GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
Morgengrauen. Die Dörfer und Städte in der Nähe der Brücke wurden komplett eingenommen und alle Männer, Frauen und Kinder getötet."
Ein Aufschrei ging durch die Menge. Die Menschen waren fassungslos, so wie ich. Das Blutvergießen hatte begonnen. Nun graute allen Schreckliches.
„Wir haben leider nicht mehr viel Zeit. Trana, die Hauptstadt von Trianda, bereitet sich auf das Schlimmste vor. Wenn es Netans Armee schafft, die Hauptstadt einzunehmen, haben wir ein Territorium verloren. Nun liegt es an unseren Männern und denen der anderen Territorien, Galan zu retten. Jeremia Nahal, Sohn des Herrschers von Cavalan, steht nun hier und wird Ihnen alles Weitere erklären. Ich bitte um volle Aufmerksamkeit und Ruhe, es geht um unser aller Leben." Fisius trat einen Schritt zurück.
Jeremia ergriff das Wort. „Volk von Kalander! Ich, Jeremia Nahal, Sohn des Cavalan-Herrschers, stehe hier vor Ihnen in Vertretung für meinen Vater, des Vorsitzenden des GalanBundes. Nach einer 70-jährigen Friedensperiode müssen wir unsere Armeen erstmals aufstocken, um uns gegen einen sehr aggressiven Feind, den Capitanern, zur Wehr zu setzten. Die Capitaner wollen unser Land, unsere Bodenschätze und vieles mehr. Wie wir soeben erfahren haben, schrecken sie vor nichts zurück und überfallen mit mörderischer Gewalt friedliche Regionen, um sie an sich zu reißen. Dabei ermorden sie unschuldige Zivilisten. Wir wurden quasi über Nacht davon überrascht. Jeder Mann, jeder Junge über 13 Jahre, all diejenigen, die ein Schwert halten können und Zuhause entbehrlich sind, sollen sich freiwillig melden und sich für die Armee registrieren lassen", sprach er mit fester, entschlossener Stimme und fuhr fort. „Sollten sich nicht genügend Freiwillige finden, sehen wir uns gezwungen, die Wehrpflicht für jeden männlichen Galaner ab 14 Jahren ausrufen zu müssen. Die frischen Rekruten werden binnen drei Tagen in die wichtigsten Kampftechniken unterwiesen. Danach setzen sich die Truppen in Marsch zu den Kriegsfronten. Ich bin ihr Obermaster, der höchste Befehlshaber der Streitkräfte, und mein Wort ist Gesetz. Wir erwarten absoluten Gehorsam von den Kriegern und dass sie ihr Leben für Galan geben. Befehlsverweigerung steht unter Strafe!" Abrupt beendete er seine Ansprache.
Die Frauen und Männer um mich herum sahen sich entgeistert an und lagen sich plötzlich in den Armen, viele weinten, andere sprachen tröstende Worte zu ihren Liebsten. Ich stand wie versteinert da. Ich nahm, wie in weiter Ferne wahr, wie meine Mutter bitterlich weinte und jeden einzelnen meiner Brüder in die Arme schloss. Mein Vater versuchte, ihr Halt zu geben. Nur ich konnte mich einfach nicht rühren; mein ganzer Körper war wie gelähmt.
Jeremia. Er wirkte so kalt und berechnend.
Hatte ich mich vielleicht in ihm getäuscht?
Fassungslos schüttelte ich leicht den Kopf, bevor ich mich von ihm abwandte. Ich musste ihn für einen Moment vergessen. Meine Brüder würden bald in die Schlacht ziehen, sie würden uns verlassen, ich musste mich von ihnen verabschieden.
Abschied! Die grausame Realität traf mich mit voller Wucht. Ich war so egoistisch. Die ganze Zeit dachte ich immerzu an Jeremia, aber die Menschen, die mir wirklich nahe standen, gerieten ins Hintertreffen. Nun würden vier von ihnen in den Krieg ziehen und vielleicht würde ich sie für lange Zeit nicht mehr ... oder vielleicht sogar niemals wiedersehen. Nein, daran durfte ich gar nicht denken. Ich dachte, es sei meine Bestimmung gewesen, den Krieg aufzuhalten, meine Brüder und alle Menschen zu retten. Wie naiv, so etwas zu denken.
Plötzlich riss mich jemand aus meiner Erstarrung und aus meinen Gedanken. Jemand nahm mich in den Arm und sagte etwas zu mir, aber ich verstand erst nichts. „Isma, was ist los? Bitte sag doch etwas. Du bist kreidebleich. Hast du ein Ge-spenst gesehen?" Jazem hielt mich und machte ein besorgtes Gesicht.
Ich versuchte, mich zu konzentrieren. Langsam klärte sich mein Blick. Ich sah in die erschrockenen Gesichter meiner Familie, die um mich herumstanden.
„Isma, bitte, was hast du?", fragte meine Mutter besorgt.
Meine Beine wollten mir nicht mehr gehorchen, und mein Blickfeld verdunkelte sich, dann brach ich zusammen. Jazem ging mit mir zu Boden. Dann wurde alles schwarz.
Während Fisius sprach, stand Jeremia nur da. Den Schmerz, den er gerade spürte, wuchs zur Unerträglichkeit. Gleich müsste er den Männern sagen, dass sie alles zurücklassen würden. Ihr
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