GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
wachen über dich, aber ihr seid dort nicht sicher. Kehre in deinen Körper zurück!"
Meine Wut verflog so schnell wie sie gekommen war, zurück blieb nur die unerträgliche Trauer um Casper und um das was hätte sein können. Zeit heilt alle Wunden, so sagen es die Weisen. Ablenkung hilft. Ich fokussierte ein neues Ziel. Ich würde für ihn kämpfen, für Casper. Wir mussten siegen, damit sein Tod nicht vergebens war.
„Ich liebe dich, mein Bruder, mein Fleisch und mein Blut. Ich werde dir folgen - eines Tages - warte dort auf mich."
Mit diesen letzten Worten verließ ich seinen Körper.
Als ich die Augen aufschlug, hielt ich noch sein leichenblasses Gesicht in meinen Händen. Ich beugte mich zu ihm herunter und gab ihm einen letzten, zärtlichen Kuss auf seine eiskalte Wange. Eine warme Träne tropfte auf ihn nieder.
„Wir werden uns wiedersehen", flüsterte ich ihm tränenerstickt zu. Dann rappelte ich mich mühsam, schwerfällig wie eine alte Frau, auf und fühlte, wie langsam neue Kräfte durch meine Adern strömten. Meine Lebensenergie pulsierte.
28. Kapitel
Jeremia stand immer noch reglos da und schaute erschüttert zur leblos erstarrten Isma herab, die ihren toten Bruder im Arm hielt. Es waren erst wenige Minuten vergangen, nachdem sie ihren Körper verlassen hatte, aber ihm kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Jazem hatte sich neben seine Schwester gesetzt und starrte stillschweigend ins Leere. Jeremia konnte in Jazems traurigen Augen lesen, wie sehr er litt, aber trotzdem wirkte er irgendwie auch gefasst.
Es folgte ein langes Schweigen, während Jeremia den Geräuschen lauschte, die leise durch die Decke ihren Weg zu ihnen fand. Dumpfe Schritte und dann gebieterische Befehle waren zu hören. Anscheinend wurde nach Jason und seinen Schwestern gesucht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auffiel, dass auch die eingekerkerten Gefangenen nicht mehr dort waren wo sie hingehörten. Wie lange konnten sie hier noch verweilen? Seine Sorge wuchs, und langsam wurde er unruhig. Hoffentlich würde Isma rechtzeitig in ihren Körper zurückkehren, damit sie endlich hier weg konnten. Er hörte Schritte aus der Richtung, in der sich der Kerker befand. Theran, Talon und Gerrit kamen zurück. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung auf dem Boden wahr. Erst dachte er, dass Isma sich bewegt hatte, aber leider war es nur Jazem. Auch er hatte das Kommen seiner Brüder gehört.
„Ist sie immer noch nicht zurück?" Gerrit hatte sie als erster erreicht.
„Nein, aber wir können auch nicht mehr so lange warten. Jeden Moment kann ein Capitaner auftauchen."
Theran und Talon knieten neben Casper. Jeremia hatte das Gefühl, er müsste einen Moment innehalten, bevor er weitersprach.
Isma regte sich. Sie öffnete ihre Augen, beugte sich zu Casper und gab ihm einen sanften Kuss auf die Wange.
Jeremia zerriss es das Herz bei dieser Geste. Augenblicklich stand sie auf und blickte in die Runde. Theran und Talon hatten sich auch erhoben. Keine Traurigkeit war auf ihren ernsten Mienen zu erkennen, während Ismas Augen Entschlossenheit ausdrückten.
„Wir müssen los. Casper nehmen wir mit." Ihre feste Stimme erschreckte Jeremia. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos und beherrscht, so als ob sie ihre Gefühle hinter einer Maske verstecken wollte. Sie bewies Stärke und strahlte Kraft aus.
„Was ist geschehen, Isma? Sag uns doch etwas. Was hast du gesehen?" Theran fasste sie mit beiden Händen und hielt sie fest. Einen Moment erkannte er die Trauer in ihren Augen, die aber sofort wieder verschwand. Ihre Anspannung nahm ab. Das, was sie jetzt sagen würde, kostete sie eine Menge Überwindung. Als sie sprach, sprach sie nicht nur mit Theran. Sie schaute ihn an, aber ihre Worte waren an alle gerichtet.
„Ich wollte ihn zurückholen", wehklagte sie.
Jeremia war fassungslos. Wie konnte sie glauben, dass sie ihn von den Toten zurückholen konnte? War sie vielleicht doch verwirrter als er angenommen hatte? Er ging zu ihr und schloss sie in seine Arme. „Isma, es tut mir so leid, aber man kann keine Toten zurückholen." Er versuchte ihr begreiflich zu machen, dass dies unmöglich war.
Abrupt löste sie sich von ihm, während ihr Blick durch ihn hindurch zu blicken schien. „Dich habe ich zurückgeholt."
Er verstand die Bedeutung der Worte nicht. „Isma, was sagst du da?", schüttelte er den Kopf.
„Du warst tot. Die Wunde an deiner Schulter hatte sich so schlimm entzündet, dass du die Nacht nicht überlebt hättest. Ich war bei
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