GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
dir, und als du nicht mehr geatmet hast, bin ich in deinen Körper gefahren und habe dich zurückgeholt." Ihre Stimme klang fast hysterisch.
Jeremia konnte nicht fassen, was sie da von sich gab. Auch ihre Brüder und Gerrit blickten erstaunt.
„Das kann ich nicht glauben."
„Es ist die Wahrheit! Warum ich das konnte, kann ich dir nicht erklären, aber es war so." Tränen benetzten ihre Augen. „Ich wollte auch Casper zurückholen, aber es ging nicht. Sein Geist war schon nicht mehr bei uns. Er ist fort, und ich kam zu spät."
Einen Augenblick lang glaubte Jeremia, sie würde weinen, aber sie war doch gefasster als er dachte. Er wollte auf die Sache eingehen, um zu verstehen, was er gerade alles gehört hatte, aber er wusste, dass sie dafür keine Zeit hatten.
„Lasst uns jetzt zurück in die unteren Gewölbekeller gehen. Wir werden bald keine Möglichkeit mehr haben, über das Unglaubliche zu reden, wenn sie uns hier erwischen." Jeremia zog Isma an sich und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. „Wir werden es schaffen", sprach er mit sicherer Stimme.
Isma blickte zu ihm hoch und gemeinsam schritten sie durch das unterirdische Labyrinth, in dessen Gestank sich eher Kanalratten wohlfühlten als sie. Es blieb ihnen keine andere Wahl.
Theran, Talon und Jazem hoben vorsichtig ihren Bruder vom Boden auf und trugen ihn, so als ob er noch leben würde.
Wie so oft hatte ich mal wieder losgeplappert ohne Nachzudenken und Dinge von mir gegeben, die ja keiner wirklich verstehen konnte, außer mir. Am liebsten hätte ich mir die Zunge abgebissen. Hätte ich nicht einfach schweigen können? Zum Glück beharrte Jeremia nicht darauf, ins Detail zu gehen. Ich hatte gespürt, dass meine Glaubwürdigkeit schwer in Frage gestellt wurde. Die Männer mussten befürchten, ich wäre geistesgestört. Oh, wie peinlich!
Wir machten uns auf den Weg in ein Versteck, wollten uns verbarrikadieren bis die Nachschubtruppen hier eintrudeln würden. Dann dürften wir endlich Vergeltung üben und den Feind endgültig einen Dämpfer verpassen.
Von meinen seelischen Schmerzen mal abgesehen, zitterten mir die Knie, ich hatte Hunger und Durst, und wann ich das letzte Mal geschlafen hatte, das wusste ich auch nicht mehr. Meine Glieder schmerzten bei jeder Bewegung. Der übelriechende Gestank ließ meine Galle hochsteigen.
Aber ich sollte mich nicht beklagen, denn allen anderen in meiner Gruppe erging es nicht besser. Wir hatten Torturen auf uns genommen, um geliebte Menschen vor dem sicheren Verderben zu retten. Bisher war uns das eine geglückt, das andere nicht. Wir befanden uns in einer äußerst verzwickten Lage, unser aller Leben wurde aufs Gefährlichste bedroht.
Jeremia ergriff meine Hand, die ich ihm bereitwillig überließ, dabei strömte ein wenig Wärme in meinen Körper. Gemeinsam marschierten wir zügig weiter.
Meine Übelkeit verstärkte sich bis zum Schlechtwerden, als ich daran dachte, wie wir Brasne, Aaron und Calena sagen müssten, dass Casper tot war. Ein unerträglicher Schwindel erfasste mich und ließ mich taumeln. Ich drohte zu stürzen, wenn mich, ja wenn mich nicht Jeremia an der Hand hielt.
Der Schmerz saß tief, aber ich versuchte, die Qualen in den hinteren Winkel meines Herzens zu verdrängen. Die Zeit würde kommen, in der ich den Verlust Caspers beweinen konnte, aber nicht jetzt. Mein Verstand musste funktionieren.
Bald würde alles vorbei sein. Bald, recht bald.
Wir hämmerten gegen die Tür. Als sie geöffnet wurde, traten Jeremia und ich als erste über die Türschwelle. Alle Blicke waren auf uns gerichtet, aber nicht sehr lange, denn sofort erkannte ich, wie ihre Augen sich schreckhaft weiteten und zu Caspers Leichnam schweiften. Dann brach ein Stimmengewirr aus. Brasne und Aaron liefen an mir vorbei. Alles schien so unwirklich. Casper wurde vorsichtig auf den Boden gelegt. Brasne heulte auf, Aaron schrie wie ein verletztes Tier, Calena weinte jämmerlich und hielt ihre Hände vors Gesicht.
Jason fragte mich irgendetwas, aber ich reagierte nicht. Syria zog die beiden Mädchen schützend an ihre Seite und nahm ihnen die Sicht, damit sie nicht erschraken. Ich hatte das Gefühl, ein Zuschauer in einem traurigen Theaterstück zu sein und die ganze Szene lief schemenhaft vor meinen Augen ab, so als ob mich das Ganze nichts anging. Alles kam nur gedämpft an meine Ohren. Regungslos verharrte ich in Nähe der Tür. Irgendjemand sprach wie eine Endlosschleife auf mich ein. Ich vermutete Jeremia,
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