog davon, über die Territorien hinweg, bis ich mich auf einer Lichtung in einem Wald wiederfand. Wo ich genau war, konnte ich nur erahnen, aber ich hoffte, dass es der Wald der Schleier war, denn dann wäre ich in der Nähe meiner Eltern, aber ich war mir nicht sicher.
Das Summen wurde immer stärker und es kam nun auch ein leises Flüstern hinzu. Es klang so, als würden mehrere Stimmen gleichzeitig sprechen. Die Stimmen kamen immer näher. Ich hielt mir die Ohren zu und schaute mich um. War es vielleicht meine Mutter, die nach mir suchte? Hatte ich sie vielleicht gespürt?
„Mama?“, rief ich. Ich konnte nichts erkennen.
Dann sah ich etwas durch die Bäume auf mich zukommen. Es sah aus wie Nebel, der sich durch die Bäume schnell bewegte und in meine Richtung steuerte. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich im Nebel mehrere Lichtquellen. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich hätte mich fürchten müssen, aber seltsamerweise fühlte ich keine Gefahr. Eher spürte ich eine gewisse Sicherheit und Ruhe in
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