GALAN - Die Seelenwanderin (GALAN-Saga) (German Edition)
freien Lauf. Da ich sehr oft allein bin, beschäftige ich mich mit Nähen. Es macht mir Spaß und nun bin ich froh, dass ich dir eines geben kann. Du weißt, deine Brüder und du, ihr seid wie meine eigenen Kinder. Also, lass uns mal sehen, welches dir am besten steht."
Wir inspizierten jedes einzelne. Das Erste war aus fließender, dunkelblauer Seide mit Glasperlen bestickt.
Ich stellte mich vor ihren Wandspiegel neben die Tür. So etwas hatte ich noch nie getragen.
Schon kam Tante Lana mit einem anderen Kleid. Dieses war in dunklem Rot gehalten und die Ärmel und der runde Ausschnitt waren mit schwarzer Spitze besetzt. Sie hielt es mir an und schüttelte den Kopf. „Nein, das macht dich zu blass. Wir brauchen etwas anderes." Während sie sprach, lief sie immer hin und her, immer mit einem anderen Kleid in der Hand.
Mein Mut, Jeremia gegenüber zu treten, wurde immer größer, denn in diesen Kleidern repräsentierte ich einen viel höheren gesellschaftlichen Stand.
Nach einer guten Stunde hatten wir uns für ein Kleid entschieden. Tante Lana scheuchte mich ins Nebenzimmer, damit ich es anziehen konnte. Als ich aus dem Zimmer kam, gab sie mir ein paar Pumps, die dieselbe Farbe hatten wie das Kleid. Ich setzte mich und zog die feinen Schuhe an.
„Dein Haar, Liebes, trag es offen", schlug sie vor. „Das macht dich weiblicher."
Sie kämmte mich und klemmte mir eine mit glitzernden Steinchen überzogene Spange in die Haare. Dann trug sie mir etwas roten Lippenstift und Makeup auf und begutachtete ihr Werk. Ich fühlte mich jetzt schon viel selbstsicherer, obwohl ich gar nicht wusste, wie ich aussah. Ich bewegte mich ganz vorsichtig in dem Kleid und trat vor den Spiegel. Die Person, die mir aus dem Spiegel entgegen blickte, konnte unmöglich ich sein. Fassungslos konnte ich den Blick vom Spiegelbild nicht abwenden und drehte mich dann doch ganz langsam zu meiner Tante um.
Sie nickte nur grinsend. „Du bist wunderschön und so bezaubernd", gestand sie mir.
„Tante Lana, nie hätte ich es für möglich gehalten, was ein schönes Kleid und ein bisschen Lippenstift ausmachen. Niemals. Bin ich das wirklich?" Ich konnte es einfach nicht fassen.
„Ja, Liebes, das bist du. Du bist nun eine erwachsene Frau und, dass du so schön sein kannst, das wusste ich schon immer. Du hattest einfach auf dem Lande nie die Möglichkeiten, dich so herzurichten", sagte sie voller Stolz.
Ich wandte mich wieder meinem Spiegelbild zu und betrachtete mich mit dem smaragdgrünen Seidenkleid. Es betonte meine schlanke Taille und fiel nach der Hüfte gradlinig bis zu meinen Fußknöcheln. Die enganliegenden Ärmel bestanden aus reiner Spitze, Ton in Ton mit dem Kleid, und wurden bis zu meinen Handrücken etwas breiter. Überall zierten kleine, verspielte Stickereien in Form von Blüten den Stoff, so dass es nicht nur elegant sondern auch märchenhaft romantisch wirkte.
„Siehst du, das Kleid bringt deine schönen grünen Augen zur Geltung", fügte sie noch überzeugend hinzu.
Ja, tatsächlich. Mein Gesicht strahlte und ich sah aus wie ein Star, erkannte mich kaum wieder. Auch wenn meine Tante nur wenig Schminke verwendet hatte, sah ich verändert aus. Das Rouge betonte meine Wangen. Und die Lippen glänzten jetzt in einem zarten Rosa. Der grüne Lidschatten hob meine Augen hervor. Aus einem hässlichen Entlein ist ein Schwan geworden.
Würde Jeremia mich sehen und würde ich ihm gefallen?
Glücklich umarmte ich Lana innig. „Danke, danke, danke. Ich erkenne mich kaum wieder und es gefällt mir, mich so zu sehen."
„Das freut mich für dich. Aber jetzt müssen wir uns sputen, es ist schon dunkel. Die anderen sind mit Sicherheit unten und vermissen uns schon. Lass uns mal sehen, was deine Familie zu der neuen Isma sagt."
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Meine Tante hatte in der Zeit, in der ich im Bad war, überall Kerzen angezündet, und durch meine Aufregung war mir das entgangen.
Sie öffnete die Tür und gemeinsam kehrten wir zurück in den Wohnraum, wo alle schon versammelt auf uns warteten. Lana schritt voraus, und als ich den Raum betrat, hörten urplötzlich alle auf, zu sprechen. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Meine Brüder starrten mich mit offenem Mund an.
Plötzlich klatschte Tante Lana heftig in die Hände. Sie grinste über beide Ohren. „Und was sagt ihr?"
Sprachlos blickten sie immer noch wie erstarrt.
Langsam fühlte ich mich unbehaglich und peinlich berührt. „Soll
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